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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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unter sich Sorgen machen .“
    Ich kauerte mich tiefer auf den Boden. Ein Schuh scheuerte leise über den Beton. Dann sah ich die Schuhspitze in dem rundlichen Kreis, den der Mond von einem der von Dreck und Staub beschlagenen Fenster auf den Boden projizierte.
    Nach einem tiefen Atemzug stürzte ich vor. Mit nichts als meinen bloßen Händen warf ich mich auf den beinahe Zwei-Meter-Mann, der zu rangeln begann. Wir fielen beide. Er wischte mir mit etwas Hartem übers Gesicht. Ein pochender Schmerz raste durch meinen Kopf und ließ bunte Sterne vor meinen Augen tanzen. Ich schüttelte den Kopf und fing den Arm ab, der erneut auf mich zuschoss. Er hatte eine Pistole in der Hand.
    Ich verdrehte in einem schnellen Ruck sein Handgelenk, sodass er die Waffe zwangsweise loslassen musste. Ich fing sie gerade noch rechtzeitig auf, sodass sie nicht klappernd über den Boden tanzte und womöglich einen Schuss losließ. Das hätte mir gerade noch gefehlt.
    Der Mann rangelte wieder unter mir, weshalb ich ihm mit der anderen Hand den Mund zuhielt. Ich konnte ihn nur undeutlich erkennen, dennoch gelang es mir, ihm mit der Faust in den Magen zu boxen. Sein Körper spannte sich an. Ich spürte, wie er seinen Mund aufriss, vielleicht um die anderen um Hilfe zu rufen, aber dazu kam er nicht. Im nächsten Atemzug war er bewusstlos.
    Ich begutachtete meine neue Errungenschaft, die kalt und schwer in meiner Hand lag. Ich strich mit den Fingern über den länglichen Lauf, über die Sicherung und über das runde Kugellager. Fühlte sich an wie ein alter Colt. Ein Colt? Ich hätte mindestens auf ’ne Glock oder so was getippt. Ein Colt war definitiv eine Waffe, die man sonst nur in alten Mafiafilmen zu sehen bekam. Aber immerhin eine Waffe … Jeder von Amandas Gesindel hatte eine. Und so gut wie jeder hatte eine Ausbildung darin, andere abzuknallen. Konnte ich damit umgehen? Meinen Erinnerungen nach hatte ich damals keine einzige der zehn Dosen getroffen. Seth hingegen fünf und Aidan natürlich alle. Der Waffenfreak!
    Viel mehr fragte ich mich aber, ob ich wirklich jemanden töten konnte?
    Ich legte die Waffe auf den Bauch des Mannes und schlich weiter.
    „Was gibt sie euch, damit ihr die Drecksarbeit macht?“, versuchte ich die beiden anderen abzulenken. Gleichzeitig versuchte ich sie auf diese Weise zu lokalisieren. „Noch dazu macht ihr eure Arbeit ziemlich miserabel …“
    „Sie gibt uns alles! Alles, was wir wollen.“ Das Grinsen war mit den Worten deutlich zu hören.
    Ja, so etwas Ähnliches hatte sie zu mir auch schon einmal gesagt … Und ich war doch tatsächlich drauf reingefallen.
    „Sie ist ein Flittchen und sonst nichts! Eine dreckige Schlampe, die aus jeder Pore Egoismus verströmt.“
    „Bleib stehen!“
    Ich verharrte mitten im Schritt und sah mich um. Außer den wenigen Flecken Licht und der Übermacht an Schatten konnte ich nur einzelne Konturen erkennen. Und das trotz übermenschlicher Sehkraft.
    „Warte hier!“
    Es wurde still in meinem Kopf.
    Bereits nach wenigen Sekunden hörte ich ein schmerzhaftes Stöhnen. „Was … Wer …“ Dann ein dumpfes Geräusch. Was war geschehen? Hatte ich was verpasst?
    „Nur noch einer“ , hörte ich die Stimme wieder.
    „Was hast du gemacht?“, flüsterte ich.
    „Ich bin nicht so unnütz, wie du glaubst.“
    „Hab ich nie behauptet“, gab ich zurück und grinste.
    „Du mieser, kleiner …“ Ein Klicken. Etwas Kaltes stieß hinten an meinen Kopf. Ich erstarrte.
    Ich hatte ihn nicht gehört, nicht gerochen, gar nichts! Waren meine Sinne kaputt?
    „Mittlerweile würde ich dich am liebsten hier und jetzt erschießen, aber Amanda braucht dich“, hörte ich die gleiche Leier, wie seit elf Monaten. „Und ich brauche sie!“
    „Ach ja?“
    Mit einem schnellen Ruck drehte ich mich um. Mit einer Hand wehrte ich die Waffe ab, worauf sich ein Schuss löste. In meinem Kopf und in meinen Ohren explodierte alles. Der Schuss hätte mich beinah gestreift. Der Mann verpasste mir einen Stoß gegen die Brust, doch ich konnte standhalten, spannte meinen Körper an. Ich packte seinen ausgestreckten Arm, klemmte ihn an meiner Seite ein, sicherte mich somit von der Waffe ab. Mit dem anderen Arm schlug ich ihm meinen Ellbogen ins Gesicht. Ich spürte förmlich, wie der Knorpel seiner Nase unter der Wucht des Schlages nachgab. Die Waffe fiel zu Boden, schlitterte einige Meter klappernd über den Estrich. Als Nächstes packte ich die Schulter des Arms, den ich immer noch fest im

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