Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
wäre lieber an einem warmen und trockenen Ort, bis sich der Himmel aufklarte, ja, das wäre er.
    Die Sul'dam, die ihre Domäne in ihrem eigenen Kreis auf dem Stallhof umherführten, wussten ebenfalls, dass er bald aufbrechen würde. Zwar hatten die Dienerinnen keinen direkten Kontakt zu den Seanchanerinnen, aber was eine Frau weiß, das weiß bald jede Frau im Umkreis von einer Meile. Ein Buschfeuer fraß sich nicht so schnell durch einen ausgetrockneten Wald, wie sich Klatsch unter Frauen verbreitete. Eine große blonde Sul'dam schaute in seine Richtung und schüttelte den Kopf. Eine stämmige kleine Sul'dam lachte laut und verzog ihr Gesicht, das so dunkel wie das einer Atha'an Miere war. Er war bloß Tylins Spielzeug.
    Die Sul'dam bereiteten ihm keine Sorge, Teslyn hingegen schon. Er hatte sie einige Tage lang nicht unter den umhergeführten Damane gesehen. Heute ließen die Sul'dam ihre Umhänge im Wind flattern, aber die Damane hielten die ihren fest um die Körper geschlungen; nur Teslyns grauer Umhang flatterte vergessen in alle Richtungen, und sie strauchelte, wenn der Boden uneben war. Ihre Augen waren weit aufgerissen und blickten besorgt. Gelegentlich warf sie der schwarzhaarigen, drallen Sul'dam, die das andere Ende der silbernen Leine hielt, einen schnellen Blick zu, und wenn sie das tat, fuhr sie sich mit der Zunge unsicher über die Lippen.
    In Mats Eingeweiden schien sich eine Faust zu ballen. Wo war ihre Entschlossenheit geblieben? Wenn sie bereit war, sich unterkriegen zu lassen...
    »Alles in Ordnung?«, fragte Vanin, als Mat abstieg und ihm Pips Zügel reichte. Es hatte angefangen zu regnen, kalte, dicke Tropfen, und die Sul'dam trieben ihre Schützlinge lachend ins Gebäude, um nicht nass zu werden. Einige der Damane lachten auch, ein Laut, der beinahe Mats Blut erstarren ließ. Vanin ging kein Risiko ein, dass sich jemand möglicherweise fragte, warum sie draußen im Regen standen und sich unterhielten. Der dicke Mann bückte sich, hob Pips linkes Vorderbein hoch und studierte den Huf. »Ihr seht etwas kränklicher aus als sonst.«
    »Es ist alles in bester Ordnung«, erwiderte Mat. Der Schmerz in Bein und Hüfte nagte an ihm wie ein Raubtier, aber er nahm ihn gar nicht bewusst wahr, genauso wenig wie den noch dichter fallenden Regen. Licht, wenn Teslyn jetzt aufgab ... »Vergesst nicht. Wenn Ihr heute Nacht im Palast Schreie hört oder etwas Ähnliches, das nach Ärger klingt, dann wartet nicht. Harnan auch nicht. Ihr reitet dann auf der Stelle los und findet Olver. Er wird ...«
    »Ich weiß, wo wir den kleinen Burschen finden werden.« Vanin ließ Pips Bein los, erhob sich und spuckte durch eine seiner Zahnlücken. Regen lief ihm übers Ge -sicht. »Harnan ist zu blöd, um allein die Stiefel anzuzie -hen, doch ich weiß, was zu tun ist. Ihr kümmert Euch um Euren Teil und sorgt dafür, dass Euer Glück anhält. Komm jetzt, Junge«, fügte er bedeutend wärmer an Pip gerichtet hinzu. »Ich habe schönen Hafer für dich. Und einen heißen Fischeintopf für mich.«
    Mat hätte auch etwas essen sollen, aber ihm kam es so vor, als hätte er einen Stein verschluckt, der keinen Platz für eine Mahlzeit ließ. Er hinkte zurück in Tylins Gemächer, warf den feuchten Umhang über einen Stuhl und stand eine Weile da und starrte in die Ecke, wo sein schwarzschäftiger Speer neben dem Bogen stand. Den Ashandarei wollte er im letzten Augenblick holen. Das Blut würde im Bett sein, wenn er zuschlug, die Dienerschaft auch; nur die Wachen draußen würden nicht schlafen, und er würde nicht riskieren, dass man ihn damit sah, bevor es nicht zu vermeiden war. Selbst die Seanchaner, die ihn als Spielzeug bezeichneten, würden ihn bemerken, wenn er mitten in der Nacht eine Waffe durch die Korridore trug. Den Bogen hatte er auch mitnehmen wollen. Es war so gut wie unmöglich, außerhalb der Zwei Flüsse an gute schwarze Eibe heranzukommen, davon abgesehen schnitt man sie zu kurz. Im entspannten Zustand sollte ein Bogen zwei Handspannen größer als der Mann sein, der ihn spannte. Aber vielleicht ließ er ihn doch besser zurück. Falls es dazu kommen sollte, brauchte er für den Ashandarei sowieso beide Hände, und der Augenblick, den es dauerte, den Bogen fallen zu lassen, konnte der Augenblick sein, der ihn töten würde.
    »Alles wird nach Plan gehen«, sagte er laut. Blut und Asche, er hörte sich genauso bescheuert wie Beslan an. »Ich werde mir nicht den Weg aus dem verdammten Palast freikämpfen müssen!«

Weitere Kostenlose Bücher