Flucht Der Sklaven
Und sagte kein Wort. Elaynes Wertschätzung für sie stieg etwas an.
Merililles Ungehorsam störte sie nicht. So musste sie keine Ausflüchte mehr machen und gleichzeitig so tun, als würde sie nur die Wahrheit sagen. Egwene hatte gesagt, sie müssten ihr Leben so führen, als hätten sie bereits die Drei Eide geleistet, und im Augenblick spürte Elayne, welche Belastung dies war. Hier war sie nicht die TochterErbin von Andor, die darum kämpfte, den Thron ihrer Mutter zu beanspruchen. Sie war eine Aes Sedai der Grünen Ajah, die ihre Worte mit Sorgfalt auswählen musste, statt einfach nur das zu verbergen, was ihrem Willen nach verborgen bleiben sollte.
»Ich kann Euch nicht sagen, wo genau er sich aufhält.« Das war die Wahrheit, weil sie ihnen nur die ungefähre Richtung hätte sagen können, irgendwo in Richtung Tear, und sie wusste nicht einmal, wie weit er entfernt war; es war aber auch deshalb die Wahrheit, weil sie ihnen nicht ausreichend vertraute, um ihnen selbst das zu sagen. Sie musste nur darauf achten, was und wie sie es sagte. »Ich weiß, dass er sich dort, wo er ist, eine Zeit lang aufhalten will.« Er hatte sich seit Tagen nicht mehr bewegt; seit er sie verlassen hatte, war es das erste Mal, dass er länger als einen halben Tag an einem Ort geblieben war. »Ich werde Euch sagen, was ich kann, aber nur, wenn Ihr Euch bereit erklärt, innerhalb einer Woche nach Süden zu marschieren. Wenn Ihr noch länger hier bleibt, werden Euch sowohl das Korn wie auch das Fleisch ausgehen. Ich verspreche Euch, dass Ihr auf den Wiedergeborenen Drachen zumarschiert.« Zumindest am Anfang.
Paitar schüttelte den kahlen Kopf. »Ihr wollt, dass wir Andor betreten? Elayne Sedai, oder soll ich Euch jetzt Lady Elayne nennen? Ich wünsche Euch allen Segen des Lichts, was Euren Anspruch auf die Krone Andors betrifft, aber es geht nicht so weit, dass ich Euch meine Männer für Euren Kampf gebe.«
»Elayne Sedai und Lady Elayne sind ein und dieselbe Person«, verkündete sie. »Ich bitte Euch nicht, für mich zu kämpfen. Tatsächlich hoffe ich von ganzem Herzen, dass Ihr Andor ohne einen Zwischenfall durchqueren könnt.« Sie hob den silbernen Weinpokal und benetzte nur die Lippen mit der Flüssigkeit, ohne zu trinken. Vorsicht blitzte in dem Behüterbund auf und Elayne musste lachen. Aviendha betrachtete sie aus den Augenwinkeln und runzelte die Stirn. Selbst in diesem Augenblick passten sie auf die werdende Mutter auf.
»Ich freue mich, dass das jemand amüsant findet«, sagte Ethenielle trocken. »Versucht wie ein Südländer zu denken, Paitar. Hier spielt man das Spiel der Häuser, und ich glaube, sie ist darin sehr geschickt. Ich schätze, das sollte sie auch; man hat mir erzählt, dass die Aes Sedai Daes Dae'mar erfunden haben.«
»Denkt an die Taktik, Paitar.« Easar musterte Elayne mit einem schmalen Lächeln. »Wir rücken wie Invasoren auf Caemlyn vor, jeder Andoraner wird es so sehen. Hier mag der Winter sehr mild sein, aber wir werden für die Strecke trotzdem Wochen brauchen. Wenn wir angekommen sind, wird sie genügend der andoranischen Häuser gegen uns vereint haben. Und damit wird sie auch genug auf ihrer Seite haben, um den Löwenthron besteigen zu können. Zumindest werden ihr ausreichend viele die Treue geschworen haben, dass keiner mehr in der Lage sein wird, ihr lange standhalten zu können.« Tenobia rutschte stirnrunzelnd auf ihrem Stuhl herum und richtete die Röcke, aber als sie den Blick erneut auf Elayne richtete, lag ein Respekt darin, der zuvor nicht da gewesen war.
»Und wenn wir Caemlyn erreichen, Elayne Sedai, werdet Ihr uns mittels Verhandlungen dazu bringen, Andor ohne eine Schlacht zu verlassen«, sagte Ethenielle. Es klang nicht ganz wie eine Frage, aber fast. »Wirklich schlau.«
»Wenn alles so funktioniert, wie sie es geplant hat«, sagte Easar, und sein Lächeln verblasste. Er streckte die Hand aus und der alte Soldat gab ihm einen Pokal. »Aber das tun Schlachten nur selten, selbst solche, bei denen kein Tropfen Blut vergossen wird.«
»Ich möchte wirklich, dass kein Blut vergossen wird«, sagte Elayne. Licht, es musste gelingen, oder sie hatte ihr Land nicht wie beabsichtigt vor dem Bürgerkrieg gerettet, sondern es in etwas viel Schlimmeres gestürzt. »Ich werde alles dafür tun, damit es so abläuft. Ich erwarte von Euch, dass Ihr das Gleiche tut.«
»Wisst Ihr auch zufällig, wo mein Onkel Davram ist, Elayne Sedai?«, fragte Tenobia plötzlich. »Davram Bashere? Ich
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