Flucht in die rote Welt

in dem du dich nicht hinsetzen kannst. Dazu Stöckelschuhe, Busen 'raus, Bauch 'rein, große Ohrringe und ein schweres Parfüm. Nicht mein persönlicher Geschmack, aber die Kerle würden umfallen, wenn sie dich sähen.«
    »Kleopatra?« fragte Wilma schüchtern.
    »Na ja, die Ägypten-Masche siehe Liz.«
    »Liz?«
    »Ach du liebe Güte, rede du mit ihr«, sagte Bonny Lee zu Kirby.
    »Hat dir Betsy meine Notiz gebracht?«
    »Ja, Kirby.«
    »Und du hast dich mit ihr unterhalten?«
    »Fast die ganze Nacht. Sie wollte, daß ich mich an alle Einzelheiten erinnerte, die deinen Onkel betrafen. Sie glaubte, daß uns nur der Ansatzpunkt fehlen würde. Aber ich kenne ihn nicht. Ich habe keine Ahnung. Dein Onkel war ein sehr ungewöhnlicher Mann. Er war so klug, daß er gar keine besonderen Tricks brauchte. Ich habe nur immer das getan, was er von mir verlangte, und ganz gleich, was man mit mir vorhat, ich werde nie ...«
    »Deine Treue in Ehren, Wilma. Könnte es sein, daß du aus dieser Treue heraus etwas verschweigst, das du weißt?«
    »Ich schwöre, es ist nicht so, Kirby. Betsy sagte mir, wo du dich befindest. Wie konntest du nur bei einem so ordinären Menschen Unterschlupf suchen?«
    »Da ich den Mann nicht kenne, gebe ich auch kein Urteil über ihn ab.«
    »Und hast du bei ihm dieses Tingeltangel-Mädchen getroffen, Kirby? Wer ist sie?«
    »Bonny Lee ist eine gute – oh, Pardon. Bonny Lee ist das Mädchen, das ich liebe.«
    »Ach, du liebe Güte«, sagte Wilma.
    Bonny Lee blinzelte Kirby zu. »Noch mal Glück gehabt, mein Freund.«
    »Dann hast du damals gelogen, nicht wahr?« sagte Wilma tonlos. »Du hattest gar keine Angst vor Frauen. Du wolltest nur nicht, daß ich mein Gesicht verliere? Du – du hast sicher gelacht, als du weg warst.«
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Wilma. Ich bin in panischer Angst davongerannt.«
    »Aber – du scheinst dich verändert zu haben. Du hast überhaupt keine Angst mehr – vor niemand.«
    »Oh, ich fürchte eine Menge Dinge.«
    »Aber mit den Mädchen treibt er es in letzter Zeit ziemlich wild«, sagte Bonny Lee und kicherte, als sie Kirbys wütenden Blick sah. »Er soll sogar an einem öffentlichen Strand eines ausgezogen haben. Er kannte sie nicht mal.«
    Wilma war entsetzt.
    »Kirby! Bist du krank?«
    »Ich bin völlig gesund«, fauchte er.
    »Das arme Ding konnte sich nicht einmal rühren«, fuhr Bonny Lee fort.
    » Bitte, Bonny Lee! Bitte!«
    »Schon gut, Liebling, ich bin wieder brav.«
    »Wilma, hast du die Nachrichten verfolgt?«
    »Ich glaube schon, aber an einiges kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Wie war das mit dieser Jacht, auf der deine Sachen gefunden wurden? Und dann sollst du zwei Polizisten die Waffen weggenommen haben. Das hätte ich dir nicht zugetraut.«
    »Wann brach Betsy von hier auf?«
    »Sehr früh. Sie sagte, sie wolle einen Bluff aufziehen. Ich verstand nicht, was die damit meinte.«
    »Du hast inzwischen wohl erkannt, daß ihr Bluff nicht ankam.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts. Etwa drei Stunden später kamen diese beiden Matrosen her. Sie klingelten nach dem vereinbarten Zeichen, und da dachte ich, es sei Roger oder Betsy. Sie drängten sich einfach herein. Aber sie waren auf ihre grobe Art recht – freundlich. Als ich sie streng anredete, drehte mir René – das ist der Große – den Arm herum, bis ich in die Knie ging. Ich habe jetzt noch ein komisches Gefühl in der Schulter. Ich merkte, daß es besser war, ihnen zu gehorchen. Aus ihren Worten hörte ich heraus, daß sie mich auf eine Jacht bringen wollten und daß Betsy auch schon dort war. Sie bugsierten mich ins Auto, und ich mußte mich auf den Boden unter das Armaturenbrett setzen. Es war heiß und sehr schmutzig. Und dann lief alles schief. Sie gerieten in Streit und brüllten auch mich an. Es stellte sich heraus, daß das Boot ohne sie abgefahren war. Sie kamen nach hierher zurück, und in den Nachrichten hörte ich dann die Sache mit der Jacht. Es hieß auch, daß Betsy krank sei. Sie kam mir zwar nervös vor, aber ich hätte ihr niemals einen Nervenzusammenbruch zugetraut.«
    »Mädchen, bist du begriffsstutzig!« sagte Bonny Lee. »Diese Mistkerle haben Betsy an Bord gebracht und dort solange gequält, bis sie ihnen deine Adresse verriet. Dann riefen sie Kirby an und sagten, wenn er nicht auf das Schiff käme, würden sie dich ebenso wie Betsy behandeln. Sie wollen unbedingt das Geheimnis der vielen Millionen ergründen.«
    Wilma starrte Bonny Lee an. »Sie haben Betsy