Flucht nach Colorado
Modem gehabt, wäre das Problem gelöst. Er hätte online bestellen können, was er brauchte. Jordan kannte sich nicht nur gut mit dem Internet und Computersoftware aus, er hatte sogar das eine oder andere selber entwickelt. Er wusste, wie man sich in ein System hacken, eine falsche Adresse angeben und dafür sorgen konnte, keine verfolgbaren Spuren zu hinterlassen.
Doch wo sollte er einen Computer herbekommen? Soweit er wusste, stand sein Laptop noch immer in Lynettes Haus in Aspen. Um ihn zu holen, musste er dort einbrechen und das Sicherungssystem lahm legen. Viel zu riskant. Es musste einen anderen Weg geben.
Emily räkelte sich, wodurch sofort jede vernünftige Planung in seinem Kopf zum Erliegen kam. Er versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken. Dann rückte er ein paar Zentimeter näher an sie, nahm ihr Ohrläppchen zart zwischen die Zähne und zog ganz leicht daran. Sie gab einen leisen Laut von sich. Ermutigte sie ihn, weiterzumachen? Vielleicht würde sie sich ja umdrehen und ihn schlaftrunken küssen, bevor sie noch richtig erwachte, und dann einfach vergessen, wer er war und warum sie sich hier befanden.
Er hörte ein lautes Keuchen aus der anderen Ecke des Raumes. Dann das Tapsen von Hundepfoten auf dem Holzboden. Pookies Zunge schlabberte über Jordans Stirn. „Wuffz, wuffz."
„Nicht jetzt, Hund."
Doch offenbar verstand Pookie diese Worte als Aufforderung zum Spielen, denn er hüpfte auf den Schlafsack. So wurde Emily also nicht durch seine Verführungskünste wach, sondern durch ihren Hund. Erschrocken zuckte sie zusammen.
„Wuffz, wau." Pookie attackierte jedes Körperteil, das sich bewegte.
Vorbei war es mit Emilys süßer Anschmiegsamkeit. Sie schlug hektisch mit den Armen um sich.
Jordan schob sie von sich, damit sie seine Verletzungen nicht traf, und schälte sich aus dem Schlafsack. Ohne etwas sehen zu können, stolperte er zur Tür und öffnete sie. Mondlicht und kalte Bergluft strömten in die Hütte. Pookie flitzte ins Freie.
Verärgert fragte Emily: „Ist es schon Morgen?"
„Fast", antwortete er, holte die Taschenlampe aus seinem Rucksack und hoffte, dass seine Erektion verschwinden würde, bevor Emily sie bemerkte. Er leuchtete ihr ins Gesicht. „Haben Sie noch eine Kerze dabei?"
„Hören Sie auf, mich zu blenden." Sie legte schützend eine Hand vor die Augen. „Ich hole sie. Sie würden sie sowieso nicht finden."
Er verfolgte ihre Bewegungen mit der Taschenlampe. Sie brachte eine weitere dicke Kerze zum Vorschein und stellte sie in die Glaslampe. Ein sanftes Licht erhellte nun die Hütte. „Und jetzt?"
Pookie, der Satansbraten, sauste wieder herein, drückte sich schwanzwedelnd an Jordans Bein und tapste dann zu seinem Frauchen, um sich eine Umarmung abzuholen. „Wau, kläffz."
Obwohl Jordan den Hund wirklich mochte, spielte er einen Moment lang mit dem Gedanken, ihm das goldene Fell abzurasieren und sich daraus einen Mantel zu machen. Er warf die Tür mit einem Knall zu. „Ich würde gerne losgehen, bevor die Sonne aufgeht. Ich brauche wärmere Kleidung. Haben Sie etwas dabei?"
Sie begann in den Tiefen ihres Rucksacks zu graben und zog eine Strickmütze und Handschuhe in Einheitsgröße heraus. „Wickeln Sie sich in der Decke ein. Die wiegt wenig, erhält aber Ihre Körpertemperatur."
Diese silberne Decke würde aber auch wie ein Spiegel die Sonne reflektieren, sobald sie aufgegangen war. „Dieses Ding wäre wie ein Leuchtfeuer für die Suchtrupps. Und Sie wollen doch nicht, dass ich gefasst werde, oder?"
„Nein?"
Er hatte keine Ahnung, was sie wirklich dachte. Letzte Nacht schien sie schon so weit gewesen zu sein, ihm zu glauben. Aber jetzt? Sie vermied es, ihn anzusehen, während sie ihre Jacke und eine rote Strickmütze mit einer Quaste dran anzog.
„Sie wissen, dass ich unschuldig bin", sagte er.
„Alles, was ich weiß, ist, dass Sie vor dem Gesetz davonlaufen und mich zwingen, Sie zu begleiten."
Er versuchte, die Decke um sich zu legen. Er spürte Muskeln, von denen er nie geahnt hatte, dass es sie gab. Nachdem er die schwarze Mütze auf den Kopf gestülpt hatte, war er davon überzeugt, dass er wie ein kompletter Idiot aussah. Doch da er sich entscheiden musste, ob er lieber erfrieren oder albern aussehen wollte, wählte er Letzteres.
Er nahm vier Schmerztabletten aus dem Röhrchen. Als er seine Flasche hochhob, wunderte er sich darüber, dass sie bis zum Rand gefüllt war. Er wandte sich nach Emily um, die gerade ein Frühstück aus Müsliriegeln
Weitere Kostenlose Bücher