Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
sich gab, verstummten, als man ihm einen Maulkorb verpaßte. Zu spät merkte er, was geschah, daß die Amazonen auch seine Hände in eiserne Handschuhe steckten.
    Das kann kein Zufall sein, schoß es Mythor durch den Kopf. Die Kriegerinnen wußten genau, wo wir zu finden waren; sie handeln gezielt und vorbereitet. Jemand muß uns verraten haben.
    Ein betäubender Geruch stieg in seine Nase. Der Gorganer begann zu vergessen. Und dann schwanden ihm die Sinne.
     
    *
     
    Ein wirbelndes Nichts spie ihn aus. Das Gefühl, in eine bodenlose Tiefe zu stürzen, wurde übermächtig. Alles in ihm verkrampfte sich vor dem zu erwartenden Aufprall, der aber nie erfolgte.
    Die Finsternis, die ihn umfangen hielt, wich einem hellen Schimmer, der war wie der Schein eines brennenden Dochtes, von einem gläsernen Windschutz gebrochen und verzerrt. Flackernde Schatten verweilten kurz an den Wänden und huschten dann weiter, um sich zu vereinen.
    Die Stille war bedrückend.
    Stöhnend kam Mythor hoch, aber eine plötzliche Schwäche ließ ihn taumeln. Vor sich sah er schwere, wallende Vorhänge, die wie von Geisterhand bewegt aufglitten.
    Ein Gesicht näherte sich ihm, und dunkle Augen starrten ihn an.
    Mythor ließ sich zurücksinken. Er kannte dieses Antlitz, das von einer dicken, bläulich verfärbten Narbe verunstaltet wurde, die von der Stirn aus quer über die Nasenwurzel lief. Auch das Kinn der Frau war irgendwann durch einen Hieb gespalten worden. Wildes Fleisch wucherte rund um diese Verletzung.
    »Burra!« stöhnte der Krieger der Lichtwelt. Allmählich erlangte er seine Erinnerung zurück an das, was in den Katakomben geschehen war.
    »Ja«, lachte sie. »Niemand kann mir entkommen. Glaubst du wirklich, ich wüßte nicht längst, was im Untergrund von Korum vor sich geht? Es macht mir Spaß, mit den Männern zu spielen, die sich einbilden, klüger zu sein als Amazonen. In Wirklichkeit sind sie schwach und dumm – nur du scheinst eine Ausnahme zu sein.« Ihr Blick ruhte eine Weile auf ihm und wanderte dann weiter durch den großen Raum, dessen Wände mit Waffen und Schlachtengemälden geschmückt waren.
    Überrascht stellte Mythor fest, daß er noch die Kleidung trug, die er von den Tau erhalten hatte. Und in der ledernen Scheide steckte Alton. Es war also längst nicht alles verloren.
    »Was ist mit Gerrek geschehen?« wollte er wissen.
    »Der Drache ist gut aufgehoben«, antwortete Burra dröhnend. »Aus meinen Verliesen kann niemand entkommen.«
    Mythor fühlte sich versucht, es mit ihr aufzunehmen. Schon lag seine Hand am Knauf des Gläsernen Schwertes.
    »Wage es, die Klinge gegen mich zu erheben – ich warte nur darauf. Was glaubst du, Narr, warum ich dir die Waffe gelassen habe? Weil sie für mich eine Herausforderung darstellt. Ich will dein Schwert haben und werde es bekommen. Nur werde ich es dir nicht stehlen wie ein Wegelagerer sondern es dir zusammen mit deinem Kopf nehmen. Bereite dich darauf vor.
    Aber vorher sollst du mich verwöhnen und zeigen, daß mein Wort für dich Befehl ist.«
    Sollte er widerstreben, sie spüren lassen, daß er gewohnt war, mit Alton umzugehen?
    Nein, dachte Mythor. Damit kann ich im Augenblick nicht viel gewinnen, aber alles verlieren. Zudem ist Burra nicht wirklich schlecht. Sie kämpft wie ich für die Ziele des Lichts, wenngleich ihre Art, dies zu tun, anders ist.
    Sie sah, daß er zögerte und funkelte ihn überlegen an.
    »Du wirst einer meiner ’Männer für alles’ sein«, bellte sie, »und mir Tag und Nacht zur Seite stehen; du wirst mich unterhalten und mir beim Anlegen der Rüstung behilflich sein. Aber hüte dich davor, mir zu nahe treten zu wollen.«
    Bei Quyl, schoß es Mythor durch den Sinn. Das würde mir nie einfallen.
    Burra zog den schweren Vorhang vollends zur Seite. Dahinter wurden Fächer sichtbar, in denen verschiedene Kleidungsstücke und die Teile einer Rüstung lagen.
    »Dieser Raum«, erklärte die Amazone, »ist mein persönliches Gemach, zu dem nur meine Diener Zutritt haben.«
    Sie schlüpfte aus dem langen, weit fallenden Gewand, das sie trug.
    »Es ist an der Zeit, den Turnierplatz aufzusuchen. Gib mir das Lendentuch.«
    Mythor zögerte, weil er sich in dem Regal nicht zurechtfand.
    »Es liegt oben rechts«, fauchte Burra schließlich.
    Das aus grobem Stoff gewebte Lendentuch, das auch die Brüste bedeckte, wurde mit einer Schlaufe über den Kopf gezogen. Es reichte sogar zwischen den Beinen hindurch und mußte vom Rücken aus mit zwei dünnen

Weitere Kostenlose Bücher