Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Steinsäulen gestützt. Dicke, um Holzpfosten gewickelte Seile sorgten zu beiden Seiten für eine Art Geländer, um zu verhindern, dass unachtsame Reisende in die Tiefe stürzten. Das Gebilde wirkte insgesamt sehr sicher. Als er den Blick jedoch über die Länge der Brücke wandern ließ, erspähte er etwa in der Mitte einen schwarzen Fleck. Etwas daran wirkte falsch, doch er befand sich zu weit entfernt, um abzuschätzen, was.
»Die Ogrynwaldbrücke«, sagte Michael. »Vor langer Zeit von Jägern der Oger errichtet, damit sie zum Wild in den nördlichen Gefilden des Waldes gelangen konnten. Ein Glück, dass es die Brücke gibt, denn der Weg um die Schlucht herum würde mehrere Tage dauern.«
Lorn starrte mit verkniffener Miene auf die Brücke und rieb sich den dichter werdenden Bart. »Hier stimmt etwas nicht. Seht nur, die Brücke wurde beschädigt.« Er deutete auf den schwarzen Abschnitt, der Alek aufgefallen war.
Michael stieß einen leisen Fluch aus. »Sieht aus, als ob ein Teil der Brücke fehlt. Wenn die Lücke zu groß ist …«
»Ich bete zu Lars, dass dem nicht so ist«, sagte Lorn.
»Reden bringt uns nicht weiter«, meldete sich Kraig zu Wort. »Ihr beide fordert uns sonst immer auf, in Bewegung zu bleiben. Gehen wir hin und sehen uns das Ganze näher an.«
Lorn musterte den Friedenswächter mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wirst wohl ungeduldig, wie? Na schön, gehen wir.«
Sie bahnten sich den Weg über den Hang hinab und achteten darauf, nicht auf dem Geröll auszurutschen. Alek half Sarah über die steileren Bereiche, wo tückische Felsen in sonderbaren Winkeln aus dem Boden ragten. Auf halbem Weg nach unten gab ein Stein nach, auf den Alek getreten war. Mit einem spitzen Aufschrei rutschte der Bäcker den Hang hinab, schob loses Geröll vor sich her und hielt auf einen scharfkantigen Felsbrocken zu. Kurz vor dem Zusammenstoß packte ihn eine kräftige Hand am Gelenk. Alek schaute in Kraigs ermutigend lächelndes Antlitz auf.
»Alles in Ordnung?«, fragte der Friedenswächter.
»Nur ein paar blaue Flecken.«
Von da an prüfte Alek jeden Stein, bevor er darauf trat. Sie kamen nur langsam voran, doch letztlich erreichten sie den Fuß des Abhangs und überquerten das trockene Gelände, bis sie vor der Brücke standen.
Aus der Nähe wirkte sie noch größer als vom Hügel aus. Sie war breit genug für zehn berittene Männer nebeneinander. Die Holzplanken erwiesen sich als dick, und Alek vermutete, dass wenigstens fünf starke Männer notwendig wären, um eine davon zu tragen. Die weit größeren und kräftigeren Oger hatten wahrscheinlich wenig Mühe damit gehabt, baumgroße Holzbohlen zu schleppen.
Alek ließ den Blick über die Schlucht zur beschädigten Mitte der Brücke wandern. Er erkannte, dass die Schwärze, die er gesehen hatte, einen Bereich darstellte, in dem die Brücke verbrannt war. Verkohlte, schartige Splitter ragten auf, wo offensichtlich etwas das Holz getroffen und in Stücke gerissen hatte.
»Das sieht nicht gut aus«, murmelte Lorn. »Wartet hier.«
Ohne ein weiteres Wort rannte er auf die Brücke. Er schrumpfte in der Ferne und hielt inne, als er das geschwärzte Loch erreichte. Kurz betrachtete er den Schaden, dann kehrte er zurück. Als er wieder bei den anderen eintraf, schüttelte er langsam den Kopf.
»Der Bereich, der eingestürzt ist, misst gut und gern zwanzig Fuß«, verkündete er. »Anscheinend war es ein Blitzschlag. Oder eine Kraft, die einem Blitz ähnelte.«
Kraig stöhnte. »Was können wir tun? Die Schlucht umgehen?«
Michael schüttelte den Kopf. »Nein. Das würde zu lange dauern und Salin Zeit verschaffen, uns aufzuspüren. Nein, wir müssen die andere Brücke nehmen.«
»Die andere?«, hakte Sarah nach. »Ich dachte, das wäre die einzige.«
Lorn holte tief Luft. »Nein. Es hat mir nur widerstrebt, die zweite zu erwähnen. Sie ist kein so festes Gebilde wie diese hier, sondern ein wackeliges Etwas, das mit Müh und Not von alten Seilen und Holz zusammengehalten wird. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich sie vermeiden wollte. Die zweite Brücke befindet sich in einem Ogerdorf.«
»Verdammt«, stieß Kraig hervor. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
»Genau«, pflichtete Sarah ihm bei. »Was sollen wir tun? Einfach hinmarschieren und sagen: ›Hallo, dürfen wir eben mal eure Brücke benutzen?‹«
Niemand hatte eine Antwort für sie. Alle schienen sich stillschweigend darin einig zu sein, dass die Lage unmöglich war. Sogar Michael
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