Flucht Der Sklaven
diese Frau war, mit der er sie betrogen hatte. Sorgfältig griff sie nach der Macht, um ein Gewebe für seinen Tod zu spinnen.
Blitze zuckten aus dem wolkenlosen Himmel, wie Cadsuane sie nie zuvor gesehen hatte. Nicht normal gezackte Blitze, sondern silberblaue Lanzen, die auf der Hügelkuppe einschlugen, auf der sie stand, die statt ihr den umgedrehten Schild trafen, den sie gewoben hatte, die fünfzig Fuß über ihrem Kopf mit ohrenbetäubendem Krachen niedergingen. Selbst innerhalb des Schildes knisterte die Luft und ihr Haar richtete sich auf. Ohne die Hilfe des Angreals, das von ihrem Haarknoten herabbaumelte und eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Haubenwürger hatte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, den Schild aufrechtzuerhalten.
Ein zweiter goldener Vogel, eine Schwalbe, hing an einer dünnen Kette von ihrer Hand. »Dort«, sagte sie und zeigte in die Richtung, in die sie zu fliegen schien. Eine Schande, dass sie nicht feststellen konnte, aus welcher Entfernung die Macht gelenkt worden war, ob von einem Mann oder einer Frau, aber die Richtung würde reichen müssen. Sie hoffte, dass es keine ... Pannen geben würde. Dort draußen befanden sich auch ihre Leute. Doch wenn die Warnung zusammen mit einem Angriff kam, konnte es keinen Zweifel geben.
Das Wort hatte ihren Mund noch nicht ganz verlassen, als im Norden des Waldes auch schon eine Flammensäule in die Höhe wuchs, gefolgt von der nächsten und der übernächsten, eine schwankende Linie, die nordwärts raste. Callandor leuchtete in den Händen des jungen Jahars wie eine Flamme. Der Konzentration auf Elzas Gesicht nach zu urteilen sowie der Art und Weise, wie sie ihre Fäuste in ihre Röcke krallte, war überraschenderweise sie diejenige, die diese Ströme lenkte.
Merise ergriff eine Hand voll vom schwarzen Haar des Jungen und zog sanft an seinem Kopf. »Ruhig, mein Hübscher«, murmelte sie. »Oh, ganz ruhig, mein wunderschöner starker Mann.« Er lächelte sie an, es war ein hinreißendes Lächeln.
Cadsuane schüttelte kaum merklich den Kopf. Die Beziehung einer Schwester zu ihrem Behüter zu verstehen war immer schwierig, vor allem bei den Grünen, aber sie konnte nicht einmal annähernd ergründen, was sich zwischen Merise und ihrem Jungen abspielte.
Ihre eigentliche Aufmerksamkeit galt jedoch einem anderen Jungen. Nynaeve schwankte; sie stöhnte vor Ekstase, als diese unglaubliche Menge Saidar durch sie hindurchfloss, aber Rand saß da wie ein Stein, und Schweiß rann über sein Gesicht. Seine Augen war leer, wie polierte Saphire. War er sich überhaupt dessen bewusst, was um ihn herum geschah?
Die Schwalbe drehte sich unter ihrer Hand an ihrer Kette.
»Dort«, sagte sie und zeigte auf die Ruinen von Shadar Logoth.
Rand konnte Nynaeve nicht länger sehen. Er konnte überhaupt nichts mehr sehen, auch nichts mehr fühlen. Er schwamm in wogenden Flammenseen, kroch über zusammenbrechende Eisberge. Die Fäulnis floss wie die Gezeiten eines Ozeans und drohte ihn davonzuspülen. Wenn er auch nur einen Augenblick lang die Kontrolle verlor, würde sie alles mit sich reißen, was ihn ausmachte, und es ebenfalls in die Röhre spülen. Genauso schlimm -oder vielleicht sogar noch schlimmer - war die Tatsache, dass trotz des Stroms an Schmutz, der durch die seltsame Blume floss, der Makel auf der männlichen Hälfte der Quelle nicht abzunehmen schien. Er war wie Öl, das in einer so dünnen Schicht auf dem Wasser schwamm, dass man es erst dann bemerkte, wenn man die Oberfläche berührte; es bedeckte die Unermesslichkeit der männlichen Hälfte und war selbst ein Ozean für sich. Er musste durchhalten. Er musste es. Aber für wie lange? Wie lange konnte er durchhalten?
Falls er wieder rückgängig machen konnte, was al'Thor mit der Quelle angestellt hatte, überlegte Demandred, als er Shadar Logoth durch sein Tor betrat, es plötzlich und unvermittelt ungeschehen machte, würde das den Mann vielleicht töten oder zumindest die Fähigkeit zum Lenken der Macht aus ihm herausbrennen. Er hatte al'Thors Plan ergründet, sobald ihm klar geworden war, wo sich der Zugangsschlüssel befand. Ein brillantes Vorhaben, wie er neidlos anerkannte, aber wahnsinnig gefährlich. Lews Therin war ein großartiger Pläneschmied gewesen, wenn auch sicher nicht so brillant, wie alle immer behauptet hatten. Nicht annähernd so brillant wie Demandred.
Aber ein Blick auf die mit Geröll übersäte Straße, und er dachte nicht mehr daran, etwas zu verändern. Neben ihm erhob
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