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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schlafen, Meister Norry«, sagte Merilille entschieden. »Es muss bis morgen warten.«
    »Vergebt mir, aber es kann nicht bis morgen warten«, erwiderte Norry, der überraschenderweise selbst ausgesprochen entschieden klang. »Es ist wichtig, dass ich jetzt mit ihr spreche!«
    Als Elayne den Kopf hob, hatte sie das Gefühl, alles würde sich um sie drehen. Wie immer presste Halwin Norry die Ledermappe an die dürre Brust, aber der langweilige Mann, der im gleichen staubtrockenen Tonfall von gekrönten Häuptern sprach wie von Dachreparaturen, tanzte beinahe auf und ab in dem Bemühen, sich von Aviendha und Merilille zu befreien, von denen jede einen seiner Arme hielt.
    »Lass mich runter, Birgitte«, sagte sie erneut, und das nächste Wunder geschah, als Birgitte gehorchte. Sie stützte Elayne jedoch weiterhin, wofür diese dankbar war. Sie war nicht davon überzeugt, dass ihre Beine sie noch lange tragen würden. »Was gibt es denn, Meister Norry? Aviendha, Merilille, lasst den Mann los.«
    Der Erste Sekretär schoss nach vorn, sobald sie ihn losgelassen hatten. »Die Nachricht erreichte uns kurz nach Eurem Aufbrach, meine Lady«, sagte er und klang gar nicht staubtrocken. Besorgnis ließ seine Miene verkniffen aussehen. »Da sind vier Heere ... Sie sind klein, sollte ich wohl sagen. Licht, ich kann mich noch daran erinnern, als fünftausend Mann ein Heer darstellten.« Er rieb sich mit der Hand über die Glatze und brachte die weißen Haarbüschel hinter den Ohren in Unordnung. »Vier kleine Heere nähern sich Caemlyn aus dem Osten«, fuhr er in einem geschäftsmäßigeren Tonfall fort. »Ich fürchte, sie werden innerhalb einer Woche hier sein. Zwanzigtausend Mann. Vielleicht auch dreißigtausend. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.« Er streckte ihr die Mappe entgegen, als wollte er ihr die darin enthaltenen Papiere zeigen. Er war aufgeregt.
    »Wer?«, fragte sie. Elenia hatte Güter und Streitkräfte im Osten, genau wie Naean. Aber keine der beiden konnte zwanzigtausend Mann aufstellen. Und der Schnee und der Schlamm hätten sie bis zum Frühling aufhalten müssen. »»Hätten« und »Müssen« bauen keine Brücken, schien sie Lini sagen zu hören.
    »Ich weiß es nicht, meine Lady«, erwiderte Norry. »Noch nicht.«
    Vermutlich spielte es auch keine Rolle. Wer immer es war, er rückte heran, und zwar jetzt. »Meister Norry, ich will, dass Ihr beim ersten Licht damit anfangt, sämtliche Lebensmittel aufzukaufen, die Ihr außerhalb der Mauer finden könnt. Birgitte, lass die Bannermänner, die die Rekrutierung durchführen, verkünden, dass die Söldner entweder innerhalb der nächsten vier Tage der Garde beitreten oder die Stadt verlassen müssen. Und, Meister Norry, lasst noch Folgendes unter der Bevölkerung verkünden. Wer vor Beginn der Belagerung gehen will, sollte das jetzt tun. Das sollte die Zahl der Münder verringern, die wir füttern müssen, und es könnte dazu führen, dass noch ein paar Männer der Garde beitreten.« Sie löste sich aus Birgittes Griff und ging den Korridor entlang in Richtung ihrer Gemächer. Die anderen mussten ihr wohl oder übel folgen. »Merilille, sagt es den Kusinen und den Atha'an Miere. Vielleicht wollen sie ebenfalls gehen, bevor es anfängt. Birgitte, Karten. Lass die guten Karten in meine Gemächer bringen. Und noch etwas, Meister Norry ...«
    Da war keine Zeit für Schlaf, nicht einmal für Müdigkeit. Sie musste eine Stadt verteidigen.

KAPITEL 7
    Neuigkeiten in einem Kleidersack
    An dem Morgen, nachdem Mat versprochen hatte, falls möglich Teslyn zu helfen - und Joline und dieser Edesina, die er bis jetzt noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte! -, verkündete Tylin, dass sie die Stadt verlassen würde.
    »Suroth will mir zeigen, wie viel von Altara ich jetzt kontrolliere, mein Täubchen«, sagte sie. Ihr Gürtelmesser steckte in dem geschnitzten Bettpfosten und sie lagen zwischen zerwühlten Decken. Er trug nur das Seidentuch, das die Henkersnarbe an seinem Hals verbarg, und sie nur ihre Haut. Es war eine wirklich schöne Haut, so zart wie keine, die er je berührt hatte. Gedankenverloren zeichnete sie mit einem langen, grün lackierten Fingernagel seine anderen Narben nach. Auf die eine oder andere Weise hatte er eine stattliche Anzahl davon errungen, obwohl er sich immer bemüht hatte, sie zu vermeiden. Auf einer Auktion würde sein Fell nicht viel einbringen, so viel stand fest, aber die Narben faszinierten sie. »Eigentlich war das gar nicht ihre Idee.

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