Flucht in die Oase der Liebe
und Alexander ihren Bruder, warum er so verzweifelt nach einer Frau suchte, deren Namen er nicht kannte und die sich kein einziges Mal nach ihm erkundigt hatte.
âSie ist dir also sehr wichtig?â, fragte Matt.
âIch will wissen, was mit ihr passiert istâ, antwortete Cameron ausweichend. âIst das ein Problem?â
âNein, überhaupt nichtâ, versicherte Matt ihm hastig.
âEntschuldige.â Cameron atmete tief durch. âIch bin nur â¦â
âNervösâ, ergänzte Alex. âDas ist doch völlig normal nach allem, was du durchgemacht hast.â Er räusperte sich. âIch verstehe nur nicht, wie man sich mit einer Frau einlassen kann, ohne ihren Namen zu wissen.â
Das geht dich gar nichts an, dachte Cameron. Da er jedoch wusste, dass seine Brüder es gut mit ihm meinten, behielt er den rüden Kommentar für sich. SchlieÃlich wollten die beiden ja nur herausfinden, was eigentlich mit ihm los war.
Genau wie er.
âWir waren auf der Fluchtâ, erzählte er. âEs ging um Leben und Tod. Ich habe ihr den Spitznamen gegeben, und dabei ist es geblieben.â
âSalomeâ, sagte Alex und sah Matt vielsagend von der Seite an.
âWie die Tänzerin, die den Kopf des Typen auf einem silbernen Tablett serviert hatâ, meinte Matt.
âWas für sie kein Problem war, weil sie den Mann verführt hatteâ, nickte Alex.
âWenn du etwas zu sagen hast, dann nur zuâ, sagte Cameron herausfordernd.
âGanz ruhig, Bruderherz. Wir lieben dich eben. Und wir machen uns Sorgen um dich. Du hast eine Kugel abbekommen und viel Blut verloren. Fast hättest du uns verlassen â¦â
âWas willst du damit sagen?â, fragte Cameron und schnitt eine so komische Grimasse, dass seine Brüder lachten.
âNichts, was du nicht selbst wüsstest, Camâ, erklärte Alex schlieÃlich. âIhr seid auf der Flucht gewesen, es ging um Leben und Tod. Da schäumen die Gefühle oft über.â
Cameron nickte, griff nach seinem Bierglas, stellte es aber gleich wieder ab.
âDas habe ich ihr auch gesagt.â
Alex nickte. âGut. Ich meine, es ist gut, dass du dir dessen bewusst warst.â
âIch schon, aber sie nicht.â
Matt atmete erleichtert auf. âIch bin froh, dass du das sagst.â Er lächelte verlegen. âVorübergehend haben wir nämlich befürchtet â¦â
Wütend schlug Cameron mit der Faust auf den Tisch.
âSie hat gelogen. Sie hat gesagt, sie liebt mich. Und wieso ist sie dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden?â
âJaâ, meinte Alex vorsichtig. âAber du hast doch gerade selbst gesagt, dass â¦â
âNiemand belügt mich ungestraft!â
Seine Brüder blickten einander verwirrt an. Vorhin erst hatte Cameron behauptet, diese Salome nicht geliebt zu haben. Und nun schäumte er vor Wut, weil er glaubte, dass sie ihn nicht liebte.
Sie dachten jedoch gar nicht daran, ihn auf diese interessanteUngereimtheit hinzuweisen, sondern waren klug genug, um schweigend ihr Bier auszutrinken.
Eines kalten ungemütlichen Sonnabendabends rief Avery an.
âWie geht es dir, mein Sohn?â
Noch hatte Cameron sich nicht an die neue Herzlichkeit seines Vaters gewöhnt, obwohl sie ihm sehr gefiel.
âDanke, gut, Dad.â Auch das war neu. Bisher hatte er seinen Vater Avery genannt.
âIch habe dich in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen, mein Junge.â
âTut mir leid. Ich hatte viel zu tun.â
âIch muss heute Abend zu einer dieser Galaveranstaltungen für wohltätige Zwecke und hatte gehofft, du würdest mich begleiten.â
âDanke, Dad, aber â¦â
âDann würden wir uns wenigstens mal wieder sehen. Es ist so eine Art Liederabend, Cameron. Ich muss dorthin, aber wie ich das bis zum Ende aushalten soll, ist mir schleierhaft. Wenn du mitkommst, wären wir immerhin zwei Kulturbanausen.â
Dieses Angebot war so ungewöhnlich für seinen Vater, dass Cameron schlucken musste.
âDeine Mutter hat sich viel aus solchen Veranstaltungen gemacht.â Jetzt lachte Avery leicht verlegen.
Wann hatte sein Vater je seine Mutter erwähnt?
âWirklich?â, fragte er vorsichtig.
âJa, ihretwegen unterstütze ich all diese Sachen â den Kunstrat, das Theater, das Museum.â Avery räusperte sich. âIn den letzten Wochen habe ich
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