Flucht nach Colorado
von Ihnen gesprochen, über die Finanzen Ihrer Frau. Glauben Sie, das Motiv für den Mord war Geld?"
„Ja", antwortete er schlicht.
Emily stellte die nächstliegende Frage: „Wer erbt?"
„Ich bekomme ein Zehntel. Ich glaube, es gibt da noch etwas Bargeld für Cousinen und Cousins, aber ihr Bruder, Brian, bekommt das Haus und ihre Firma. Sean Madigan, der Skilehrer, wohnt im Gästehaus von Lynettes Chateau, und das erbt er auch, ganz klar."
„Hat der Sheriff all diese Leute überprüft? Haben Sie ein Alibi?"
„Brian war auf einer Party und hat wohl eine ganze Menge Zeugen. Alle anderen sagten, sie wären zu Hause gewesen und hätten geschlafen."
„Was niemand beweisen kann. Oder widerlegen."
„Ich werde die Beweise finden", sagte er. „Der Mörder wird nicht ungestraft davonkommen."
Entschlossenheit war ja gut und schön, aber er hatte sich eine nicht zu bewältigende Aufgabe gestellt. Der Sheriff mit all seinen Möglichkeiten hatte nichts finden können, das auf jemand anderen hinwies als auf Jordan. Wie konnte er, ständig auf der Flucht, hoffen, mehr Erfolg zu haben?
„Tut mir Leid, Jordan, aber für mich klingt das nicht sonderlich ermutigend", sagte Emily.
„Ich weiß nicht, wie Sie den Mörder schnappen wollen, solange der nicht plötzlich das Tourette-Syndrom entwickelt und mit einem Geständnis rausplatzt."
Die Spannung wich von ihm, als er loslachte. „Mir gefällt Ihr Humor."
„Sie scheinen überrascht zu sein."
„Ich hatte das nicht erwartet", gestand er. „Ihre Arbeit in der Notfallhilfe bringe ich normalerweise nicht mit sehr viel Humor in Zusammenhang."
„Genau das kapieren die Leute, die nichts mit Medizin zu tun haben, nicht", entgegnete sie.
„Mein Beruf bringt mich immer wieder in Situationen, wo es um Leben und Tod geht. Da muss man in der Lage sein, zu lachen. Sonst würde man anfangen, zu heulen, und nie mehr damit aufhören."
Sie bemerkte, wie bitter sie klang. Wie viel Schmerz in ihrer Stimme lag. Ihre Gefühle waren viel zu nah an der Oberfläche und drohten, jeden Moment durchzubrechen. Bevor sie sich noch verplappern konnte, stand sie schnell auf und begann, das Geschirr abzuwaschen.
Was hatte Jordan nur an sich, dass sie ihm am liebsten ihre persönlichsten Geheimnisse offenbart hätte? Lag das daran, wie verzweifelt er war? Schließlich kämpfte er um sein Leben, um seine Freiheit, seinen Seelenfrieden. Keinesfalls lag es daran, dass sie ihm vertraute.
Als sie auf Strümpfen über den Holzboden ging, fiel ihr wieder ein, dass er ihr die Schuhe weggenommen hatte. Er hatte sie mit einer Leine an sich festgebunden und sie gezwungen, das Gesetz zu brechen. Sie hatte absolut keinen Grund, Mitgefühl zu empfinden.
Steif sagte sie: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht ... ich müsste mal auf die Toilette."
„Lassen Sie Ihre Schuhe hier", sagte er. „Und verlaufen Sie sich nicht in der Dunkelheit."
Als sie die Hüttentür öffnete, wachte Pookie auf. „Wuffz, wuffz."
Sie verwuschelte das Fell auf seinem Kopf. „Du solltest wohl am besten mit mir kommen, Hund."
„Gute Idee", sagte Jordan. „Wenn jemand draußen ist, wird Pookie ihn schon bemerken."
„Großartig", sagte sie säuerlich und trat in die Dunkelheit hinaus. „Nun macht er aus meinem Hund einen Kundschafter. Wenn ich nicht aufpasse, muss Pookie auch noch das Fluchtauto fahren."
Es war viel zu kalt, um auch nur in Erwägung zu ziehen, davonzulaufen, vor allem ohne Schuhe. Selbst wenn Emily noch in der Lage gewesen wäre, zu rennen, war sie sich nicht sicher, ob sie Jordan wirklich alleine lassen wollte. Selbstverständlich. Und zwar bei der erstbesten Gelegenheit. Selbst wenn er unschuldig sein sollte, war das noch immer kein Grund, vor der Polizei zu fliehen.
Als sie mit Pookie wieder zurück in die Hütte kam, hatte Jordan bereits eine der breiten Matratzen vom Stapel gezerrt.
„Nur eine?" fragte sie.
„Wir werden unsere Schlafsäcke mit den Reißverschlüssen zusammenschließen und auf einer Matratze schlafen", sagte er. „Im anderen Fall müsste ich Sie fesseln, und das möchte ich nicht."
„Ach nein?" Emily versuchte genug Wut aufzubringen, um zu protestieren, doch die Anspannung des Tages forderte ihren Tribut - körperlich und seelisch. Sie brachte nur noch eine schwache Handbewegung zu Stande. „Sie haben mich in meinem Haus überfallen, mich in meinem Vorgarten auf den Boden geworfen und mit einem Seil festgebunden. Es macht Ihnen offensichtlich Spaß, mich zu quälen."
„Ich
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