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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Joshua es wenigstens ein einziges Mal sehen durfte. Aber was bedeuteten schon Wünsche in dieser Umgebung? Sie war sich sicher, daß man ihr das Kind gleich nach der Geburt wegnehmen würde. Für einen Bastard gab es keinen Platz in ihrer Familie.
    Ellen setzte sich aufs Bett. Sie schloß die Augen und dachte an jene grauenvolle Nacht zurück, die sie in diese Anstalt gebracht hatte. Weil das gleichmäßige Schaukeln der Kutsche sie in den Schlaf gewiegt hatte, wußte sie nicht, wie lange sie unterwegs gewesen waren. Sie war erst aufgewacht, als jemand die Tür der Kutsche aufgerissen hatte. Ein Mann hatte ihr ins Freie geholfen.
    Verwirrt hatte sie auf das offene Portal des burgähnlichen Gebäudes gestarrt, vor dem sie gehalten hatten. "Sind wir schon in Exeter?" hatte sie gefragt.
    "Das ist Saint Michael's Abbey", hatte ihr der Mann geantwortet. "Sie werden hier bereits erwartet."
    Saint Michael's Abbey!
    Vergeblich hatte sie versucht, davonzulaufen. Schon nach wenigen Schritten war sie eingeholt worden. Seitdem lebte sie innerhalb der Mauern des ehemaligen Klosters, das zum Teil Frauen beherbergte, die so verwirrt waren, daß sie nicht einmal mehr wußten, woher sie kamen.
    Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Herzens nach Joshua. Wie oft lag sie nachts wach und dachte an ihn. Sie konnte sich seine Verzweiflung vorstellen, seine Angst um sie. Am meisten bedrückte sie jedoch, daß sich auch ihre Großmutter um sie sorgen mußte, oder hatte man ihr gesagt, wohin man sie gebracht hatte? Ellen konnte es sich nicht vorstellen.
    Vom Gang her klang das Öffnen und Schließen der Türen. Sie stand auf und zog sich ihre Schuhe an. Schon wenig später wurde auch der Riegel vor ihrer Tür zurückgeschoben. Eine Pflegerin trat ein und forderte sie auf, die Kammer zu verlassen. Schweigend ging sie an ihr vorbei, um sich den Frauen anzuschließen, die zum Weihnachtsgottesdienst in die Kirche geführt wurden.
    In der Kirche war es warm. Es duftete nach dem Wachs der unzähligen Kerzen und dem Grün der Tannenzweige, mit denen man sie geschmückt hatte. Ellen blickte nicht auf, als sie durch den Mittelgang gingen, um ihre Plätze seitlich der Besucherbänke einzunehmen. Warum hätte sie auch aufschauen sollen? Auf sie warteten nach dem Gottesdienst weder Familienangehörige, noch Freunde. In all den Wochen, die sie in St. Michael's Abbey gefangengehalten wurde, hatte sie noch nie Besuch erhalten.
    Von ihrem Platz aus konnte sie die wertvolle Krippe sehen, die von Angehörigen der Anstaltsinsassen gespendet worden war. Ihr Blick fiel auf das Jesuskind. Unwillkürlich faßte sie sich erneut auf den Leib. Noch konnte sie ihr Kind beschützen.
    Ellen war nicht nach Singen zumute, dennoch stimmte sie in den Gesang der anderen ein. Sie schaute zu der mit Tannenzweigen geschmückten Kanzel, ließ ihren Blick flüchtig über die Gottesdienstbesucher zum Hauptportal der Kirche gleiten. Plötzlich erstarrte sie. Joshua, dachte sie, Joshua!
    Zwischen den Leuten, die in den Sitzreihen keinen Platz mehr gefunden hatten, stand ein Mann, der Joshua Bradley so ähnelte, als wäre er sein Bruder. Es konnte nicht Joshua sein. Woher hätte er denn wissen sollen, daß sie sich in dieser Anstalt befand? Enttäuscht starrte sie wieder auf die Krippe.
    Nach dem Gottesdienst wurde sie mit den Frauen, die keinen Besuch erhalten hatten, zurück in den Zellentrakt gebracht. Widerstandslos ließ sie sich einsperren. Zusammengekauert auf ihrem Bett wartete sie auf den Lunch. Der Nebel hatte sich inzwischen gehoben. Es regnete.
    Der Tag verging. Es wurde Abend. Die Besucher hatten St. Michael's Abbey verlassen. Eine Pflegerin servierte ihr das Abendessen. Es gab Lamm mit Gemüse und Plumpudding. Dieses Mal lag auf dem Tablett ein kleiner Mistelzweig. Ellen legte ihn aufs Fensterbrett.
    An diesem Abend wurden die Petroleumlampen früher als gewöhnlich von den Pflegerinnen eingesammelt und in den Gang hinausgebracht. In der großen Halle hatte die Anstaltsleiterin wie jedes Jahr das Personal zur Weihnachtsfeier geladen. Bis in ihre Kammer hinein konnte Ellen die Musik und die lachenden Stimmen der Pfleger und Pflegerinnen hören.
    Trotz der Kälte öffnete sie das Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Der Regen hatte aufgehört. Sie dachte an den jungen Mann in der Kirche. Vermutlich hatte sie sich nur eingebildet, daß er wie Joshua aussah. Sie besaß ja nicht einmal mehr sein Foto. Es war ihr gleich nach ihrer Ankunft in St. Michael's Abbey zusammen

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