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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Und war beinahe genauso dumm. Bei den Würfeln war Glück eine feine Sache. Bei anderen Dingen konnte es einen Mann das Leben kosten, wenn er sich auf sein Glück verließ.
    Er legte sich auf das Bett, schlug die bestiefelten Füße übereinander und betrachtete Speer und Bogen. Da die Tür zum Wohnzimmer offen stand, konnte er hören, wie die Zylinderuhr leise jede vergangene Stunde schlug. Licht, in dieser Nacht brauchte er sein Glück.
    Das durch das Fenster einfallende Licht schwand so langsam, dass er beinahe aufgestanden wäre, um nachzusehen, ob die Sonne am Himmel stehen geblieben war, aber schließlich verblasste das graue Licht zu purpurnem Zwielicht und zu richtiger Dunkelheit. Die Uhr schlug zweimal, dann war nur noch das Rauschen des Regens und das Pfeifen des Windes zu hören. Arbeiter, die dem Wetter getrotzt hatten, würden die Werkzeuge niederlegen und schwerfällig nach Hause wanken. Niemand kam, um die Lampen zu entzünden oder sich um das Kaminfeuer zu kümmern. Niemand rechnete mit seiner Anwesenheit, da er in der vergangenen Nacht in diesem Bett geschlafen hatte. Die Flammen im Kamin des Schlafzimmers sanken in sich zusammen und erloschen. Jetzt war alles in Bewegung. Olver war in dem alten Stall in Sicherheit, dessen Dach größtenteils noch intakt war. Die Uhr schlug die erste Stunde der Nacht und es dauerte nicht mal eine Woche, und sie kündigte mit vier Schlägen die zweite Stunde an.
    Mat erhob sich vom Bett, ertastete sich den Weg durch das stockfinstere Wohnzimmer und öffnete eines der hohen Fenster. Der kräftige Wind trieb Regentropfen durch das verschnörkelte, weiße Gitter aus Gusseisen, die seinen Mantel im Nu durchnässten. Der Mond verbarg sich hinter den Wolken, und die Stadt war eine Masse regenverhüllter Finsternis, die nicht einmal von einem Blitz erhellt wurde. Regen und Wind hatten anscheinend alle Straßenlaternen gelöscht; wenn sie den Palast verlassen hatten, würde die Nacht sie verbergen. Und jede Patrouille, die bei diesem Wetter auf der Straße war, würde zweimal hinsehen. Er zitterte, als der Wind durch den feuchten Mantel drang, und schloss das Fenster.
    Er setzte sich auf die Kante eines der Bambus-Stühle, stützte die Ellbogen auf die Knie und beobachtete die Uhr auf dem erloschenen Kamin. Er konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen, aber hier hörte er sie ticken. Er bewegte sich nicht, obwohl der eine Schlag, der die nächste Stunde ankündigte, ihn zusammenzucken ließ. Jetzt konnte man nur noch warten. Bald würde Egeanin Joline ihrer Sul'dam vorstellen. Falls sie wirklich drei Frauen gefunden hatte, die ihre Befehle befolgten. Falls Joline nicht in Panik ausbrach, wenn sie ihr das A'dam anlegten. Thom, Joline und die anderen aus dem Gasthaus würden kurz vor dem Dal Eira zu ihm stoßen. Und wenn er es nicht erreichte ... Thom hatte seine Steckrübe zurechtgeschnitzt und war ziemlich sicher, sie mit seinem gefälschten Befehl durch das Tor zu bringen. Zumindest hatten sie eine Chance, wenn alles schief ging. Wenn. Zu viele »Wenns«, um jetzt darüber nachzudenken. Dafür war es zu spät.
    Die Uhr machte Fing, wie ein Stück Kristall, das mit einem Löffel angeschlagen wurde. Fing. Etwa jetzt würde sich Juilin auf den Weg zu seiner geliebten Thera machen und mit etwas Glück würde Beslan in irgendeiner Schenke mit dem ernsthaften Trinken anfangen. Er holte tief Luft, stand in der Dunkelheit auf und überprüfte tastend die Messer, die in seinen Ärmeln, unter dem Mantel, in den heruntergeschlagenen Schäften seiner Stiefel und hinten in seinem Kragen versteckt waren. Als er damit fertig war, verließ er die Gemächer. Zu spät, um jetzt noch etwas anderes tun zu können als anzufangen.
    Die leeren Korridore waren nur spärlich beleuchtet. In nur einem Kandelaber von dreien brannte eine Flamme vor den Spiegeln, kleine Teiche aus Licht, zwischen denen Schatten flackerten, die niemals richtig dunkel wurden. Mats Stiefel hallten laut auf den Bodenfliesen. Und den Marmorstufen. Es war unwahrscheinlich, dass zu dieser Stunde überhaupt noch jemand wach war, aber falls jemand ihn sah, durfte er nicht den Anschein erwecken, er würde umherschleichen. Er steckte die Daumen hinter den Gürtel und zwang sich zu schlendern. Es war nicht schlimmer, als einen Kuchen von der Küchenfensterbank zu stehlen. Obwohl, wenn er darüber nachdachte, schienen die lückenhaften Erinnerungen an seine Kindheit zu besagen, dass man ihm dafür ein- oder zweimal beinahe die Haut

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