Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Angriffsspitze bildete, kam das Zeichen, daß die ersten Medusen auf Sichtweite heran waren. Irgendwie glaubte ich, das Unheimliche spüren zu können, das sich uns näherte. Ähnliches hatte ich vor langen Jahren gefühlt, als ich auf der Suche nach Jodrel dem Dämon begegnete.
    Eine grimmige Kälte lag über dem Wasser. Aufsteigende Dunstschleier erstarrten zu winzigen Kristallen, die wie Nadeln auf der ungeschützten Haut stachen. Die Decksplanken überzogen sich schnell mit einer dünnen Reifschicht. Selbst der Atem gefror und schlug sich weiß auf der Kleidung nieder.
    Sosona würde an Bord der Mashagima – wie ich eines der drei Luftschiffe zu Ehren meiner ehemaligen Meisterin genannt hatte – mitfahren. Vor mir stieg sie in den offenen Korb, der eine Körperlänge im Geviert maß und dessen Brüstung mir bis knapp unter die Achseln reichte.
    Etwa zehn Ellen über uns schwebte der Feuertrog, dessen glühenden Schein das Meer widerspiegelte.
    Wie eine Verheißung wich die Schwärze der Nacht.
    Ich kappte das Halteseil.
    Rasch gewannen wir an Höhe.
    Am südlichen Horizont zeichnete sich ein heller Silberstreif ab. Über Vanga ging zu dieser Stunde die Sonne auf. Unmittelbar an der Grenze zum Dämmerland war davon aber nicht viel zu bemerken, außer, daß der Wind ein wenig auffrischte.
    Dann waren die Medusen heran. Pfeil um Pfeil jagte ich ihnen entgegen. Aber es war schwer, sie entscheidend zu treffen. Wenn nicht wichtige Organe verletzt wurden, schloß sich ihre Haut sehr schnell wieder.
    Ich sah die feinen Zeichnungen ihrer Schirme, erkannte die dunklen Schatten, die sich an ihren Unterseiten festgesetzt hatten – Wesen aus der Schattenzone.
    Ein grauenvoller Schrei ertönte, als ich eine dieser Kreaturen durchbohrte. Sie verlor den Halt und stürzte. Vorübergehend glaubte ich, eine riesige Kröte vor mir zu haben, aber dann schienen ihre Beine sich in Flügel zu verwandeln, um sie zurück in den Schutz der Meduse zu tragen.
    Meine Pfeile zerfetzten dünne, fast durchsichtige Flughäute. Das Geschöpf verschwand endgültig in der Tiefe. Nur einen Herzschlag später schlug es auf dem Wasser auf und versank.
    Die Meduse war inzwischen so nahe, daß ich sie mit der Schwertlanze abwehren konnte. Ihre Fangarme tasteten nach dem Korb.
    Ich gewahrte eine flüchtige Bewegung über mir. Zwei kleinere Luftgeister saugten sich an der Ballonhülle fest. Ohne Zweifel waren sie bereits stark genug, um diese mit ihrer Säure durchlässig zu machen.
    Aber ich konnte nicht in die Takelage hinaufklettern, weil ich mich der angreifenden Meduse erwehren mußte. Unsere enge Gondel drohte auseinanderzubrechen. Erste Teile des Geflechts lösten sich bereits dampfend auf.
    Heftig stieß ich mit der Lanze zu, wirbelte die Klinge hoch und ließ sie von neuem herabsausen. Ich kämpfte verbissen, aber vorsichtig, denn das Gift, das die Fangarme absonderten, konnte tödlich sein.
    Endlich gelang es mir, das Biest vom Korb wegzustoßen.
    Sosona war in Trance versunken. Ihre Augen erstrahlten in einem unwirklichen Feuer, wie ich es an ihr nie zuvor gesehen hatte. Die Arme zum Ballon aufgehoben und die Finger weit gespreizt, schien sie zur Salzsäule erstarrt. Ihre Lippen bewegten sich zu einer lautlosen Beschwörung.
    Seltsam schmatzende Geräusche ertönten. Ich glaubte, meinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen, als die Medusen von uns abließen – zögernd zwar, doch die Saugöffnungen ihrer Tentakel lösten sich.
    Ihr Flug wirkte schwerfällig. Sie strebten dem Zugvogel zu, von dem uns kaum fünfhundert Schritte trennten.
    Der Wind wurde heftiger. Wir verloren an Höhe, weil unser Ballon plötzlich nicht mehr genügend Heißluft erhielt. Ich holte den Feuertrog mitsamt dem Gestänge, an dem er befestigt war, in den Korb herab. Die Glut war nahe am Erlöschen, flammte aber von neuem auf, als ich etliche Scheite eines harzigen Holzes nachlegte. In aller Eile hievte ich den Trog dann bis dicht unter die Öffnung im Ballon, durch die die erwärmte Luft aufsteigen konnte.
    Überall wurde gekämpft. Daß die Medusen uns nicht ebenfalls mit aller Heftigkeit angriffen, war wohl Sosonas Verdienst. Doch die Hexe stand im Begriff, sich aus ihrer Starre zu lösen.
    Eine heftigeErschütterung riß mich fast von den Beinen. Der Korb ächzte in seinen Halterungen Ich erkannte, daß eine große Meduse uns von unten her gerammt hatte.
    Ein zweiter Stoß wölbte den Boden der Gondel auf. Sosona war nicht mehr gelenkig genug, sich abzufangen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher