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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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konnten, tätowierte Gesichter hatten, auf über dreihundert Verbrechen die Todesstrafe stand und unter den Bergen Riesen lebten, Männer, die noch größer als Ogier waren und ihre Gesichter auf den Bäuchen hatten. Er behauptete, dort gewesen zu sein. Niemand, der derartige Behauptungen in die Welt setzte, konnte etwas anderes als harmlos sein. Andererseits, als Mat ihm das eine Mal zugesehen hatte, wie er die langen Dolche benutzte, die er unter dem Mantel trug, war er ihm alles andere als harmlos erschienen. Es gab eine gewisse Art und Weise, wie ein Mann eine Waffe hielt, die besagte, dass er daran gewöhnt war, sie zu benutzen. »Falls ich mich dazu entscheide, etwas anderes zu tun, werde ich an Euch denken.«
    Noch immer lächelnd tippte sich Noal mit einem jener verkrümmten Finger an die Hakennase. »Ihr vertraut mir noch nicht. Das ist verständlich. Doch wenn ich Euch schaden wollte, dann hätte ich an jenem Abend in der Gasse einfach nur zusehen brauchen. Ihr habt jenes Glitzern im Auge. Ich habe große Männer gesehen, wie sie ihre Pläne schmiedeten, und auch Schurken so finster wie der Pfühl des Verderbens. Ein Mann, der gefährliche Pläne schmiedet, die nicht bekannt werden sollen, hat einen ganz bestimmten Ausdruck.«
    »Meine Augen sind nur müde«, erwiderte Mat lachend und stützte sich auf den Stab. Große Männer, die Pläne schmiedeten? Vermutlich hatte der alte Bursche sie in Shibouya gesehen, neben den Riesen. »Ihr wisst, dass ich Euch für Eure Hilfe in der Gasse dankbar bin. Wenn ich noch etwas für Euch tun kann, dann sagt es. Aber im Augenblick will ich nur ein heißes Bad finden.«
    »Trinkt dieser Gholam eigentlich Blut?«, fragte Noal und ergriff Mats Arm, als dieser gerade loshinken wollte.
    Licht, er wünschte, er hätte diesen Namen nicht vor dem Alten ausgesprochen. Er wünschte, Birgitte hätte ihm niemals von dem Ding erzählt. »Warum fragt Ihr?« Gholam lebten von Blut. Sie aßen nichts anderes.
    »Vergangene Nacht wurde noch ein Mann mit herausgerissener Kehle gefunden, aber weder auf ihm noch auf seinem Bettzeug war viel Blut zu finden. Habe ich das erwähnt? Er übernachtete in einem Gasthof in der Nähe vom Moldine-Tor. Falls das Ding die Stadt verlassen hatte, dann ist es jetzt wieder da.« Er schaute an Mat vorbei und verbeugte sich übertrieben. »Falls Ihr Eure Meinung ändert, ich bin immer bereit«, sagte er in einem leiseren Tonfall, als er sich wieder aufrichtete.
    Mat blickte über die Schulter, als der Alte davoneilte. Tuon stand unter einem der vergoldeten Kandelaber und musterte ihn durch den Schleier. Wenigstens blickte sie ihn diesmal an. Aber wie immer, wenn er sie entdeckte, wandte sie sich ab und rauschte den Korridor entlang; ihre weißen Faltenröcke raschelten leise. Heute begleitete sie niemand.
    Mat erschauderte zum zweiten Mal an diesem Tag. Schade, dass das Mädchen Suroth und Tylin nicht begleitet hatte. Ein Mann, dem man einen Brotlaib gab, sollte sich nicht darüber beschweren, wenn ein paar Krümel fehlten, aber Aes Sedai und Seanchaner, Gholam, die ihn verfolgten, alte Männer, die ihre Nasen in seine Angelegenheiten steckten, und dürre Mädchen, die ihn anstarrten - all das hätte ausgereicht, um jedem Mann eine Gänsehaut zu bescheren. Vielleicht sollte er es sich noch einmal überlegen, bevor er Zeit damit verschwendete, sein Bein einzuweichen.
    Er fühlte sich besser, nachdem er Lopin losgeschickt hatte, den Rest seiner Kleidung aus Beslans Spielzeugschrank zu holen. Und Nerim, um Juilin zu finden. Sein Bein schmerzte noch immer scheußlich und zitterte, wenn er gehen wollte, aber wenn er schon keine Zeit verschwenden wollte, dann konnte er es genauso gut auch jetzt angehen. Er wollte Ebou Dar vor Tylins Rückkehr verlassen und das gab ihm zehn Tage. Weniger, wenn er sichergehen wollte.
    Als der Diebefänger seinen Kopf durch die Schlafzimmertür steckte, betrachtete sich Mat gerade in Tylins hohem Spiegel. Das rote Gewand war zusammen mit den anderen bunten Sachen, die sie ihm geschenkt hatte, im Schrank verstaut. Vielleicht konnte ja Tylins nächster Liebling sie gebrauchen. Er hatte den einfachsten Mantel angezogen, den er besaß, fein gewebte blaue Wolle ohne jede Verzierung. Die Art von Mantel, die ein Mann mit Stolz tragen konnte, ohne dass ihn jeder anstarrte. Ein anständiger Mantel.
    »Vielleicht etwas Spitze«, murmelte er und fingerte an seinem Hemdkragen herum. »Ganz wenig.« Wenn man so darüber nachdachte, war es wirklich

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