Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Anführer aufschwingt und sie um sich schart, um die Länder im Süden zu überfallen. Ich denke, abgesehen von den Ogern, die sich Salin unterjocht hat, werden sie keine besonderen Anstrengungen unternehmen, um uns aufzuhalten. Als ich vor Jahren durch dieses Gebiet reiste, hat man mir beigebracht, wo sich die Dörfer der Oger befinden. Ich werde auf dem Weg nach Faerie den größtmöglichen Abstand zu ihnen wahren.«
»Wie weit liegt Faerie entfernt?«, fragte Sarah, die nach wie vor den humpelnden Friedenswächter stützte.
»Fünf Tagesmärsche, vielleicht auch eine Woche«, antwortete Lorn. »Der Ogrynwald ist breit, erstreckt sich aber weniger als sechzig Meilen nordwärts. Jenseits des Waldes liegt eine sanfte Hügellandschaft, die eurer Heimat ähnelt, und dahinter folgen die Wiesen von Faerie.«
Alek schaute zum Nordtor von Faryn-Gehnah zurück, das hinter ihnen in die Ferne entschwand. Jäh weiteten sich seine Augen, denn mehrere Untote starrten den Flüchtenden mit kalten, grauen Augen nach, aus denen Hass und dunkle Begierde sprach. Dann legten sich ihre verrotteten Finger um die Gitterstäbe des Tors und zogen es zu. Langsam wichen sie zurück, bis sie von der Finsternis der Begräbnisstätte verschluckt wurden.
»Bei Groks Bart!«, rief Alek. »Seht nur!«
Er nickte in Richtung der Begräbnisstätte. Die anderen drehten sich um. Die Toten waren verschwunden, doch die geschlossene Pforte zeugte von ihrer Anwesenheit.
»Hier draußen können sie uns nicht folgen«, sagte Lorn. »Ihre Geister sind an die Begräbnisstätte gebunden, Lars sei Dank. Nur wenige untote Geister können überallhin wandern. Die meisten sind dazu verdammt, am Ort ihres Todes oder ihrer Bestattung zu spuken, auf ewig oder so lange, bis der Fluch gebrochen wird, der auf ihnen lastet.«
»Untote Geister«, murmelte Alek, der sich immer noch gegen die Vorstellung sträubte.
»Es gibt noch andere solche Kreaturen?«, fragte Sarah fassungslos.
»O ja«, bestätigte Lorn. »Sie spuken bisweilen auf Friedhöfen oder in Heimen umher, in denen Menschen gestorben sind. Es ist etwas Böses, das immer an einem Fluch liegt, der sie aus ihrer letzten Ruhe erweckt hat. Gewiss, es ist selten, aber es kommt vor. Manch einer behauptet, es sei der Wille von Vorik Seth, der die Toten auferstehen lässt. Andere sagen, es läge am Wunsch nach Rache an jemandem, der ihnen im Leben etwas angetan oder sie getötet hat. Wieder andere meinen, sie würden von Sharnna, der Göttin des Todes, aus einem bestimmten Grund zurückgeschickt. Ich weiß es nicht.«
»Also«, meldete sich Kraig zu Wort, »für den Fluch in
dieser
Begräbnisstätte scheinen Vorik Seth oder seine Diener verantwortlich zu sein. Zumindest hat uns das die Hüterin erzählt.«
»Gut möglich.«
Schweigend marschierten sie weiter, bis rings um sie die Nacht Einzug hielt. Sie schlugen das Lager in einem dichten Kiefernhain auf und breiteten die Decken auf dem Boden aus, der aus herabgefallenen Nadeln und weicher Erde bestand. Kraig wickelte den nach wie vor bewusstlosen Michael in mehrere Decken, damit er in der Nachtluft nicht fror. Alek blickte auf den Einsiedler hinab und betete stumm dafür, dass er sich bald erholen würde. Als sie sich zum Schlafen vorbereiteten, verkündete Lorn, dass er die erste Wache übernehmen würde. Die zweite und dritte sollten erst Kraig und dann Alek antreten. Der Bäcker legte sich hin, erleichtert darüber, endlich etwas Rast zu finden, die er dringend benötigte.
Flamme
, sein neues Schwert, bettete er neben seine rechte Hand, um die Waffe sofort griffbereit zu haben. Den linken Arm schlang er um Sarah, die sich mit dem Kopf auf seiner Brust an ihn schmiegte. Er lächelte. Solange er solchermaßen belohnt würde, könnte er noch etliche Tage voll Gefahren und Unsicherheit ertragen. Sanft küsste er das Mädchen auf den Kopf, ehe er in tiefem, herrlichem Schlaf versank.
Alek hatte das Gefühl, dass erst wenige Augenblicke verstrichen seien, als er von Kraig vorsichtig wachgerüttelt wurde. Er schaute zu dem Friedenswächter auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
»Du bist mit der Wache dran, Alek«, sagte der große Mann.
»Wie geht es dir?«, erkundigte sich Alek, als er sich aufrappelte.
»Gut. Die blauen Flecken schmerzen ein wenig, aber im
Silberschild
habe ich schon Schlimmeres abbekommen.«
»Was ist mit Michael?«
Kraig schüttelte den Kopf. »Keine Veränderung. Er atmet zwar ruhig, und sein Zustand hat sich nicht
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