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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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dir Eliot Ness auf die Fersen hetzen. Außerdem konnten die Polypen keine richtigen Aussagen machen. Liebling, ich bin am Verhungern. Ich habe ein paar Steaks im Kühlschrank. Wie soll ich das deine braten?«
    »Halbgar.«
    Er erinnerte sich an das Geld, an die Verwirrung am Strand, an die Pfeife, die Rosen und den Ring. Er fragte sie, was sie getan hatte. Sie legte die Steaks in die Pfanne und erzählte.
    Er holte das Geldbündel und den Ring aus der geliehenen Hose. Sie beobachtete ihn schweigend, während er das Geld zählte. Er starrte sie an und sagte schließlich: »Sechstausendsechshundertzwanzig Dollar, Bonny Lee!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Tja, Liebling, es ist wohl gestohlen, obwohl es mir nicht so vorkam. Es war alles so unecht. Aber du hast gehört, was sie in den Nachrichten sagten. Zwanzigtausend. Verdammt, die Burschen runden für die Versicherung auf.«
    »Und was ist mit dem Ring?«
    »Ach, der. Bei den Umkleidekabinen stand ein fetter alter Kerl mit zwei Raufbolden, und sie hatten einen anderen Kerl in die Zange genommen. Mir paßte es gar nicht, daß sie zu dritt gegen einen losgingen. Dem Dicken holte ich den Gürtel aus der Hose und fesselte ihm damit die Beine. Den beiden anderen gab ich einen ganz leichten Schubs. Dann zog ich dem Dicken den Ring vom Finger und ging ein paar Meter zur Seite. Du hättest die Knilche sehen sollen! Einer landete in ein paar Kakteen, der Dicke lag auf der Nase, und der letzte spuckte den Sand aus, den er bei seinem Sturz geschluckt hatte. Und der Kerl, auf den sie es abgesehen hatten, rannte davon wie ein Wiesel.« Sie nahm ihm den Ring aus der Hand und kratzte gegen das leere Milchglas. »Echter Diamant«, sagte sie. »War nichts für diesen Scheißkerl.«
    Sie bemerkte seinen Ausdruck.
    »Ich rede nicht besonders fein, was?«
    Ihre rasche Auffassungsgabe verwirrte ihn. »Das macht doch nichts, Bonny Lee.«
    Sie warf den Ring auf das Tablett. »Vielleicht doch. Vielleicht paßt es mir selbst nicht. Aber vielleicht kann keiner von uns was dagegen tun, verdammt noch mal. Liebling, ich war leider schon eine Frau, bevor ich eine Dame werden konnte. Ich war insgesamt vier Jahre auf der Schule. Wenn du ein Teedämchen brauchst, mußt du dir eben eins besorgen, hörst du? In den Mädchenpensionaten gibt's genug davon. Mit denen kannst du dann über Kunst und Kultur quatschen, aber wehe, du willst sie mit ins Bett nehmen, mein Lieber. Da geht nichts, solange du keinen Ehevertrag unterschrieben hast und solange du keinen Gehaltsstreifen vorgewiesen hast.«
    »Bonny Lee!«
    »Ach, sieh mich nicht so treudoof an, du Affe! Ich komme schon durch, und ich brauche weder dich noch sonst einen Kerl.« Sie warf sich aufs Bett und begann zu schluchzen. Es klang wie bei einem kleinen Jungen, der eine Tracht Prügel eingesteckt hatte. Er streichelte sie und zog sie zu sich heran.
    Schließlich stand sie auf, ging ins Bad und wusch sich das Gesicht. Sie grinste verlegen und schluchzte noch ein bißchen. »Alles gelogen«, sagte sie. »Und du weißt es. Es macht mich nervös, daß du so gebildet bist. Ich möchte ja mehr können, aber wie denn? Jesusmaria, ich arbeite sechs Nächte in der Woche, und genau da laufen die Kurse der Abendschulen. Tut mir leid, Liebling. Ich drehe sonst nicht so leicht durch. Aber der heutige Tag hat es in sich gehabt. Ich bin eben nur ein Bauernmädchen aus Südkarolina.«
    »Nur nicht untertreiben! Ich habe selten jemand gesehen, der so schnell begreift wie du.«
    »Weiblicher Instinkt, sonst nichts. Aber lassen wir das jetzt.«
    Er nahm das Geldbündel und legte es neben sie hin. »Du hast das Geld geholt. Nimm es doch für einen Abendkurs her, wenn du unbedingt einen besuchen willst.«
    Sie sah einen Moment lang nachdenklich drein, doch dann schüttelte sie den Kopf. »Du hast wohl die Nachrichten nicht gehört? Im Moment gibt es wichtigere Dinge zu tun, Kirby.«
    Die Nachrichten waren deprimierend gewesen. Man hatte die Glorianna in der Nähe von Dinner Key abgefangen und in den Hafen gebracht, wo die Metropolitan-Polizei eine Durchsuchung veranlaßte. Auf der Jacht hatte sich eine Notmannschaft von drei Leuten befunden, dazu Mister Joseph Locordolos, ein Spanier, der mit Hotels und Grundstücken spekulierte; Mrs. Charla O'Rourke, seine Schwester und eine bekannte Dame der internationalen Gesellschaft; ferner Miß Betsy Alden, die Nichte von Mrs. O'Rourke. Die Jacht war im Schiffsregister von Panama eingetragen. Mister Locordolos hatte sich

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