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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einem langen feuchten Umhang, dessen Gesicht von der Kapuze verborgen wurde, trat von der Straße ein, und Rands Blicke folgten ihm zu der Treppe im hinteren Teils des Raums. Auf der ersten Stufe schlug der Bursche die Kapuze zurück und enthüllte graues Haar und ein blasses, verkniffenes Gesicht. Er konnte nicht derjenige sein, den der Diener gemeint hatte. Niemand, der Augen im Kopf hatte, würde ihn mit Perval Torval verwechsern.
    Rand lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Oberfläche des Weins und seine Gedanken verdüsterten sich. Min und Nynaeve hatten sich geweigert, auch nur noch eine Stunde damit zu verbringen, die Straßen abzulaufen, wie Min es ausgedrückt hatte, und er vermutete, dass Alivia die Zeichnungen nur noch ohne jeden Nachdruck herumzeigte. Falls sie es überhaupt tat. Alle drei hatten die Stadt heute verlassen und befanden sich auf den Hügeln, wenn er das richtig interpretierte, was ihm der Bund von Min übermittelte. Sie war wegen etwas sehr aufgeregt. Die drei Frauen glaubten, Kisman hätte nach dem gescheiterten Attentat die Flucht ergriffen, und die anderen Renegaten hätten ihn entweder begleitet oder wären gar nicht erst gekommen. Sie alle versuchten nun schon seit Tagen, ihn dazu zu überreden, die Stadt zu verlassen. Wenigstens hatte Lan nicht aufgegeben.
    Warum können die Frauen nicht Recht haben?, wisperte Lews Therm wild in seinem Kopf. Diese Stadt ist schlimmer als jedes Gefängnis. Hier gibt es keine Quelle! Warum sollten sie bleiben? Warum sollte überhaupt ein geistig gesunder Mann hier bleiben? Wir könnten ausreiten, hinter die Barriere, nur für einen Tag, ein paar Stunden. Licht, bloß für ein paar Stunden! Die Stimme lachte unkontrolliert, wild. O Licht, warum habe ich bloß einen Verrückten in meinem Kopf? Warum? Warum?
    Wütend zwang Rand Lews Therin zurück, bis er nur noch ein gedämpftes Summen darstellte. Obwohl nur Min einen gewissen Enthusiasmus gezeigt hatte, hatte er darüber nachgedacht, die Frauen auf ihrem Ritt zu begleiten. Nynaeve und Alivia hatten den Grund für ihren Ausritt nicht preisgeben wollen, obwohl der Morgenhimmel den Regen verheißen hatte, der jetzt draußen niederging. Es war nicht das erste Mal, dass sie gegangen waren. Um die Quelle zu fühlen, wie er vermutete. Um von der Einen Macht zu trinken, und wenn auch nur für kurze Zeit. Nun, er konnte es ertragen, die Macht nicht lenken zu können. Er ertrug die Abwesenheit der Quelle. Er konnte das! Er musste es, damit er die Männer töten konnte, die versucht hatten, ihn umzubringen.
    Das ist nicht der Grund! brüllte Lews Therin und überwand Rands Versuche, ihn zum Verstummen zu bringen. Du hast Angst! Wenn die Krankheit dich übermannt, während du versuchst, das Zugangs-Ter'angreal zu benutzen, könnte es dich töten oder Schlimmeres! Es könnte uns alle töten!, stöhnte er.
    Wein spritzte über Rands Handgelenk und tränkte seinen Ärmel. Vorsichtig löste er den Griff um den Becher. Der war von Anfang an nicht ganz rund gewesen, und er glaubte nicht, dass er ihn so verbogen hatte, dass es auffallen würde. Er hatte keine Angst! Er weigerte sich, sich von der Angst berühren zu lassen. Licht, am Ende würde er sterben müssen. Das hatte er akzeptiert.
    Sie haben versucht, mich umzubringen, und dafür will ich sie tot sehen, dachte er. Wenn das etwas dauert, nun, vielleicht wird die Krankheit bis dahin vorbei sein. Soll man dich doch zu Asche verbrennen, ich muss bis zur Letzten Schlacht überleben. In seinem Kopf lachte Lews Therin noch unkontrollierter als zuvor.
    Ein weiterer großer Mann schwankte herein, und zwar durch die Tür zum Stallhof, die sich am Fuß der Treppe im hinteren Teil des Raumes befand. Er schüttelte Regentropfen von seinem Umhang, warf die Kapuze zurück und ging auf den Durchgang zum Frauenraum zu. Mit dem höhnisch verzerrten Mund, der scharf geschnittenen Nase und dem verächtlichen Blick, mit dem er die Leute an den Tischen betrachtete, ähnelte er Torval, aber sein Gesicht verriet, dass er zwanzig Jahre älter war, und er schleppte dreißig Pfund mehr Fett herum. Er schaute durch den gelben Torbogen und rief mit einer hohen, pedantischen Stimme, die einen starken illianischen Akzent aufwies. »Frau Gallger, ich reise am Morgen ab. In aller Frühe, also erwarte ich nicht, dass mir der morgige Tag berechnet wird!« Torval war Taraboner.
    Rand nahm seinen Umhang, ließ den Becher auf dem Tisch stehen und schaute nicht zurück.
    Der mittägliche Himmel war

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