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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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grau und kalt, und falls der Regen nachgelassen hatte, war nicht viel davon zu bemerken, und da die böigen Seewinde ihn vor sich hertrieben, reichte er aus, um fast jeden von der Straße zu vertreiben. Rand hielt den Umhang mit einer Hand fest, sowohl um die Zeichnungen in seiner Tasche zu schützen als auch den Rest von ihm trocken zu halten, und mit der anderen hielt er die Kapuze vor den Windstößen fest. Die vom Wind vorwärts gepeitschten Regentropfen trafen sein Gesicht wie Eisperlen. Eine einsame Sänfte passierte ihn, das Haar der Träger hing ihnen nass auf den Rücken und ihre Stiefel traten in tiefe Pfützen auf dem Pflaster. Ein paar Leute schleppten sich in ihre Umhänge gehüllt die Straße entlang. Es waren noch einige Stunden Tageslicht übrig, aber er ging an den Gasthäusern Drei Herzen der Ebene und Drei Damen aus Maredo vorbei, ohne einzutreten. Er redete sich ein, dass es am Regen lag. Das war nicht das richtige Wetter, um ein Gasthaus nach dem anderen abzusuchen. Aber er wusste, dass es eine Lüge war.
    Eine kleine pummelige Frau in einem dunklen Umhang kam die Straße entlang und hielt plötzlich auf ihn zu. Als sie vor ihm stehen blieb und den Kopf hob, sah er, dass es Verin war.
    »Hier steckt Ihr also«, sagte sie. Regentropfen fielen in ihr erhobenes Gesicht, aber sie schien es nicht zu bemerken. »Eure Wirtin meinte, Ihr wolltet zum Avharin hinaufgehen, sie war sich jedoch nicht sicher. Ich fürchte, Frau Keene schenkt dem Kommen und Gehen ihrer männlichen Gäste keine große Aufmerksamkeit. Und hier stehe ich jetzt mit völlig durchnässten Schuhen und Strümpfen. Als Mädchen bin ich ja gern im Regen spazieren gegangen, aber im Laufe der Zeit hat es irgendwie seinen Reiz verloren.«
    »Hat Cadsuane Euch geschickt?«, fragte er und bemühte sich, nicht hoffongsvoll zu klingen. Nach Alannas Abreise hatte er sein Zimmer im Haupt der Ratsherrin behalten, damit Cadsuane ihn finden konnte. Er würde wohl kaum ihr Interesse wecken, wenn sie die Gasthäuser nach ihm durchsuchen musste. Vor allem, da sie keinerlei Anzeichen gezeigt hatte, dass sie ihn suchen würde.
    »O nein, das würde sie niemals tun.« Die Vorstellung schien Verin zu überraschen. »Ich glaubte nur, Ihr würdet vielleicht gern die Neuigkeit erfahren. Cadsuane macht mit den Mädchen einen Ausritt.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn und legte den Kopf schief. »Obwohl ich Alivia wohl nicht als Mädchen bezeichnen sollte. Eine bemerkenswerte Frau. Bedauerlicherweise viel zu alt, um Novizin zu werden; o ja, wirklich sehr bedauernswert. Sie saugt förmlich alles in sich auf, was man ihr beibringt. Ich glaube, sie kennt fast jede Möglichkeit, wie man etwas mit der Macht zerstören kann, aber da hört ihr Wissen auch schon auf.«
    Er zog sie zur Straßenseite, wo die überhängende Dachkante eines einstöckigen Gebäudes etwas vor dem Regen schützte, wenn auch nicht unbedingt vor dem Wind. Cadsuane war mit Min und den anderen unterwegs? Das musste nichts zu bedeuten haben. Er hatte schon früher erlebt, dass Aes Sedai von Nynaeve fasziniert waren, und Min zufolge interessierten sie sich noch mehr für Alivia. »Welche Neuigkeit, Verin?«, fragte er leise.
    Die rundliche kleine Aes Sedai blinzelte, als hätte sie vergessen, dass es eine Neuigkeit gab, dann lächelte sie unvermittelt. »Oh, ja. Die Seanchaner. Sie sind in Illian. Nicht in der Stadt, das noch nicht; kein Grund, blass zu werden. Aber sie haben die Grenze überschritten. Sie errichten an der Küste und im Landesinneren befestigte Lager. Ich verstehe nur wenig von militärischen Dingen. Wenn ich ein Geschichtsbuch lese, überspringe ich die Schlachten immer. Aber ich glaube, dass die Stadt ihr Ziel ist. Eure Schlachten scheinen sie nicht besonders aufgehalten zu haben. Darum lese ich nie etwas über Schlachten. Sie scheinen auf lange Sicht gesehen nie etwas zu verändern, sondern immer nur für kurze Zeit. Geht es Euch gut?«
    Er zwang sich, die Augen zu öffnen. Verin spähte wie ein dicker Spatz zu ihm hoch. Die ganzen Kämpfe, all die Toten, Männer, die er getötet hatte, und es hatte nichts verändert. Gar nichts!
    Sie irrt sich, murmelte Lews Therin in seinem Kopf. Schlachten können die Geschichte verändern. Er klang darüber nicht erfreut. Das Problem liegt nur darin, dass man manchmal nicht vorhersagen kann, wie sich die Geschichte verändert, bis es zu spät ist.
    »Verin, wenn ich zu Cadsuane ginge, würde sie mit mir sprechen? Über etwas anderes als

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