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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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stieß ihn mit einem harten Finger in die linke Schulter. »Seid nicht so unverschämt«, warnte der Behüter.
    Joline rümpfte über seinen Tonfall die Nase, bedrängte ihn aber nicht weiter.
    Mat fühlte, wie sich ein Knoten in seinem Nacken löste, genau dort, wo die Axt des Scharfrichters zuschlagen würde. Aes Sedai verdrehten anderen Leuten die Worte im Mund; sie rechneten nicht damit, dass man sie mit ihren eigenen Tricks hereinlegte.
    Er wandte sich Setalle zu. »Frau Anan, Ihr müsst doch einsehen, dass die Schiffe Eures Mannes viel besser ...«
    »Das mag schon sein«, unterbrach sie ihn, »aber Jasfer ist vor drei Tagen mit seinen zehn Booten und unserer ganzen Familie losgesegelt. Falls er jemals zurückkehrt, wird die Gilde wohl mit ihm reden wollen. Eigentlich darf er keine Passagiere mitnehmen. Sie fahren nach Illian, wo sie auf mich warten werden. Ihr müsst wissen, dass ich gar nicht bis nach Tar Valon will.«
    Diesmal konnte Mat eine Grimasse nicht verhindern. Er hatte auf Jasfer Anans Fischerboote zurückgreifen wollen, falls es ihm nicht gelang, Luca zu überreden. Eine gefährliche Idee, sicher, sogar mehr als gefährlich. Vielleicht sogar verrückt. Die Sul'dam auf den Docks hätten vermutlich jeden Befehl überprüft, der Damane an Bord von Fischerbooten schickte, vor allem in der Nacht. Aber er hatte die Boote stets im Hinterkopf gehabt. Nun, er würde Luca Daumenschrauben anlegen müssen, und zwar so fest wie nötig.
    »Ihr lasst Eure Familie zu dieser Jahreszeit hinausfahren?« In Jolines Stimme vermengten sich Unglaube und Verachtung. »Wo die schlimmsten Stürme heraufziehen?«
    Frau Anan hatte der Aes Sedai den Rücken zugewandt, und sie hob stolz den Kopf, aber der Stolz galt nicht ihr. »Jasfer kann in den Rachen eines Cemaros segeln, wenn es sein muss. Ich vertraue ihm, so wie Ihr Euren Behütern vertraut, Grüne. Mehr sogar.«
    Joline runzelte plötzlich die Stirn, nahm die Lampe an ihrem Eisenring und verschob sie, um das Gesicht der Wirtin in das Licht zu tauchen. »Sind wir uns früher schon einmal begegnet? Manchmal, wenn ich Euer Gesicht nicht sehen kann, klingt Eure Stimme vertraut.«
    Statt einer Antwort nahm Setalle Mat das A'dam ab und fummelte an dem Armreif herum, der sich an dem einen Ende der silbernen Leine befand. Das ganze Ding war aus Segmenten gefertigt, die so geschickt zusammengefügt waren, dass man nicht erkennen konnte, wie es gemacht worden war. »Wir könnten den Test endlich hinter uns bringen.«
    »Den Test?«, sagte er, und die haselnussbraunen Augen warfen ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Nicht jede Frau kann eine Sul'dam sein. Das müsstet Ihr mittlerweile wissen. Ich habe die Hoffnung, dass ich dazu fähig bin, aber wir sollten es lieber jetzt herausfinden und nicht im letzten Augenblick.« Sie starrte den geschlossenen Armreif stirnrunzelnd an und drehte ihn in den Händen. »Wisst Ihr, wie man dieses Ding öffnet? Ich kann nicht mal erkennen, wo der Verschluss ist.«
    »Ja«, sagte er leise. Er hatte sich nur wenige Male mit Seanchanern über Sul'dam und Damane unterhalten, und dabei war es um die Frage gegangen, wie man sie in der Schlacht benutzte. Er hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, wie die Sul'dam ausgewählt wurden. Möglicherweise musste er gegen sie kämpfen - diese uralten Erinnerungen ließen ihm kaum eine Ruhepause, einmal nur nicht daran denken zu müssen, wie man eine Schlacht führte -, aber er hatte mit Sicherheit nie daran gedacht, welche zu rekrutieren. »Besser, es jetzt zu testen.« Statt... Licht!
    Die Verschlüsse bereiteten ihm keine Schwierigkeiten, der Armreif war das einfachste. Man musste nur an den richtigen Stellen drücken, oben und unten, nicht ganz gegenüber der Leine. Das konnte man mit einer Hand machen und der Armreif sprang mit einem metallischen Klicken auf. Der Kragen war etwas schwieriger zu handhaben und brauchte beide Hände. Er legte die Finger auf die richtigen Punkte zu beiden Seiten der Stelle, an der die Leine befestigt war, und drückte, dann drehte und zog er, während er den Druck aufrecht erhielt. Nichts Sichtbares geschah, bis er die beiden Seiten in die andere Richtung drehte. Dann öffnete sich der Kragen direkt neben der Leine mit einem lauteren Klicken als das Armband. Ganz einfach. Es herauszufinden hatte ihn im Palast auch nur eine Stunde gekostet, obwohl Juilin ihm dabei geholfen hatte. Hier lobte ihn jedoch niemand. Keiner sah so aus, als hätte er etwas getan, das sie nicht auch

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