Flucht aus Korum
Schnüren über dem Bauch verknotet werden. Diesem ersten Stück der Unterbekleidung folgte ein knielanger, den ganzen Oberkörper umschließender Waffenrock, mit einer Kordel auf besondere Weise um die Hüfte gegürtet.
Eine weite Wadenhose, mit den Symbolen des Schwertmonds bestickt und reich verziert, beließ den Beinen der Kriegerin die erforderliche Bewegungsfreiheit. Die dicken Beinschienen, die Mythor als nächstes anzulegen hatte, waren aus Leder gefertigt und mit eisernen Bändern verstärkt, um vor Hieben, die von vorn geführt wurden, zu schützen.
»Du ziehst die Knoten zu fest«, brüllte Burra plötzlich los. »Willst du, daß mir das Blut in den Adern gerinnt, wenn ich laufe?«
Mythor nahm es wortlos hin, wie die vielen kleinen Demütigungen zuvor, mit denen die Amazone bewußt seinen Willen zu brechen suchte. Er hätte sein Schwert ziehen und auf Burra eindringen können – sie wäre ihm hilflos ausgeliefert gewesen. Aber es war nicht nur sein Stolz, der ihn daran hinderte, eine Wehrlose zu besiegen. In gewisser Weise schien die Kriegerin seine Vorstellungen von Ehre und Moral sogar zu teilen.
»Die Ärmel…«
Sie waren metallbeschlagen, bestanden aus feinmaschigem Kettengeflecht und auf Tuch genähten Eisenstreifen.
Dann legte Burra den Leibpanzer an, der aus eisernen Lamellen gefertigt war. Die Rockklappen aus dem gleichen Material sollten ihre Hüften schützen.
Die Schulterpartie des Panzers wurde von breiten Klappen, die aus demselben Geflecht bestanden wie die Ärmel, nochmals überdeckt.
Mythor war erstaunt über das geringe Gewicht der Rüstung. Ihre Trägerin wurde von den einzelnen Teilen kaum behindert, und doch ergaben sie in ihrer Gesamtheit einen vorzüglichen Schutz.
»Mach schneller!« herrschte Burra ihn an. »In deiner Langsamkeit gleichst du einer Schnecke. Soll ich den Turnierplatz erst erreichen, wenn alles vorüber ist?« Zornesadern schwollen auf ihren Schläfen. »Jetzt den eisernen Kragen.« Sie versetzte Mythor einen Stoß zwischen die Schulterblätter, daß er hart gegen das Regal prallte.
Zähneknirschend ließ er es über sich ergehen.
Der Kragen war mit einem eine Handspanne breiten metallenen Latz fest verbunden und sollte vor Enthauptung bewahren.
Einen langen Streifen aus Baumwolle wand Burra zu einer Kappe über ihrem Haarknoten.
»Das nächste Stück! Beeile dich gefälligst!«
Mythor reichte ihr die grimmige Maske aus lackiertem Eisen, die fest genug war, um selbst Lanzenspitzen zu verbiegen. Mit einem Faustschlag wischte sie das kunstvoll gearbeitete Stück beiseite.
»Du Tölpel«, schrie sie. »Habe ich das nötig? Sieh mich doch an. Meine Narben sind es, die meine Gegnerinnen einschüchtern, denn die wissen genau, wie ich sie erworben habe. Gib mir nur den Helm.« Burra spie aus. »Ich werde dich auspeitschen lassen.«
Lange genug hatte er an sich gehalten, nun aber platzte Mythor endgültig der Kragen. Er schleuderte den Helm mit Schirm und gepanzertem Nackenschutz ins Regal zurück und zog Alton. Er wollte nicht töten, wollte sich allein die nötige Achtung verschaffen. Burras Reaktion verriet, daß sie nur darauf gewartet hatte, mit ihm die Klinge zu kreuzen. Mit einem einzigen Satz, der all die geschmeidige Kraft verriet, die in ihr steckte, warf die Amazone sich herum und riß eines der beiden Schwerter an sich, die zusammen mit den Scheiden an der Wand hingen. Es war das längere, dessen meisterhafter Schliff es zu einer wertvollen Waffe machte.
Mythor erschrak, als er den ungestümen Ausdruck in den Augen der Kriegerin bemerkte. Schlagartig wurde ihm klar, daß er sich auf einen Kampf auf Leben und Tod eingelassen hatte.
»Nun, Tau?« höhnte Burra. »Die Angst schreit aus deinem Blick.« Sie täuschte einen Ausfall vor, den Mythor jedoch durchschaute. »Ah«, machte sie. »Du bist also wirklich nicht so plump wie andere Männer.«
Der Krieger der Lichtwelt wich zurück. Er konnte sich ausrechnen, daß Burra darauf abzielte, ihn an die Wand zu drängen.
Der Vorhang hinderte ihn. Zwei schnelle, rückwärts geführte Hiebe mit Alton zerfetzten den Stoff.
Sofort stieß die Amazone nach. Aber Mythor duckte sich unter ihrem Streich hinweg. Sie lachte.
»Sehr gut, Honga. Du fängst an, mir Spaß zu bereiten. Sieh her, diesmal meine ich es ernst.«
Ihre Klinge zuckte von oben herab. Im letzten Moment riß Mythor sein Gläsernes Schwert hoch und parierte. Dann griff er seinerseits an.
Klirrend prallten die Waffen aufeinander. Ein
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