Flucht nach Colorado
zusammenstellte. „Wo haben Sie das Wasser her?"
„Gestern Abend habe ich etwas aus der Pumpe durch den Reinigungsfilter laufen lassen.
Es schmeckt zwar nicht wie Perrier, wird Sie aber auch nicht krank machen."
„Sie denken voraus. Das ist gut." Sie wusste genau, worauf es ankam. Durch ihre Arbeit für den Rettungsdienst waren solche Vorkehrungen für sie selbstverständlich. Und das war auch der Grund, warum er sie bei sich haben wollte.
Bevor sie die Hütte verließen, hörte Jordan den Polizeifunk ab. Die Suchtrupps machten sich bereits wieder auf den Weg. Es klang, als ob eine ganze Legion bewaffneter Männer samt Helikoptern und Bluthunden hinter ihm her waren.
Knappe Befehle und Antworten dröhnten aus dem Funksprechgerät. Die Suche schien sich auf die direkte Umgebung von Aspen zu konzentrieren. Obwohl sie noch nicht entdeckt hatten, dass Emily verschwunden war, hörte er die Worte, die er am meisten fürchtete:
„Cascadia. Nordöstlich. Wir haben eine Spur."
Jordan dachte an ihren panischen Spurt über das offene Land, an das niedergetrampelte Gras. „Verdammt."
Anhand der topografischen Karte beschloss er, Richtung Roaring Fork River zu marschieren.
Emily blickte ihm über die Schulter, während sie einen Müsliriegel verzehrte. Sie schüttelte den Kopf. „So laufen Sie direkt in den Schlamassel hinein."
„Ich muss nach Aspen. Da gibt es etwas, was ich brauche."
„Was denn?"
„Meinen Laptop. Er steht in Lynettes Haus."
„Ein Computer? Oh, klar. Der ist wirklich überlebenswichtig. Ein Computer ist es immer wert, dass man sein Leben für ihn riskiert."
„ Ich habe nicht erwartet, dass Sie das verstehen. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, mit der Natur zu kommunizieren, als dass Sie sich um etwas so Belangloses wie Internet scheren würden."
„Internet, so ein Quatsch." Sie deutete auf den Stuhl. „Bevor wir losziehen, lassen Sie mich noch mal einen Blick auf die Naht in Ihrem Gesicht werfen."
Die Wunde spannte ziemlich, tat aber nicht annähernd so weh wie der Rest seines Körpers.
Trotzdem ließ er sich auf den Stuhl sinken.
Vorsichtig entfernte sie den Verband und versicherte ihm: „Ich tue das nicht, weil ich Ihnen helfen will. Ich fühle mich einfach von Berufs wegen verpflichtet, Sie medizinisch zu versorgen."
„Geben Sie's auf, Emily. Sie sind keine sonderlich gute Lügnerin."
„Wie meinen Sie das?"
„Ich glaube, dass Sie beginnen, sich für mich zu interessieren."
„Nicht im Geringsten", erklärte sie.
„Gestern Abend haben Sie so viele Fragen über den Mord gestellt, weil sie sich selbst davon überzeugen wollten, dass ich unschuldig bin. Sie kennen die Wahrheit. Mir ist da was angehängt worden. Ich hatte keinen Grund, Lynette zu töten."
„Das muss das Gericht entscheiden", sagte sie.
Als er den Blick zu ihrem Gesicht hob, entdeckte er auf ihrer Nase ein paar Sommersprossen. Ihre Wimpern waren lang und dunkelbraun wie ihre Augenbrauen. Die kühlen grünen Augen blickten sehr konzentriert, als sie seine Wunde säuberte. Ihre Haltung war überaus professionell. Sie sah in ihm nicht den Mann. Für sie war er nur ein Patient, und das ging ihm ganz schön auf die Nerven.
Jordan konnte ihre Wut verstehen, sogar ihre Abscheu. Aber diese Gleichgültigkeit konnte er nicht ertragen. „Sehen Sie mich an, Emily."
Ihre Wimpern flatterten, als sie ihn anblickte.
Er schaute ihr direkt in die Seele, und dort entdeckte er einen Funken -etwas Zartes, das ihre nüchterne Art Lügen strafte.
Bevor sie Einspruch erheben konnte, umfasste er ihren Nacken, zog sie an sich und küsste ihren feuchten, süßen Mund. Ihr überraschtes Keuchen wurde zu einem sanften Stöhnen, sie öffnete die Lippen. Als sich ihre Zungen berührten, konnte er ihre Gier schmecken, die fast genauso stark war wie seine eigene. Bevor diese Reise zu Ende war, das wusste er jetzt, würden sie miteinander schlafen.
Als er sie wieder freiließ, machte sie benommen einen Schritt nach hinten. Sie zitterte.
Einen Augenblick lang schien sie vergessen zu haben, dass sie eine Geisel war und er ein entlaufener Häftling. Ihre Feindseligkeit hatte sich aufgelöst, ihre Züge waren weich und wunderschön.
Dann funkelte sie ihn an. „Wie konnten Sie nur! Jordan, Sie haben versprochen, mich nicht anzufassen."
„Das Versprechen hat nur für letzte Nacht gegolten." Trotz der stechenden Schmerzen, die ihm die Naht auf der Wange bereitete, grinste er. „Heute ist ein neuer Tag, Emily."
„Es werden
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