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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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die Dinge ziemlich vereinfachen, wenn sie in meiner Nähe wäre“, erklärte Matt im sachlichen Ton. Er war zwar so gut wie immer ernst, aber nun hatte er etwas Erwachsenes, fast schon etwas Lehrerhaftes an sich.
    In seiner Nähe sein? Das war nicht ganz das, was ich beabsichtigte. Aber gut. Er war stark und anscheinend wollte er die Verantwortung für meine Situation übernehmen.
    Braver Junge , dachte ich und verkniff mir ein Schmunzeln. Es kann nicht schaden, jemand Starken an seiner Seite zu haben.
    Nick seufzte. „Na gut, es fällt wohl nich’ schwer ins Gewicht, ob ich nun ein oder zwei Mäuler mehr durchfüttere. Is’ ja schließlich nich’ mein Geld.“
    Ich spürte, wie sich meine Gesichtszüge weiter aufhellten. Wenn ich einmal von dem Gefängnis, das Margret zu Hause für mich errichtet hatte, weg war, könnte ich über alles richtig nachdenken. Vielleicht schaffte ich es ja, auf einen grünen Punkt zu kommen.
    Da Margret Nachtschicht hatte, war es ein Leichtes, nach Hause zu gehen und meine Sachen zu packen. Matt half mir auf das Garagendach und schließlich in mein Zimmer. Er wartete vor dem Fenster, während ich meine sieben Sachen zusammensuchte.
    Ich hielt inne, nachdem mein Rucksack sowie eine weitere Tasche vollgestopft waren – mit Alltagskram und allem, was ich sonst noch so gebrauchen könnte, wie Tampons (die würde Nick sicherlich nicht in seinem Wunderwaggon haben). Am PC-Bildschirm blinkte eine neue Nachricht auf.
    Von Simon!
    Ich warf einen Blick über die Schulter zum Fenster. Eigentlich eine unnötige Bewegung, da es draußen stockdunkel war und ich Matt ohnehin nicht gesehen hätte …
    Ich klickte die Nachricht an. Ich konnte unmöglich eine Mail von Simon ignorieren.
    @Wie geht’s deinem Dad? Kommst du klar?@ Also das Übliche … Aber zumindest denkt er an mich und will mir helfen. Im Gegensatz zu anderen, bei denen selbst betteln nichts hilft.
    Ich kratzte mit einem Nagel an der Computermaus. Was sollte ich ihm sagen?
    Dad wurden grad Teile seiner Seele genommen. Vielleicht wird er wieder!
    Das kam schon einmal nicht infrage.
    Ich beugte mich tiefer über das Keyboard und begann zu tippen:
    @Ich werd’s überleben. Wie geht’s dir? Hab von Liz gehört, dass ihr wieder mal das Grab meiner Mum besucht habt … Ich würd auch gern wieder mal zu ihr. War wieder was?@
    Bei der Erinnerung, wie Liz mir das damals gesimst hatte, stellten sich mir immer noch die Haare im Nacken auf.
    Zusammen mit dem Gedanken an Mums Grab, wallten in mir wieder diese Bilder hoch. Das Blut, das bis zu meinen Füßen kroch, förmlich danach griff. Die rot gesprenkelten Wände. Der durchwühlte Schreibtisch, dessen Laden herausgerissen, die Aktenordner zerrissen und quer über den blutenden Boden verteilt worden waren. Die goldenen, zerzausten Locken, die sich nach und nach mit dem Rot tränkten. Der entstellte Körper meiner Mum. Ihr zu einem stummen Hilferuf aufgerissener Mund. Ihre flehenden Augen. Der tiefe Verlust, der erst Stunden später aus mir herausgebrochen war.
    Simons Antwort schreckte mich aus meiner Trance. Es rann mir heiß die Wangen hinab. Schnell wischte ich mit dem Ärmel darüber.
    @Nein, nur ein Gespräch mit welchen aus einem höheren Jahrgang.@, las ich.
    Gespräch …
    @Sind deine Fingerknöchel blau?@, fragte ich zurück.
    Ich schluckte, wusste, dass ich mich beeilen musste und eigentlich keine Zeit für Small Talk oder Gedanken an Mum hatte. Aber das war mir wichtig. Ich konnte Simon nicht vernachlässigen. Er war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte. Und auch jetzt, Hunderte von Kilometern entfernt, sorgte er sich immer noch um mich.
    @Nur etwas …@, antwortete er. Ich wusste es. Er war kein sehr geduldiger Mensch, kümmerte sich immer auf seine eigene Art um bestimmte Angelegenheiten. Gleich darauf kam noch eine Nachricht von ihm. @Bald sind Ferien … Hab eine Überraschung für dich!@
    @Ich liebe Überraschungen!@
    Am liebsten hätte ich die restliche Nacht mit ihm geschrieben. Ihm alles erzählt, über Margret und meine Vermutungen diesbezüglich. Aber dafür hatte ich keine Zeit mehr.
    @Ich werde die nächsten Tage über bei ein -@ Ich überlegte, biss mir in die Wange. @bei einer Freundin bleiben. Per Handy kannst du mich immer erreichen! Muss morgen früh raus. Bis dann!@
    Ich klickte auf senden, wartete seine Antwort nicht mehr ab, schickte dieselbe Mail auch Liz und fuhr schnell den Rechner runter.
    Mit einem seltsamen Gefühl im Magen schulterte

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