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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gewöhnlich nicht mitzuteilen pflegt«, bemerkte er und zündete erneut seine Pfeife an.
    »Es ist auch möglich, dass er unter Stress zum Stottern neigte«, fügte ich hinzu und bezähmte meine Ungeduld.
    »Hmm. Vielleicht jemand mit spastischer Dysphonie. Das wäre zumindest ein Ausgangspunkt ...«
    »Ich schlage Ihnen einen anderen Ausgangspunkt vor, nämlich, dass Sie endlich mit dem Quatsch aufhören«, unterbrach ihn Marino brutal.
    »Also wirklich, Lieutenant.« Dr. Masterson lächelte Marino herablassend an. »Für Ihre Feindseligkeit besteht nun wirklich kein Anlass.«
    »Mag sein, aber ich werde Ihnen gleich einen Anlass dazu geben, etwas gesprächiger zu werden. Ich könnte nämlich Lust bekommen, einen Haftbefehl herauszuziehen und Sie wegen Beihilfe zum Mord hinter Schloss und Riegel zu stecken. Wie gefällt Ihnen das?« Marino funkelte ihn böse an.
    »Langsam habe ich genug von Ihren Unverschämtheiten«, antwortete Dr. Masterson nervtötend ruhig. »Mit Drohungen erreichen Sie bei mir gar nichts, Lieutenant.«
    »Und bei mir erreicht man nichts, wenn man mich an der Nase herumführt«, konterte Marino.
    »Wer ist Frankie?«, fragte ich noch einmal.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich das nicht aus dem Stegreif sagen kann«, antwortete Dr. Masterson. »Aber wenn Sie die Güte hätten, ein paar Minuten zu warten, könnte ich nachsehen, ob wir vielleicht etwas über ihn in unserem Computer haben.«
    Der Psychiater war kaum aus der Tür, als Marino loslegte.
    »Was für ein Drecksack!«
    »Marino!«, rief ich genervt.
    »Sieht nicht so aus, als ob es in diesem Schuppen von Jugendlichen nur so wimmeln würde. Ich halte jede Wette, dass fünfundsiebzig Prozent aller Patienten hier über sechzig sind. Junge Leute müssen da doch in der Erinnerung herausragen, oder? Er weiß verdammt gut, wer Frankie ist. Wahrscheinlich könnte er uns aus dem Gedächtnis die Schuhgröße dieses Penners nennen.«
    »Vielleicht.«
    »Da gibt es kein Vielleicht. Ich sage Ihnen, der Kerl führt uns an der Nase herum.«
    »Und er wird es so lange tun, bis Sie endlich damit aufhören, ihn anzugreifen, Marino.«
    »Mist.« Er stand auf und ging zu dem Fenster hinter Dr. Mastersons Schreibtisch. Er schob die Vorhänge zur Seite und schaute hinaus in den tristen Vormittag. »Ich hasse es wie die Pest, wenn jemand mich anlügt. Ich schwöre bei Gott, wenn er mir keine andere Wahl lässt, dann werde ich ihn einlochen. Das kotzt mich so an bei diesen Seelenklempnern. Sie könnten Jack the Ripper unter ihren Patienten haben, und es wäre ihnen egal. Selbst dann würden sie einen immer noch anlügen, das Schwein ins Bett packen und mit Hühnersuppe füttern, als wäre es Mr. Apple Pie America.« Er hielt inne und murmelte: »Wenn es wenigstens aufhören würde zu schneien.«
    Ich wartete, bis er sich wieder gesetzt hatte, und sagte dann: »Ich glaube, Ihre Drohung, ihn wegen Beihilfe zum Mord zu verhaften, war ein bisschen zu viel.«
    »Sie hat ihn wenigstens aufgerüttelt, oder nicht?«
    »Geben Sie ihm eine Chance, sein Gesicht zu wahren, Marino.«
    Er starrte mürrisch auf die Vorhänge vor dem Fenster und rauchte.
    »Ich glaube, dass es ihm jetzt klar ist, dass es nur in seinem eigenen Interesse liegt, wenn er uns hilft«, fügte ich hinzu.
    »Ja, und es ist ganz bestimmt nicht in meinem Interesse, hierherumzusitzen und mit ihm Katz und Maus zu spielen. Während wir hier reden, läuft dieser Irre Frankie mit seinen verqueren Gedanken frei herum, wie eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment hochgehen kann.«
    Ich dachte an mein ruhiges Haus in meiner ruhigen Nachbarschaft, an Cary Harpers Goldkette, die über dem Türknauf hing, und an die flüsternde Stimme auf meinem Anrufbeantworter. Ist dein Haar naturblond, oder bleichst du es? ... Wie sonderbar. Ich rätselte, was diese Frage wohl bedeuten mochte: Warum war das so wichtig für ihn?
    »Wenn Frankie unser Mörder ist«, sagte ich ruhig und atmete tief durch, »kann ich mir nicht vorstellen, wie es irgendeine Verbindung zwischen Sparacino und diesen Morden geben soll.«
    »Wir werden sehen«, murmelte er, drückte seine Zigarette aus und zündete sich gleich die nächste an, während er säuerlich auf die Tür starrte.
    »Was meinen Sie mit: Wir werden sehen?«
    »Es überrascht mich immer wieder, wie sich ein Ding aus einem anderen ergibt«, antwortete er geheimnisvoll.
    »Was? Welche Dinge ergeben sich aus anderen, Marino?«
    Er blickte auf seine Uhr und fluchte. »Wo zum Teufel

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