Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
herum. Ein Mann gestikulierte wild, als würde er einen Fangstab schwingen. Eine Frau zeigte auf den leeren Wachturm und schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Sag was, Min«, bettelte Nynaeve. »Wir können sie nicht einfach zurücklassen.« Sie kam nicht einmal auf den Gedanken, Alivia anzusprechen, deren Gesichtsausdruck Cadsuane verständnisvoll erscheinen ließ.
    »Von mir kannst du kein Mitleid erwarten.« Mins Stimme war fast so kalt wie Cadsuanes. Als sie Nynaeve ansah, war es nur ein Seitenblick, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete. »Ich habe dich angebettelt, mir zu helfen, sie davon abzuhalten, aber du musstest ja genauso dumm wie sie sein. Jetzt müssen wir uns auf Cadsuane verlassen.«
    Nynaeve schnaubte. »Was kann sie schon tun? MUSS ich dich daran erinnern, dass Lan und Rand hinter uns sind und die Entfernung jede Minute größer wird?«
    »Der Junge ist nicht der Einzige, der Unterricht in Manieren braucht«, murmelte Cadsuane. »Bis jetzt hat er sich noch nicht einmal bei mir entschuldigt, aber er hat Verin gesagt, er würde es tun, und ich schätze, damit kann ich im Moment leben. PfffI Der Junge macht mehr Ärger als jeder, den ich je kennen gelernt habe. Ich werde tun, was ich kann, Mädchen, was weit mehr ist, als Ihr könntet, wenn Ihr versucht, Euch einen Weg durch die Straßenhüter hindurch zu bahnen. Von jetzt an werdet Ihr genau das tun, was ich sage, oder ich lasse Alivia sich auf Euch drauf setzen!« Alivia nickte. Min auch!
    Nynaeve verzog das Gesicht. Eigentlich sollte die Frau sich doch ihr unterwerfen! Dennoch, ein Gast der Ersten Ratsherrin konnte mehr erreichen als die einfache Nynaeve al'Meara, selbst wenn sie ihren Großen Schlangenring aufsetzte. Für Lan würde sie Cadsuane ertragen.
    Aber als sie sie fragte, wie sie die Männer befreien wollte, erhielt sie bloß folgende Antwort: »Ich weiß nicht, Mädchen, ob ich überhaupt etwas tun kann. Aber ich habe dem Jungen Versprechungen gemacht und ich halte meine Versprechen. Ich hoffe, er vergisst das nicht.« In ihrem eisigen Tonfall flößte es nicht gerade Zuversicht ein.
    Rand erwachte in Dunkelheit und Schmerz, auf dem Rücken liegend. Seine Handschuhe waren verschwunden und er konnte eine raue Pritsche unter sich spüren. Sie hatten auch seine Stiefel ausgezogen. Seine Handschuhe waren weg. Sie wussten, wer er war. Er setzte sich vorsichtig auf. Sein Gesicht fühlte sich verschwollen an, und jeder Muskel seines Körpers schmerzte, als hätte man ihn verprügelt, aber es schien nichts gebrochen zu sein.
    Er stand langsam auf, ertastete sich einen Weg an der Steinwand neben der Pritsche entlang und kam sofort zu einer Ecke und dann zu einer Tür mit Eisenbeschlägen. In der Finsternis entdeckten seine Finger eine kleine Klappe, die er aber nicht aufdrücken konnte. Ihre Ränder ließen kein Licht herein. Lews Therin fing in seinem Kopf an zu hecheln. Rand ging weiter, ertastete sich den Weg, die Bodenfliesen unter seinen nackten Füßen waren kalt. Die nächste Ecke kam beinahe unmittelbar darauf, dann eine dritte, wo seine Zehen gegen etwas stießen, das auf dem Steinboden schepperte. Die eine Hand auf die Wand gelegt, bückte er sich und entdeckte einen Holzeimer. Er ließ ihn dort stehen und vollendete die Runde bis zurück zur Eisentür. Den ganzen Weg. Er befand sich in einem schwarzen Kasten, der drei Schritte lang und etwas über zwei Schritte breit war. Er hob die Hand und entdeckte zwei Handbreit über seinem Kopf die Decke.
    Eingeschlossen, keuchte Lews Therin heiser. Wieder in der Kiste. Als uns diese Frauen in die Kiste steckten. Wir müssen hier raus! heulte er auf. Wir müssen hier raus!
    Rand ignorierte die kreischende Stimme in seinem Kopf und wich vor der Tür zurück, bis er sich genau in der Mitte der Zelle zu befinden glaubte, dann hockte er sich im Schneidersitz auf den Boden. Er war so weit von den Wänden entfernt, wie das möglich war, und in der Dunkelheit versuchte er, sie sich noch weiter entfernt vorzustellen, aber es hatte den Anschein, dass er die Arme nicht einmal ganz hätte auszustrecken brauchen, um den Stein zu berühren. Er konnte fühlen, wie er zitterte, als wäre es der Körper eines anderen, der da unkontrolliert bebte. Die Wände schienen direkt neben ihm zu sein, die Decke unmittelbar über seinem Kopf. Dagegen musste er ankämpfen, oder er würde so verrückt wie Lews Therin sein, wenn endlich jemand kam, um ihn hier herauszulassen. Irgendwann würde man ihn

Weitere Kostenlose Bücher