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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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war das?«, fragte Marino Hunt. »Wann kam sie das letzte Mal vorbei?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr an das genaue Datum«, antwortete Hunt. »Es muss vor ein paar Monaten gewesen sein, aber ich weiß noch genau, dass es an einem Freitag war, am späten Vormittag. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil ich an diesem Tag mit meinem Vater zum Lunch gehen sollte, um Geschäftliches zu besprechen.« Er griff nach seinem 7 up. »Ich ziehe mich am Freitag immer ein wenig besser an; und an diesem Tag trug ich eben eine Krawatte.«
    »Also Beryl kam am späten Freitagvormittag, um ihr Autowaschen zu lassen«, drängte Marino. »Und bei dieser Gelegenheit haben Sie sie angesprochen.«
    »Eigentlich hat sie mich angesprochen«, antwortete Hunt, als ob das wichtig wäre. »Als ihr Wagen aus der Waschstraße kam, trat sie auf mich zu und sagte, dass sie etwas im Kofferraum verschüttet habe. Sie wollte wissen, ob wir den Fleck wieder herausbekommen würden. Sie brachte mich zu ihrem Wagen, öffnete den Kofferraum, und ich sah, dass der Teppich völlig durchnässt war. Offensichtlich hatte sie Lebensmittel in ihrem Kofferraum verstaut, und eine Flasche mit Orangensaft war dabei zerbrochen. Vermutlich hat sie nur deshalb ihren Wagen gleich in die Waschstraße gefahren.«
    »Waren die Lebensmittel noch im Kofferraum, als sie zu Ihnen kam?«
    »Nein«, antwortete Hunt.
    »Können Sie sich erinnern, welche Kleidung sie an diesem Tag trug?«
    Hunt zögerte. »Tenniskleidung und eine Sonnenbrille. Es sah so aus, als habe sie gerade gespielt. Ich erinnere mich daran, weil sie noch nie so hergekommen war. Sie hatte bisher immer normale Straßenkleidung angehabt. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ein Tennisschläger und ein paar andere Sportsachen in ihrem Kofferraum lagen. Sie nahm das Zeug heraus, damit wir ihn einshampoonieren konnten. Sie hat sie abgewischt und auf den Rücksitz gelegt.«
    Marino zog einen Terminkalender aus seiner Brusttasche. Er öffnete ihn und blätterte ein paar Seiten zurück. Er fragte: »Könnte das in der zweiten Juliwoche gewesen sein? Am Freitag, dem 12.?«
    »Das wäre möglich.«
    »Erinnern Sie sich noch an irgendetwas anderes? Hat sie vielleicht noch etwas gesagt?«
    »Sie war fast freundlich«, antwortete Hunt. »Daran erinnere ich mich gut. Ich vermute, weil ich ihr aus der Patsche half, indem ich mich darum kümmerte, dass ihr Kofferraum ordentlichgereinigt wurde, obwohl das eigentlich gar nicht meine Aufgabe war. Ich hätte ihr auch sagen können, sie solle ihr Auto für dreißig Dollar spezialreinigen lassen. Aber ich half ihr gern. Ich blieb in der Nähe, während die Jungs an die Arbeit gingen, und da sah ich die Beifahrertür ihres Autos. Sie war beschädigt, und zwar auf eine ganz unheimliche Art und Weise. Es sah so aus, als habe jemand seinen Schlüssel genommen und damit ein Herz und einige Buchstaben direkt unter dem Türgriff in den Lack gekratzt. Als ich sie fragte, wie das passiert sei, ging sie um das Auto herum und besah sich den Schaden. Sie stand einfach da und starrte auf die Tür. Sie wurde weiß wie ein Laken, das kann ich beschwören. Offensichtlich hatte sie den Schaden noch gar nicht bemerkt, bevor ich sie darauf aufmerksam machte. Ich versuchte, sie zu beruhigen, und sagte ihr, ich könne gut verstehen, warum sie das so mitnähme. Der Honda war brandneu und hatte keinen einzigen Kratzer. Er hatte gut und gern zwanzigtausend Dollar gekostet. Und dann macht irgendein Idiot so etwas. Vermutlich ein Jugendlicher, der nichts Besseres zu tun hat.«
    »Was hat sie sonst noch gesagt, Al?«, fragte Marino. »Hatte sie irgendeine Erklärung für den Schaden?«
    »Nein, Sir. Sie sprach überhaupt nicht viel. Es schien mir, als habe sie Angst, denn sie schaute sich ständig um und war völlig durcheinander. Dann fragte sie mich nach dem nächsten Telefon, und ich sagte ihr, dass drinnen ein Münztelefon sei. Als sie zurückkam, war ihr Wagen fertig, und sie fuhr weg ...«
    Marino stoppte das Band und holte es aus dem Recorder. Ich erinnerte mich an den Kaffee, ging in die Küche und holte uns zwei Tassen. »Sieht aus, als ob damit wenigstens eine unserer Fragen beantwortet wäre«, sagte ich, als ich zurückkam.
    »Ja, sicher«, bestätigte Marino und nahm Sahne und Zucker. »Ich könnte mir vorstellen, dass Beryl von dem Münztelefon aus ihre Bank angerufen hat oder vielleicht die Fluggesellschaft, um einen Platz zu buchen. Dieser kleine, in die Tür gekratzte Liebesgruß war der

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