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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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einen neuen Faktor in der Gleichung dar. Aber er spürte, daß sich Charla mit unglaublicher Schnelligkeit auf neue Faktoren umstellen konnte. Er war doppelt dankbar, daß er Bonny Lee alles erzählt hatte. So konnte sie Charlas Schachzüge besser voraussehen. Er hoffte nur, daß Bonny Lee die Ahnungslose spielte. Wenn sie auch nur andeutete, daß sie etwas wußte, würde Charla sie nicht mehr loslassen, bis sie das Geheimnis kannte.
    Wenn Bonny Lees Wagen draußen stand, steckten vermutlich die Schlüssel, denn Bonny Lee hatte gewußt, daß vielleicht ein schneller Rückzug nötig war.
    René und Raoul waren in Streit geraten. Offenbar fühlte sich Raoul betrogen.
    »Es ist wegen der siebenundzwanzig Millionen«, sagte Kirby.
    Die beiden starrten ihn an. »Ja?«
    »Es ist ziemlich langweilig und unbequem, so dazusitzen. Wir könnten doch alle drei spielen. Um einen Teil des Geldes.«
    »Du hast kein Geld«, sagte René. »Wir haben es dir abgenommen und geteilt. Zwölfhundert.« Der Rest lag unter Bonny Lees Matratze.
    »Ich könnte euch einen Schuldschein ausschreiben.«
    René sah ihn verächtlich an. »Und der Boß würde ihn einlösen, was?«
    »Ich würde ihn einlösen.«
    »Du wirst überhaupt nichts.«
    Und das war die bittere Wahrheit. Die Niederlage hing an einer Wäscheleine, die sich eng um seine Arme schlang. Er lächelte die beiden Männer an. »Wundert ihr euch gar nicht, weshalb ich die Sache so ruhig hinnehme?«
    René wirkte ein wenig unsicher. »Du bist anders als die meisten Kerle, die wir für den Boß holen mußten. Ich dachte mir, daß du mich bestechen würdest. Nicht, daß ich drauf 'reinfalle. Aber es ist mir komisch vorgekommen, daß du es nicht getan hast.«
    »Gib«, sagt Raoul.
    »Schnauze. Winter, ich kann mir nicht vorstellen, daß du einen Trumpf im Ärmel hast. Drei Tage an Bord, und du würdest uns deine Schwester überschreiben. Der Boß wird dich fertigmachen, und dann behält sie dich zum Spielen oder wirft dich weg, je nachdem.«
    »Gib«, wiederholte Raoul.
    »Mehr als eine Partnerschaft kann Mrs. O'Rourke nicht von mir bekommen.«
    »Na, das wird sie aber sehr überraschen.«
    »Das glaube ich auch. Meine Konten sind nämlich durch Daumenabdrücke gesichert. Ich kann sie nur persönlich abheben. Sechshundert Konten in neun verschiedenen Ländern – und alle auf die gleiche Weise eingerichtet.«
    René überlegte eine Minute. »Und wenn du jetzt stirbst, kann keiner an den Zaster 'ran?«
    »Sobald fünf Jahre vergehen und ein Konto nicht angerührt wird, schickt die betreffende Bank das Geld automatisch an die Person oder Organisation, die ich angegeben habe. Tot nütze ich also dem Boß nichts, und zwingen kann sie mich auch zu nichts.«
    »Aber sie weiß das nicht?«
    »Noch nicht. Doch sobald sie es erfährt, wird sie mich und die Mädchen sehr nett behandeln müssen.«
    »Und wenn man sie inzwischen schon schlecht behandelt hat?«
    »Dann werde ich Mrs. O'Rourkes Anteile verringern, als eine Art Strafe für Geldgier und schlechtes Benehmen. Sehen Sie, mein Freund, es steht nicht schlecht für mich – wenn Mrs. O'Rourke eine logische Frau ist.«
    René sah ihn scharf an. »Und weshalb dann das ganze Theater?«
    »Warum sollte ich überhaupt mit jemand teilen? Aber nun hat sie ihre Runde gewonnen, und ich werde sie mitmachen lassen. Schließlich ist genug da, was sagen Sie?«
    René grinste schief. »Die Hälfte eines Siebenundzwanzigstels würde mir für den Rest meines Lebens reichen.«
    »Um so hohe Summen spiele ich nicht. Aber Sie sehen, daß ich durchaus in der Lage bin, meine Spielschulden zu bezahlen.«
    »Sie hat gesagt, er bleibt gefesselt«, knurrte Raoul. »Gib.«
    »Wir können ihn gefesselt lassen und trotzdem am Spiel beteiligen.«
    »Gefällt mir nicht«, meinte Raoul.
    René ging zu seinem Argot über und erinnerte Raoul daran, was er selbst über die Harmlosigkeit des Gefangenen gesagt habe. Dann erklärte er ihm, daß sie beide ihre Gewinne gesondert aufschreiben könnten, um zu wissen, wer das Küken im Schlafzimmer zuerst bekommen sollte. Raoul gab schließlich nach.
    René kam an den Tisch und hob Kirby mitsamt seinem Stuhl hoch. Es war eine schockierende Demonstration der rohen Gewalt. Er stellte den Stuhl vor dem Kaffeetisch ab. Mit einem schnellen Schnitt seiner scharfen Seemannsklinge trennte er die Fesseln an Kirbys Armen durch. Dann band er mit geschickten Bewegungen Kirbys linken Arm an die Stuhllehne. Eine leichte Schlinge fesselte Kirbys

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