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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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Na ja, von Nick eben.
    Er drehte sich in seinem Sitz und sah zu uns zurück. Er sah aus, als wäre er sich heute schon ein paarmal zu oft durch die Haare gefahren. Erst jetzt hob Matt seinen Kopf von meiner Schulter, die angenehm warm pulsierte. „Ihr bleibt hier! Ich muss zuerst mit …“
    Prompt wurde die große weiße Flügeltür (wahrscheinlich die Eingangstür) aufgerissen und ein Mann mittleren Alters im Anzug trat heraus. Hauspersonal? Ich glaub, ich spinne! Nick stieg aus und wechselte ein paar Worte mit dem fein gebügelten, brünetten Mann, ehe er zurückkam und die Tür an Amandas Seite aufriss.
    „Los, raus hier!“, sagte er schroff zu Amanda. „Ich nehm Cass!“
    Ich rutschte von Matts Schoß auf den gepflasterten Weg. Matt half Nick Cass aus dem Auto zu ziehen und ihn die wenigen Stufen zu der weißen Tür hochzutragen.
    Der Butler (nahm ich zumindest an) stand mit leicht geöffnetem Mund da und betrachtete die Szenerie stillschweigend. Seine Haltung verriet nicht viel über seine Gedanken.
    „Worauf wartet ihr noch? ’ne schriftliche Einladung?“, rief Nick über seine Schulter zu Amanda, Jess und mir.
    Mit gesenktem Kopf ging ich an dem glatt gestriegelten Mann vorbei, der mich misstrauisch, fast schon höhnisch anstarrte.
    Dann blieb mir erneut die Luft weg. Drinnen war alles hell, als würden grelle Scheinwerfer die Räumlichkeiten beleuchten. Die Wände, wenn sie nicht gerade mit großen Bildern verhangen waren, waren größtenteils in Weiß gehalten. Milchige Glastüren verdeckten die Sicht in die hohen Räume. Allein das Foyer wirkte, als ob jeden Moment ein roter Teppich ausgerollt werden würde. Ein Treppenaufstieg mit gefliesten Stufen deutete darauf hin, dass es oben ebenso beeindruckend aussehen musste wie hier. Das Ganze glich einem teuren Strandhaus in Kalifornien, nur dass man keinen Blick auf das weite blaue Meer hatte, sondern auf einen riesigen grünen Hintergarten mit Springbrunnen und einem Pavillon. Ich kam mir vor, als wäre ich in eine andere Welt gestolpert.
    Und obwohl es kaum prunkvoller und moderner sein konnte, fühlte ich mich ziemlich unwohl. Alles wirkte auf mich kühl und unfreundlich. Wahrscheinlich brauchte man einen Lageplan, um vom Schlafzimmer aufs Klo zu finden.
    Nun wunderte es mich nicht, dass Nick sich eine Art Zufluchtsort mit seinem Waggon geschaffen hatte. Dort war es zwar kleiner und dunkler, aber mit Sicherheit gemütlicher.
    Nick und Matt blieben vor einem Treppenabsatz, der nach unten führte, stehen. Eine schmale Frau mit schulterlangen goldenen Locken kam gerade aus einem der Zimmer, versperrte mit der offenen Tür den Weg nach unten. Sie trug eindeutig ein Hausmädchen-Dress, ein Handstaubsauger fiel an ihrer Seite zu Boden, als sie uns sah. Ungläubig starrte sie den bewusstlosen Cass zwischen den beiden Jungen an. Ihre gelb-grünen Augen flogen von Cass zu Matt, dann zu Nick. Natürlich sagte sie nichts dazu, dass Cass golden schimmerte. Konnte ja auch nur ich sehen …
    „Nicolas, Jessica, w-was …“, stotterte die Frau.
    Nicolas und Jessica , überlegte ich. Das ist das erste Mal, dass ich ihre vollständigen Namen höre.
    „Sarah, könntest du uns was bringen? Vielleicht puren schwarzen Kaffee? Irgendwas Starkes“, sagte Nick zu der Frau, als wäre die Situation hier alltäglich. „Dann noch ’nen Kühlbeutel oder besser gleich mehrere. Verbandszeug wär auch hilfreich. Oh, und vielleicht Kuchen, Kekse … Ach, du findest schon was.“
    Die Frau starrte ihn einige Zeit lang sprachlos an, bis Nick drängend sagte: „Danke, Sarah!“ Langsam hob sie den Staubsauger wieder auf und verschwand dann mit einem knappen Nicken irgendwo hinter unserer kleinen Truppe. Aber nicht bevor sie Amanda und mir noch einen prüfenden Blick zugeworfen hatte.
    „Mein Dad bringt mich um“, murmelte Nick zum wiederholten Male in einem seltsamen Singsang.
    Wir folgten dem leicht geschwungenen Verlauf der Treppe nach unten und kamen schließlich in einem weiteren Gang an. Schon nach den ersten beiden Stufen abwärts wusste ich, dass es hier anders war, als im Rest des Hauses. Zuerst fiel mir auf, dass es dunkler war, da es keine Fenster gab. Gedämpfte Lichter in verschiedenen Farben warfen unsere Schatten auf den Boden. Langsam entspannte ich mich ein wenig. Andererseits ließ die schwarz bemalte Wand mit ihren weinroten Streifen den Glauben an eine Crack-Höhle in mir wach werden.
    Fünf Türen führten von dem vergleichsweise schmalen Gang weg in

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