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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bewegte Rand die Handgelenke, führte die Position ›Den Wind schneiden‹ aus und ließ unmittelbar darauf ›Den Fächer entfalten‹ folgen.
    Das Trugbild der zu neuem Leben erwachten toten Männer verschwand, und Fain sprang mit einem schrillen Aufschrei zurück; Blut strömte die eine Seite seines Gesichts herunter. Plötzlich legte er den Kopf schief, als würde er jemandem zuhören, und einen Augenblick später widmete er Rand einen Schrei wortlosen Zorns und floh die Treppe hinunter.
    Verblüfft setzte sich Rand in Bewegung, um Fain zu folgen, aber Lan griff nach seinem Arm.
    »Die Straße füllt sich mit Hütern, Schafhirte.« Ein feuchter dunkler Fleck beschmutzte die linke Seite von Lans Mantel, aber sein Schwert steckte in der Scheide, der Beweis, wer den Tanz besser getanzt hatte. »Es wird Zeit, aufs Dach zu kommen.«
    »In dieser Stadt kann ein Mann nicht einmal mit einem Schwert durch eine Gasse gehen«, murmelte Rand und schob das Schwert in die Scheide. Lan lachte nicht, aber das tat er ohnehin selten, solange es nicht für Nynaeve war. Vielleicht würden die Straßenhüter Fain gefangen nehmen. Vielleicht würde er für die hier gefundenen Leichen hängen. Es reichte nicht, aber es würde reichen müssen. Rand war es satt, was alles reichen musste.
    Auf dem Dachboden sprang Lan in die Höhe, um die Kante der Falltür aufs Dach zu erwischen und sich daran hinaufzuziehen. Rand war sich nicht sicher, ob er den Sprung schaffen würde. Der Schmerz war zusammen mit Fain verschwunden, aber seine Seite fühlte sich an, als hätte man sie mit Axtschäften geprügelt. Als er sich zum ersten Versuch bereitmachte, steckte Lan den Kopf durch die Falltür und streckte eine Hand aus.
    »Sie kommen vielleicht nicht sofort, Schafhirte, aber gibt es einen Grund, auf sie zu warten?«
    Rand erwischte Lans Hand und ließ sich hinaufziehen, bis er die Kante fassen und allein auf das Dach klettern konnte. Geduckt bewegten sie sich über die feuchten Schieferpfannen zur Rückseite des Gebäudes, dann begannen sie mit dem kurzen Aufstieg zum Dachfirst. Möglicherweise befanden sich Straßenhüter auf der Straße, aber noch bestand die Chance, ungesehen zu entkommen, vor allem wenn sie Nynaeve ein Zeichen geben konnten, für eine Ablenkung zu sorgen.
    Rand griff nach dem Dachfirst und hinter ihm rutschte Lans Stiefel mit einem Quietschen auf dem nassen Schiefer aus. Rand drehte sich herum und packte das Handgelenk des anderen Mannes, aber Lans Gewicht zog ihn die glatte graue Schräge hinunter. Vergeblich griffen sie mit ihren freien Händen nach einem Haltepunkt, der Kante einer Schieferpfanne, irgendetwas. Keiner sagte auch nur ein Wort. Lans Beine verschwanden über die Dachkante, dann folgte der Rest von ihm. Rands behandschuhte Finger fanden an etwas Halt; er wusste nicht, was es war, und es war ihm auch egal. Sein Kopf und eine Schulter ragten über die Dachkante und Lan baumelte über der zehn Fuß tiefer gelegenen Gasse neben dem niedrigen Haus in seinem Griff.
    »Lass los«, sagte Lan leise. Er schaute zu Rand hinauf, seine Augen blickten kalt und hart, sein Gesicht war ausdruckslos. »Lass los.«
    »Wenn sich die Sonne grün verfärbt«, erwiderte Rand. Wenn er ihn nur ein Stück hochziehen konnte, damit er die Regenrinne erreichen...
    Was auch immer seine Finger erwischt hatten, brach mit einem hellen Schnappen, und die Gasse raste ihnen entgegen.

KAPITEL 13
    Das Geheimnis des Kolibris
    Nynaeve versuchte, die Gasse neben dem Kerzenmacher nicht zu offensichtlich zu beobachten, legte das zusammengefaltete Stück Borte wieder auf das Tablett der Händlerin und schob die Hand unter den Umhang, um ihn gegen den Wind geschlossen zu halten. Der Umhang war von besserer Qualität als die Gewandung der vorbeigehenden Passanten, doch unscheinbar genug, dass ihr keiner einen zweiten Blick schenkte. Aber das würden sie, wenn sie ihren Gürtel sahen. Frauen mit Schmuck kamen nicht in die Blaue-Karpfen-Straße oder kauften von Straßenhändlerinnen. Nachdem sie jede der dort ausgelegten Borte angefasst hatte, verzog die schlanke Händlerin das Gesicht, aber Nynaeve hatte bereits drei Stücke gekauft, dazu noch zwei Schleifen und ein Päckchen Nadeln, nur um einen Grund zum Bleiben zu haben. Nadeln konnte man immer gebrauchen, aber sie hatte keine Ahnung, was sie mit dem Rest anstellen sollte.
    Plötzlich hörte sie aus der Richtung des Wachtums einen Aufruhr, den Lärm sich nähernder Straßenhüter. Der Hüter kletterte

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