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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wollte nichts davon hören. Da bot man aus der Güte seines Herzens seine Hilfe an, gewissermaßen, und das hatte man davon. Er hielt ihr praktisch das A'dam unter die Nase. Es wand sich in seiner Hand wie eine lange Schlange aus Silber und funkelte im Lampenlicht, Kragen und Armband schleiften über den Steinboden, und Joline schürzte die dunklen Röcke und trat zurück, um jede Berührung zu vermeiden. So wie sich ihr Mund verzog, hätte es genauso gut eine Viper sein können. Er fragte sich, ob es ihr passen würde; der Kragen schien größer als ihr schlanker Hals zu sein. »Sobald wir außerhalb der Stadtmauer sind, wird Frau Anan es Euch abnehmen«, knurrte er. »Ihr vertraut ihr doch, oder? Sie hat ihren Hals riskiert, um Euch hier unten zu verstecken. Ich sage Euch, das ist die einzige Möglichkeit!« Joline hob stur das Kinn. Frau Anan murmelte ärgerlich etwas vor sich hin.
    »Sie will das Ding nicht tragen«, sagte Fen mit ausdrucksloser Stimme hinter Mat.
    »Wenn sie es nicht tragen will, dann trägt sie es auch nicht«, sagte Blaeric mit noch ausdrucksloserer Stimme neben Fen.
    Für zwei völlig unterschiedliche Männer waren sich Jolines dunkelhaarige Behüter ziemlich ähnlich. Fen mit seinen dunklen, schräg stehenden Augen und einem Kinn, mit dem man einen Stein spalten konnte, war eine Spur kleiner als Blaeric und vielleicht etwas breiter in Brust und Schultern, doch jeder hätte ohne weiteres die Kleidung des anderen tragen können. Fens glattes schwarzes Haar reichte fast bis zu den Schultern, das Haar des blauäugigen Blaeric war kurz geschnitten und hatte fast dieselbe Farbe. Blaeric war Schienarer, und er hatte den Haarknoten abrasiert und ließ den Rest wachsen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber es gefiel ihm nicht. Fen, ein Saldaeaner, schien gar nichts zu gefallen mit Ausnahme von Joline. Beide mochten Joline, und zwar sehr. Beide sprachen ähnlich, dachten ähnlich und bewegten sich ähnlich. Sie trugen zerschlissene Hemden und die einfachen Westen von Tagelöhnern, die bis über ihre Hüften reichten, aber jeder, der sie selbst in diesem schlechten Licht für Arbeiter gehalten hätte, hätte blind sein müssen. Am Tag, wenn sie in den Ställen arbeiteten, wo Frau Anan sie untergebracht hatte ... Licht! Sie schauten Mat an wie Löwen eine Ziege, die vor ihnen die Zähne gefletscht hatte. Er drehte sich so, dass er die Behüter nicht einmal aus dem Augenwinkel sehen musste. Mit den beiden im Rücken stellten die an verschiedenen Stellen seines Körpers versteckten Messer nur einen kleinen Trost da.
    »Wenn Ihr nicht auf ihn hören wollt, Joline Maza, dann werdet Ihr mir zuhören.« Setalle stemmte beide Hände in die Hüften und beugte sich der schlanken Aes Sedai entgegen. »Ich will Euch wieder in der Weißen Burg sehen, auch wenn das bedeutet, dass ich Euch jeden Schritt dorthin stoßen muss! Vielleicht werdet Ihr mir unterwegs zeigen, dass Ihr wisst, was es bedeutet, eine Aes Sedai zu sein. Ich würde mich damit zufrieden geben, einen Blick auf eine erwachsene Frau zu erhäschen. Bis jetzt habe ich bloß eine Novizin gesehen, die in ihr Kissen weint und Wutanfälle kriegt!«
    Joline starrte sie an, die großen braunen Augen so weit aufgerissen, wie es nur ging, als könnte sie nicht glauben, was sie da hörte. Mat war sich nicht sicher, ob er es glaubte. Wirtinnen sagten einer Aes Sedai nicht die Meinung. Fen grunzte und Blaeric murmelte etwas, das sich nicht nett anhörte.
    »Ihr braucht doch nicht weiter als außer Sichtweite der Torwächter zu gehen«, sagte Mat hastig zu Setalle in der Hoffnung, einen möglichen Wutausbruch Jolines zu verhindern. »Haltet die Kapuze Eures Umhangs hochgeschlagen ...« Licht, er musste ihr einen dieser schicken Umhänge besorgen! Nun, wenn Juilin ein A'dam stehlen konnte, dann konnte er auch einen verdammten Umhang klauen. »Die Wächter werden nur eine weitere Sul'dam sehen. Ihr könnt vor Tagesanbruch wieder hier sein, ohne dass es eine Menschenseele erfahren haben muss. Es sei denn, Ihr besteht darauf, Euren Hochzeitsdolch zu tragen.« Er lachte über seinen Witz, aber sie fiel nicht in sein Lachen ein.
    »Glaubt Ihr, ich könnte an einem Ort bleiben, an dem Frauen zu Tieren gemacht werden, weil sie die Macht lenken können?«, wollte sie wissen und stapfte über den Boden, bis sie beinahe Zeh an Zeh mit ihm stand. »Glaubt Ihr, ich würde meine Familie zurücklassen?« Während sie Joline angestarrt hatte, schien sie ihn nun mit ihrem

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