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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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hätte, sah, daß es in Huna zu kochen begann. Sie flüsterte leise mit ihren Begleiterinnen, schien dann aber wahrzunehmen, daß er sie musterte, und warf ihm einen Blick zu, der ihm Schauder über den Kücken jagte. Nie zuvor hatte eine Krau ihn so angesehen.
    Rasch wandte Honga sich ab. Keine der anderen Amazonen beachtete ihn, auch Nukima tat, als sei er Luft für sie. Nur Vina wandte sich ihm hin und wieder zu, und stets dann huschte ein Schatten des Nachdenkens über ihre Züge.
    Gerrek legte freundschaftlich eine Hand auf Hongas Schulter. »Uns beide werden sie nicht brauchen«, meinte er hoffnungsvoll. »Wenn es ums Kämpfen geht, wollen die Weiber unter sich sein. Und nicht nur dann. Aber ich bin froh, daß ich nicht wieder hinaus muß aufs Meer. Das viele Wasser, brrr, wenn ich nur daran denke, wird mir übel. Und das Fliegen ist fast noch schlimmer.«
    Honga nickte zögernd.
    »Ich kann es dir mitfühlen«, sagte er unbewegt. »Wenn dem Zugvogel wirklich einmal die Luft ausgeht, platschst du mitten hinein ins Naß. Aber immerhin soll es auch sauber machen.«
    »Salzwasser nicht«, schüttelte Gerrek den Kopf, daß seine wirre Mähne flatterte. Den versteckten Spott in Hongas Worten schien er nicht zu bemerken. »Lieber gehe ich auf und davon. Wenn du willst, darfst du mich begleiten. Ich habe gehört, daß es weit im Norden, jenseits der Schattenzone, ein paradiesisches Land geben soll, in dem Männer nicht bloß niedrige Arbeiten verrichten und ständig geschlagen und beschimpft werden. Ach…«, er seufzte laut und rollte verzückt mit den Augen, »könnte ich nur dort leben. Gorgan muß ein Reich sein, in dem Milch und Honig fließen.«
    »Du hältst es wirklich für ein Paradies?« fragte Honga verblüfft. Der Mandaler stockte, sah ihn von oben herab lauernd an und schüttelte ihn dann heftig an den Schultern.
    »Kennst du Gorgan? Sag schon«, sprudelte es aus ihm hervor. »Warst du jemals in einem deiner beiden Leben dort?«
    »Glaube mir«, sagte Honga zögernd. »Keines der Länder im Norden würde dir gefallen. Dort herrschen die Dämonen, die Vanga nicht duldet.«
    »Du weichst meiner Frage aus«, bohrte Gerrek weiter. »Was verschweigst du mir?« Obwohl er überaus erregt war, hörte er doch, daß nur wenige Schritte hinter ihm sein Name fiel.
    »Hä«, wandte er sich um. »Wer redet von mir?«
    »Ich.« Vina winkte ihn zu sich heran. »Du wirst wieder mit mir fliegen, wenn wir die Medusen vom Himmel holen.«
    »Nein«, krächzte Gerrek. »Niemals.«
    »Ich kann dich dazu zwingen. Du weißt sehr wohl, wie unangenehm es ist, kopfüber…«
    »Rohe Gewalt hat schon immer über den Geist triumphiert. Ich füge mich, aber nur ungern. Schließlich vertrage ich das Fliegen nicht.«
    »Honga und Ramoa werden mich selbstverständlich auch begleiten«, fuhr Vina fort. Von dem Tau schweifte ihr Blick zu Burra und dann wieder zurück. Eine Unausgesprochene Frage lag darin verborgen, die Honga nicht entging. Nur zu gut verstand er, was die Hexe bewegte. Sie schien zu ahnen, daß er nicht der war, für den er sich ausgab.
     
    *
     
    Mitternacht war vorüber, als Korum im Schein unzähliger Fackeln zum Leben erwachte. Wie Pech lag die Finsternis über der Stadt und wollte nicht weichen. Die ersten Ballons, die mit Kriegerinnen besetzt aufstiegen, entschwanden schnell aus dem Blickfeld der Zurückbleibenden. Es war als habe die Schwärze sie gierig in sich aufgesogen.
    Von Bord der Sturmbrecher aus verfolgte Burra eine Weile das hastige Treiben. Regungslos stand sie da und starrte nach Norden.
    Eine flüsternde Stimme drang an ihr Ohr. Es war die Stimme Sosonas, der uralten Hexe.
    »Du haßt sie?«
    »Ja«, nickte Burra. »Nukima ist im Grunde ihres Herzens keine wirkliche Kriegerin. Ihr steht der Sinn nach anderen Dingen.«
    »Trotzdem wartest du ab?«
    »Ich kann sie nicht einfach zum Zweikampf fordern.«
    »Es gibt andere Mittel…«
    »Nun, da ihre Hexe überraschend zurückgekehrt ist, gilt es vorsichtig zu sein.«
    »Du bist wütend, weil Vina dir eine Abfuhr erteilt hat. Ist dir nicht aufgefallen, daß Nukima sie überaus abweisend behandelt? Die Amazone fühlt sich seit langem im Stich gelassen.«
    »Vielleicht hast du recht, Sosona.«
    Die Alte kicherte. »Was ich vorhersage, trifft immer ein. Möglicherweise wird Vina während des Kampfes mit den Medusen Opfer eines bedauerlichen Unfalls.«
    »Ja«, machte Burra sinnend. »Auszuschließen ist das sicher nicht.«
     
    4.
     
    Als der Morgen graute,

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