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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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die Augen. „Und ganz tief drinnen glauben Sie mir auch. Ich weiß, dass Sie das tun."
    „Darum geht es nicht, Jordan." Ihre Worte klangen hohl. „Sie müssen "die Justiz ihre Arbeit machen lassen."
    „Die Justiz ist gegen mich. Die Medien wollen meinen Kopf. Die guten Menschen in Ihrem feinen Aspen hassen mich, so wie sie alle Außenseiter hassen. Die wollen verdammt noch mal nichts anderes als Lynchjustiz." Er packte sie am Kinn und zwang sie, in seine Augen zu sehen. „Ich dachte, Sie wären anders, Emily. Ich dachte, Sie wären unabhängig genug, sich selbst ein Bild zu machen."
    „Wollen Sie mich erschießen?"
    Er zuckte zusammen, als ob ihm dieser Verdacht körperliche Schmerzen bereitete. Dann drückte er ihr die Pistole in die Hand. „Sehen Sie nach, Emily. Sie ist nicht geladen."
    Mit zitternden Fingern überprüfte sie seine Behauptung. Nicht geladen! Aber warum? „Ich vermute, Sie haben die Munition nicht finden können."
    „Sie lag in der Schublade zwischen Ihrer Unterwäsche", sagte er. „Ich habe die Waffe nicht geladen, weil ich nicht vorhatte, sie zu benutzen. Ich bin kein Mörder."
    Sie hatte einen Fehler gemacht. Sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt.
    Im Glauben, der Gerechtigkeit zu dienen, hatte sie einen unschuldigen Mann hintergangen, der grundlos im Gefängnis gesessen hatte. Die Ähnlichkeit mit dem Fall ihres Vaters erschütterte sie. Sie würde es sich selbst niemals verzeihen, wenn Jordan gefasst wurde, bevor er seine Unschuld beweisen konnte. „Ich habe mich geirrt."
    „Ja." Er zog eine blaue Nylonschnur aus der Tasche. „Ich lasse Sie hier, an einen Baum gebunden und mit genug Wasser und Essen, dass es ausreicht, bis Sie gefunden werden. Das sollte nicht allzu lange dauern. Ich nehme an, Sie haben genug Wegweiser bis hierher hinterlassen."
    „Habe ich", gestand sie. „Nicht, dass das viel Unterschied machen würde. Ich habe oft mit diesen Leuten zusammengearbeitet, Jordan. Professionelle Fahnder sind in der Lage, eine Spur aus der Luft zu finden. Zudem haben sie Spürhunde. Sie können es gar nicht schaffen."
    „Aber ich muss es wenigstens versuchen." Er legte eine Schlinge um Pookies Hals und befestigte sie so, dass der Hund sich nicht aus Versehen erwürgen konnte. Dann wandte er sich Emily zu. „Strecken Sie Ihre Hände aus, Emily."
    Aber sie konnte ihm helfen. Ihm wirklich helfen. Sie kannte genug Tricks, um die Suchtrupps an der Nase herumzuführen. Oder zumindest für Verzögerungen zu sorgen. „Sie brauchen mich", sagte sie.
    „Wie ein Surfer einen Hai."
    „Ich habe es erst jetzt begriffen." Sie wollte ihm alles über ihren Vater erzählen, über seine Gefangenschaft. Aber sie hatte noch nie mit jemandem über seinen Tod gesprochen. Niemals den großen Schmerz mit einem anderen Menschen geteilt. „Geben Sie mir noch eine Chance, lassen Sie es mich wieder gutmachen."
    Er zögerte, das Seil noch in der Hand. „Reden Sie weiter."
    „Mein Vater", sagte sie, „ist aus Gründen, die mir niemand jemals erklärt hat, ums Leben gekommen. Er war kein Krimineller. Aber er saß im Gefängnis. In Vietnam."
    Jordan sah sie unbewegt an.
    „Meine Mutter sagte immer, dass er ein Held war. Aber ich habe ihn nie richtig kennen gelernt. Er starb, bevor ich zwei Jahr alt war. Ich habe immer versucht, so zu leben, dass er stolz auf mich gewesen wäre. Jordan, er würde wollen, dass ich Ihnen helfe."
    „Das zu erzählen war bestimmt nicht leicht für Sie."
    „Nein", gab sie zu. „Ich habe Ihnen diesen Schlamassel eingebrockt, aber ich bringe Sie da auch wieder raus. Ich werde Ihnen für den Rest des Tages helfen. Danach sind Sie dann auf sich selbst gestellt."
    „Sie haben mich hintergangen, Emily. Warum sollte ich Ihnen jetzt vertrauen?"
    „Weil ich weiß, wo Sie einen Computer herbekommen", erklärte sie. „Im Hauptquartier des Rettungsdienstes in Cascadia. Wir haben zwei Computer, die so gut wie nie benutzt werden."
    „Einen Laptop?"
    „Ich glaube schon. Es ist so ein zusammenklappbares Ding mit einer Batterie, damit man es auch auf Reisen benutzen kann."
    Sie blickte an ihm vorbei. Auf dem Gipfel des Berges hinter ihnen bemerkte sie das Aufblitzen etwas Metallischem. Ein Gewehr? Sie deutete mit dem Finger darauf. „Sie kommen näher."
    Er wirbelte herum und schnappte sich das Fernglas. „Wo? Ich sehe nichts."
    „Bei dem flachen Granitstein ganz oben auf dem Berg. Der ist weniger als zehn Meilen entfernt."
    Er kniff die Augen zusammen. „Zwei Männer. Einer

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