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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dem niedrigen Haus stehen und sah sich so unauffällig um, wie er konnte. Es waren keine Straßenhüter in Sicht, aber er beeilte sich, als er Nynaeve in die schmale Gasse drängte. Bevor er Rochaid gefolgt war, hatte er auch keine Straßenhüter gesehen.
    »Du bist sehr still«, sagte Lan.
    Sie machte noch drei Schritte, bevor sie antwortete, ohne langsamer zu werden oder über die Schulter zu sehen. »Ich habe zuvor nicht nachgedacht«, sagte sie leise. »Ich habe es für ein Abenteuer gehalten, die Konfrontation mit Schattenfreunden, abtrünnigen Asha'man, aber du gehst da rauf, um sie hinzurichten. Wenn möglich wirst du sie töten, bevor sie dich überhaupt bemerkt haben, nicht wahr?«
    Rand warf Lan einen Blick über die Schulter zu, aber der ältere Mann schüttelte nur verwirrt den Kopf. Natürlich würden sie sie ohne Vorwarnung töten, falls das möglich war. Das hier war kein Duell; es war eine Hinrichtung, genau wie sie gesagt hatte. Zumindest hoffte Rand, dass es das sein würde.
    Die Gasse hinter den Gebäuden war etwas breiter als jene, die zur Straße führte; die steinige Erde wurde von den Furchen der Müllkarren durchzogen, die morgens hier entlanggeschoben wurden. Um sie herum erhoben sich nackte Steinmauern. Niemand wollte ein Fenster ha-, ben, um den Müllkarren zuzusehen.
    Nynaeve schaute an Zerams Haus empor, dann seufzte sie plötzlich. »Tötet sie im Schlaf, wenn ihr könnt«, sagte sie dann sehr leise für solch wilde Worte.
    Etwas Unsichtbares wickelte sich unter Rands Armen fest um seine Brust, und er schwebte langsam in die Höhe, immer weiter nach oben, bis er über die hervorstehende Regenrinne trieb. Der unsichtbare Harnisch verschwand, und seine Stiefel traten kurz ins Leere, bis sie das schräge Dach berührten und die feuchten grauen Schieferpfannen ein Stück hinunterrutschten. Er ging in die Hocke und kroch auf allen vieren wieder hinauf. Ein paar Augenblicke später schwebte Lan herbei und landete ebenfalls auf dem Dach. Der Behüter ging ebenfalls in die Hocke und spähte in die Gasse hinunter.
    »Sie ist weg«, sagte Lan schließlich. Er drehte sich herum und streckte dann den Arm aus. »Dort ist unser Eingang.«
    Es handelte sich um eine Falltür, die ganz in der Nähe des Dachfirsts zwischen den Platten eingesetzt und mit einem Schutzblech ausgestattet worden war, um Regenwasser von dem Dachboden fern zu halten, der sichtbar wurde, als man sie anhob. Rand ließ sich in den staubigen Raum hinab, der durch das einfallende Licht etwas erhellt wurde. Einen Augenblick lang hing er dort an den Händen, dann ließ er los und fiel die letzten paar Fuß. Bis auf einen Stuhl mit drei Beinen und einer geöffneten Truhe war der lange Raum vollkommen leer. Anscheinend hatte Zeram aufgehört, den Dachboden als Lagerraum zu benutzen, nachdem seine Frau Mieter aufgenommen hatte.
    Die beiden Männer bewegten sich vorsichtig und suchten den Boden ab, bis sie eine weitere, diesmal größere Falltür fanden. Lan strich über die Messingangeln und flüsterte, sie seien trocken aber nicht verrostet. Rand zog das Schwert und nickte. Lan riss die Falltür auf.
    Rand war sich nicht sicher, was er vorfinden würde, als er durch die Öffnung in die Tiefe sprang und sich mit einer Hand festhielt, um den Sturz zu kontrollieren. Er landete federnd auf den Fußballen in einem Raum, der die Funktion des Dachbodens übernommen zu haben schien. An den Wänden standen Kommoden und Kleiderschränke, Holztruhen'waren aufeinander gestapelt, Tische mit Stühlen beladen. Doch mit den beiden toten Männern, die auf dem Boden lagen, als hätte man sie in den Lagerraum geschleift, hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Die schwarz angeschwollenen Gesichter waren unkenntlich, aber der kleinere der beiden trug eine silberne Haarspange mit einem großen roten Edelstein.
    Lan sprang lautlos vom Dachboden, sah die Leichen und hob eine Braue. Das war alles. Ihn konnte nichts überraschen.
    »Fain ist hier«, flüsterte Rand. Als wäre das Aussprechen dieses Namens ein Auslöser, fingen die beiden Wunden in seiner Seite an zu pochen, die ältere wie eine Scheibe aus Eis, die neuere wie ein darüberliegender Riegel aus Feuer. »Er hat den Brief geschickt.«
    Lan deutete mit dem Schwert auf die Falltür, aber Rand schüttelte den Kopf. Er hatte die Renegaten mit eigenen Händen töten wollen, aber jetzt, da Torval und Gedwyn tot waren - und Kisman mit ziemlicher Sicherheit auch; da war doch die aufgedunsene Leiche gewesen,

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