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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. H. Senzai
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lobenswert, dass du Mariam suchen wolltest, Fadi, Jan «, sagte Habib freundlich.
    Fadi sah überrascht auf. Er schreit mich nicht an.
    »Aber was du tun wolltest, ist gesetzwidrig. Du hättest in große Schwierigkeiten geraten können. Selbst wenn es dir gelungen wäre, dich in das Flugzeug zu schmuggeln, wärst du beim Umsteigen in London erwischt worden. Und selbst wenn du dort durch ein Wunder in ein Flugzeug nach Peschawar gelangt wärst, wärst du nach deiner Ankunft mit Sicherheit von der pakistanischen Einwan­derungspolizei verhaftet worden. Weißt du, dass man ein Visum braucht, wenn man nach Großbritannien oder Pakistan einreisen will?«
    »Ein Visum?«
    »Ein Visum ist eine Einreisegenehmigung, eine Art Besuchserlaubnis für ein bestimmtes Land. Also wenn man über London nach Peschawar reisen will, braucht man ein Transitvisum für die Durchreise durch Großbritannien und dann noch ein Visum von der pakistanischen Botschaft, um in ihr Land einreisen zu dürfen.«
    Oje , dachte Fadi. Das wusste ich nicht .
    »Die Erfolgschancen deines Plans waren gleich null«, sagte Habib. Er schrie nicht und regte sich nicht auf. Er sagte nur, wie es war.
    »Oh«, sagte Fadi. Er kam sich vor wie ein Vollidiot. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Selbst seine Ohren wurden heiß. Als der Kellner vorbeikam und Habibs Tasse nachfüllte, blickte Fadi zum Nachbartisch hinüber. Dort saßen ein paar Polizisten, die fröhlich plauderten und Kaffee tranken. Ihre schwarzen Uniformen bildeten einen scharfen Kontrast zu den weißen Tischen und erinnerten ihn an die schwarzen Turbane der Taliban.
    »Aber … was ist, wenn sie nicht gefunden wird?«, flüsterte Fadi. Es war das erste Mal, dass er seine schlimmste Befürchtung aussprach.
    Habib warf vier Würfel Zucker in seinen Kaffee und rührte langsam um. »Sie wird gefunden werden«, sagte er zuversichtlich.
    »Wie kannst du dir so sicher sein?«, fragte Fadi.
    »Sie wird gefunden werden«, wiederholte Habib mit verkniffenem Mund. Er schwieg kurz und sah Fadi in die Augen. »Ich werde dir jetzt etwas sagen, was ich noch niemandem gesagt habe.«
    Fadi schluckte seinen Mundvoll Apfelkuchen und lehnte sich überrascht zurück.
    »Kannst du ein Geheimnis bewahren?«, fragte Habib.
    Fadi nickte hastig.
    Nachdenklich spielte Habib mit seinem Kaffeelöffel, als wäge er seine Worte ab. »Nachdem wir herausge­funden hatten, dass Mariam von einer Familie mitgenommen wurde, schickte ich Professor Sahib fünfhundert Dollar.«
    »Fünfhundert Dollar?«, wiederholte Fadi erstaunt. Wo bekam er dieses Geld her?
    »Ich zweigte etwas von meinem Arbeitslohn ab … und borgte mir noch etwas dazu«, sagte Habib, als hätte er Fadis unausgesprochene Frage gehört. »Professor Sahib und ich haben Privatdetektive angeheuert.«
    »Privatdetektive?«, murmelte Fadi und stellte sich Männer in Trenchcoats vor, die mit Vergrößerungsgläsern nach Hinweisen suchten.
    »Es gibt Männer …«, sagte Habib leise, »… ehemalige Offiziere, Söldner und Drogenkuriere, die man beauftragen kann, Dinge herauszufinden. Hoffentlich bringen sie in Erfahrung, was nach der Abfahrt des Lastwagens mit Mariam geschah.«
    »Hm«, sagte Fadi. Hoffnung keimte in ihm auf.
    »Es gibt keine Garantie«, sagte Habib grimmig. »Hab einfach Geduld und bete weiter für Mariam, denn Allah erhört unsere Gebete auf die eine oder andere Weise.«
    Fadi nickte. Geduld und Gebete. Keine sehr befriedigen­de Antwort .
    »Nun zu deiner heimlichen Fahrt im Kofferraum«, sagte Habib in einem strengeren Ton. »Das war wirklich eine große Dummheit. Du hättest dir schwere Verletzungen zuziehen können.«
    Fadi versuchte, eine schuldbewusste Miene aufzusetzen, während sein Vater ihm vorhielt, wie töricht es war, sich im Kofferraum zu verstecken. Er nahm Habib die Strafpredigt kein bisschen übel. Sein Vater liebte ihn.

Die Katastrophe
    Noor war schon wach und machte sich gerade einen Kaffee, als Fadi und sein Vater am frühen Morgen in die Wohnung zurückkehrten. Fadi war erschöpft, aber glücklich, und da Samstag war, konnte er sich ausschlafen. Er war die ganze Nacht mit seinem Vater in der Stadt herumgefahren. Wenn Habib keine Fahrgäste gehabt hatte, hatte Fadi ihm geholfen, sich die Straßenkarten aus dem Handschuhfach einzuprägen. Sie hatten zusammen den Sonnen­aufgang über der Golden-Gate-Bridge angeschaut. Fadi war ein bisschen enttäuscht gewesen, als er festgestellt hatte, dass die Brücke nicht golden, sondern rot

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