Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
meine Manieren, die ihr nicht gefallen? Das scheint nämlich alles zu sein, was ihr am Herzen liegt.«
    »Oh, mein Lieber. Ich fürchte, Cadsuane ist in vielerlei Hinsicht eine Traditionalistin, Rand. Ich habe nie gehört, dass sie einen Mann als hochmütig bezeichnet, aber ...« Sie legte gedankenverloren einen Finger an die Lippen, dann nickte sie, und Regentropfen rannen ihr das Gesicht hinunter. »Ich glaube, sie wird sich anhören, was Ihr zu sagen habt, wenn Ihr den schlechten Eindruck ungeschehen machen könnt, den Ihr bei ihr hinterlassen habt. Oder wenn ihr ihn zumindest so gut verwischt, wie es Euch möglich ist. Nur wenige Schwestern lassen sich von Titeln oder Kronen beeindrucken, Rand, und Cadsuane noch weniger als andere, die ich kenne. Sie interessiert sich viel mehr dafür, ob Leute Narren sind oder nicht. Wenn Ihr Cadsuane beweisen könnt, dass Ihr kein Narr seid, wird sie zuhören.«
    »Dann sagt ihr ...« Er holte tief Luft. Licht, am liebsten hätte er Kisman und Dashiva und all die anderen mit bloßen Händen erwürgt! »Sagt ihr, dass ich Far Madding morgen verlassen werde, und ich hoffe, dass sie mich als meine Beraterin begleitet.« Den ersten Teil kommentierte Lews Therin mit einem erleichterten Seufzen; wäre er mehr als eine Stimme gewesen, hätte Rand gesagt, dass er beim zweiten Teil erstarrte. »Sagt Ihr, ich akzeptiere ihre Bedingungen. Ich entschuldige mich für mein Benehmen in Cairhien und werde mein Möglichstes hon, in Zukunft auf meine Manieren zu achten.« Das zu sagen fiel gar nicht schwer. Nun ja, ein bisschen schon, aber falls sich Min nicht irrte, brauchte er Cadsuane, und Min irrte sich nie bei dem, was sie sah.
    »Also habt Ihr gefunden, was Ihr hier suchtet?« Er blickte sie stirnrunzelnd an und sie lächelte zurück und tätschelte seinen Arm. »Falls Ihr in dem Glauben nach Far Madding gekommen wärt, Ihr könntet die Stadt erobern, indem Ihr verkündet, wer Ihr seid, wärt Ihr sofort wieder abgereist, nachdem Euch klar wurde, dass Ihr hier die Macht nicht benutzen könnt. Also konnte es sich nur darum handeln, etwas oder jemanden zu finden.«
    »Vielleicht habe ich gefunden, was ich brauchte«, sagte er kurz angebunden. Nur das nicht, was er wollte.
    »Dann kommt heute Abend in den Barsalla-Palast oben auf den Höhen, Rand. Jeder kann Euch sagen, wie er zu finden ist. Ich bin wirklich fest davon überzeugt, dass sie Euch anhören wird.« Sie rückte den Umhang zurecht und schien die Feuchtigkeit der Wolle zum ersten Mal zu bemerken. »Du meine Güte. Ich muss ins Trockene. Ich schlage vor, Ihr tut das auch.« Sie drehte sich um, verharrte dann aber und sah noch einmal über die Schulter. Ihre dunklen Augen blinzelten nicht. Plötzlich klang sie alles andere als gedankenverloren. »Ihr könntet es viel schlechter treffen, als Cadsuane zur Beraterin zu haben, Rand, aber ich bezweifle, dass Ihr eine bessere finden würdet. Falls sie zustimmt und Ihr wirklich kein Narr seid, werdet Ihr auf ihren Rat hören.« Sie rauschte durch den Regen davon und sah dabei fast aus wie ein stolzer Schwan.
    Manchmal macht mir diese Frau Angst, murmelte Lews Therin, und Rand nickte. Cadsuane machte ihm keine Angst, aber sie machte ihn misstrauisch. Jede Aes Sedai, die ihm nicht den Treueid geleistet hatte, machte ihn misstrauisch, mit Ausnahme von Nynaeve. Und selbst bei ihr war er sich nicht immer sicher.
    Auf den zwei Meilen Rückweg zum Haupt der Ratsherrin ließ der Regen nach. Dafür frischte der Wind auf, und das Schild über der Tür, auf dem das strenge Antlitz einer Frau mit dem juwelenbesetzten Diadem der Ersten Ratsherrin abgebildet war, schwang quietschend an seiner Halterung hin und her. Der Schankraum war kleiner als im Goldenen Rad, dafür war die Wandtäfelung poliert und mit Schnitzereien verziert, und die Tische unter den roten Deckenbalken standen nicht so eng beieinander. Der Durchgang zum Frauenraum war rot gestrichen und die Verzierungen sahen wie verspielte Spitzenklöppelei aus, genau wie die Simse der Marmorkamine. Im Haupt der Ratsherrin befestigten die Diener ihr langes Haar mit Silberspangen. Nur zwei von ihnen waren zu sehen; sie standen in der Nähe der Küchentür. An den Tischen saßen nur drei Männer, alles ausländische Händler, die weit auseinander saßen und in ihren Wein starrten. Möglicherweise sogar Konkurrenten, denn gelegentlich rutschte der eine oder andere auf seinem Stuhl herum und bedachte die anderen beiden mit einem Stirnrunzeln. Einer von

Weitere Kostenlose Bücher