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Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Titel: Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason N. Beil
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Ernten ausfielen, weil er es wollte. Wenn auf geheimnisvolle Weise Menschen verschwanden oder umkamen, galt dies als das Werk des Verwüsters. Als junger Mann hielt ich derlei Gerede für lächerliche Ammenmärchen, mit denen man abends am Feuer Kindern Angst einjagte. Aber als ich älter und klüger wurde, lernte ich, daran zu glauben.«
    Während der alte Mann erzählte, legte sich seine Furchtsamkeit, und stattdessen erfüllte ihn Erregung. Er schien vergessen zu haben, dass er gleichsam ihr Gefangener war, und schlüpfte stattdessen in die Rolle eines Geschichtenerzählers, der seine Zuhörerschaft an einem Lagerfeuer unterhielt. Seine Augen weiteten sich, während er sprach, und seine Hände unterstrichen seine Worte mit eindringlichen Gesten.
    »Im Verlauf der Jahre wirkte der Verwüster sein böses Werk viele Male. Aus entfernten Dörfern hörte ich Gerüchte, dass nachts die Hälfte der Frauen entführt, auf den Feldern zwanzig Männer enthauptet aufgefunden oder Häuser während eines Sturms vollends zerstört worden wären. In unserem eigenen Dorf wurde man zunehmend ängstlicher. Einmal hallte ein grauenhaftes Gelächter durch die Luft, und am nächsten Tag waren unsere Felder verbrannt und vernichtet. Ein anderes Mal sah man eine Gestalt von Haus zu Haus laufen, und später stürzte jedes der Gebäude in sich zusammen, während sich die Bewohner im Inneren befanden. Die meisten wurden dabei getötet. Und in diesem Raum hier, wo sich der Dorfrat traf, erschien der Verwüster höchstpersönlich und tötete alle Ratsmitglieder mit Feuer aus seinen Augen. Bald danach erfolgte der letzte Angriff, bei dem das Dorf zerstört und alle außer mir getötet wurden.«
    Kurz verstummte er, und seine Erregung erstarb. Seine Augen tränten, sein Körper zitterte. Er senkte den Blick zu Boden und sagte: »Ich erinnere mich nur an wenig. Jedenfalls besuchte ich meine Tochter und ihren Gemahl. Ich saß gerade vor ihrem Haus und spielte mit meiner Enkeltochter. Als ich aufschaute, sah ich, dass sich der Himmel verfinsterte. Blitze zuckten, und der lauteste Donner, den ich je gehört hatte, erschütterte das Land. Ich sprang auf, rannte durch das Dorf und schrie aus voller Kehle, während feuriger Hagel vom Himmel fiel. Und dann … Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich nackt und blutig auf der Straße lag. Etliche Schnitte, die wie Messerwunden anmuteten, bedeckten meinen Leib, und ein Pfeil ragte unterhalb des Knies aus meinem Bein. Aber die Verletzungen bluteten nicht, und ich spürte kaum Schmerzen. Entsetzt ließ ich den Blick über das Dorf wandern. In Stücke gerissene Leichname übersäten die Straßen, die Häuser und Geschäfte waren allesamt verheert. Abgesehen von mir gab es keine Überlebenden.
    Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Es dauerte viele Tage, aber ich habe die Dörfler anständig bestattet, indem ich die Körper verbrannte, wie es bei uns Brauch war. Ich weinte stundenlang um meine Tochter und ihr kleines Mädchen. Tagelang wanderte ich trauernd umher, doch dann fasste ich den Entschluss zu überleben. Vor dem Tod fürchtete ich mich zu sehr. Da ich zu alt für eine weitere Reise war, blieb ich hier und lebe seit vielen Jahren als Einsiedler, indem ich mich von Schlangen wie diesen ernähre und mich vor den Raubtieren verstecke, die manchmal nachts auftauchen. Vor euch hatte ich nie Besucher, und ich hätte auch nicht damit gerechnet, denn auf dieser Strecke reist niemand mehr. Sogar der Verwüster scheint weitergezogen zu sein. Hier gibt es nur noch mich, den traurigen alten Druga.«
    Als offensichtlich wurde, dass er mit seinen Schilderungen geendet hatte, nickte Michael. »Druga, richtig? Ich frage mich, weshalb du am Leben gelassen wurdest, während all deine Mitbewohner in Stücke gerissen wurden. Und wie erklärst du dir die Messerwunden und den Pfeil? Der Verwüster braucht solche Waffen doch gewiss nicht.«
    »Ich weiß nicht, wie mir diese Wunden zugefügt wurden. Ich erinnere mich nicht daran.«
    Michael rieb sich das glatte Kinn, während seine Blicke den Mann namens Druga regelrecht durchbohrten. Eine Weile saß er reglos da, und Alek fragte sich, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Plötzlich erhob er sich und ging zu dem Greis. »Es gibt Kreaturen außerhalb unserer Welt, jenseits unseres beschränkten Wissens. Manchmal können diese Wesen hierher gebracht werden oder kommen aus freien Stücken. Aber sie besitzen keine eigene Gestalt, denn sie sind lediglich Geister. Sie

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