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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gereizter Stimme fortzufahren. »Nun, wenigstens bin ich es los.
    Was schaust du mich mit so großen Augen an? Ich bin hier diejenige, der man die Haut abgezogen hat!«
    »Saidar«, murmelte er von Staunen erfüllt. Es war so ... anders.
    Verglichen mit dem Aufruhr von Saidin war Saidar ein träger Fluss, der ungehindert dahinströmte. Er griff in diesen Fluss hinein, und plötzlich kämpfte er gegen Strömungen, die ihn tiefer hineinziehen wollten, rasende Strudel, die ihn untertauchen wollten. Je stärker er kämpfte, desto stärker wurden die sich unablässig verändernden Ströme. Es war nur ein Augenblick vergangen, seit er versucht hatte, Saidar zu kontrollieren, und es kam ihm bereits so vor, als müsste er darin ertrinken, als würde es ihn in die Ewigkeit hinfortspülen. Nynaeve hatte ihn gewarnt und ihn angewiesen, was er tun müsste, aber es war so fremd erschienen, dass er es bis zu diesem Augenblick nicht richtig geglaubt hatte. Mit einer großen Anstrengung zwang er sich dazu, nicht länger gegen die Strömungen anzukämpfen, und sofort floss der Fluss wieder friedlich daher.
    Das war die erste Schwierigkeit, gegen Saidin zu kämpfen, während man sich Saidar ergab. Die erste Schwierigkeit und der erste Schlüssel zu dem, was er tun müsste. Die männliche und die weibliche Hälfte der Wahren Quelle ähnelten sich und auch wiederum nicht, sie zogen sich an und stießen sich ab, kämpften gegeneinander, während sie zusammenarbeiteten, um das Rad der Zeit anzutreiben. Der Makel der männlichen Hälfte hatte sogar einen Zwilling. Die Wunde, die ihm Ishamael zugefügt hatte, klopfte in Übereinstimmung mit dem Makel, während die andere, die von Farns Klinge stammte, in Übereinstimmung mit dem Bösen pochte, das Aridhol vernichtet hatte.
    Er zwang sich zu einem behutsamen Vorgehen, benutzte die gewaltige Kraft des ungewohnten Saidars, um es in die Richtung zu lenken, in die er es haben wollte, und webte unbeholfen eine Verbindung, eine Art Röhre, die an dem einen Ende die männliche Hälfte der Quelle berührte und mit dem anderen die in der Ferne liegende Stadt. Die Röhre musste aus unbeschmutztem Saidar bestehen. Eine aus Saidin gewobene Röhre würde möglicherweise zerspringen, wenn die Fäulnis schließlich tropfenweise hinausgepresst wurde - falls das so funktionierte, wie er hoffte. Er stellte es sich zumindest als Röhre vor, obwohl es das eigentlich gar nicht war. Das Gewebe formte sich nicht im mindesten so, wie er es erwartet hätte. Als hätte Saidar einen eigenen Willen, bildete das Gewebe Windungen und Spiralen, die ihn an eine Blume erinnerten. Es war nichts zu sehen, keine spektakulären Gewebe, die vom Himmel sanken. Die Quelle lag im Herzen der Schöpfung, war überall, selbst in Shadar Logoth. Die Röhre erstreckte sich über Entfernungen jenseits seiner Vorstellungskraft und hatte dennoch keine Länge. Es musste eine Röhre sein, ganz egal, wie ihr Erscheinungsbild auch aussah. Wenn nicht...
    Er schöpfte Saidin, kämpfte damit, besiegte es in dem tödlichen Kampf, den er so gut kannte, und zwang es in das blumenartige Gewebe aus Saidar. Und es floss hindurch. Saidin und Saidar, ähnlich und gegensätzlich, konnten sich nicht vermischen. Der Strom aus Saidin rückte in sich zusammen, wich vor dem ihn umgebenden Saidar zurück, aber das Saidar drückte von allen Seiten dagegen und komprimierte ihn noch stärker und ließ ihn schneller fließen. Reines Saidin - rein bis auf die Fäulnis - kam mit Shadar Logoth in Kontakt.
    Rand runzelte die Stirn. Hatte er sich geirrt? Es tat sich nichts. Außer... Die Wunden in seiner Seite schienen schneller zu pulsieren. Inmitten des Feuersturms und dem eiskalten Zorn von Saidin hatte es den Anschein, dass die Fäulnis in Bewegung geriet. Nur der Hauch einer Bewegung, die er möglicherweise gar nicht bemerkt hätte, hätte er sich nicht so angestrengt, um irgendetwas zu finden. Eine winzige Regung mitten im Chaos, aber alles bewegte sich in die gleiche Richtung.
    »Mach weiter«, feuerte Nynaeve ihn an. Ihre Augen strahlten, als würde der Strom aus Saidar in ihrem Inneren schon reichen, damit sie Freude empfand.
    Er schöpfte noch tiefer von beiden Hälften der Quelle, verstärkte die Röhre, während er noch mehr Saidin hineinzwängte, schöpfte von der Macht, bis nichts von dem, was er hätte tun können, noch mehr Erfolg gebracht hätte. Er wollte herausbrüllen, wie viel in ihn hineinströmte, so viel, dass er den Eindruck hatte, gar nicht mehr

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