Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

standen sie angespannt schweigend da, bis Grazog schließlich aus der Häuptlingshütte kam und zu den Wartenden zurückkehrte. Hoch ragte er über sie auf; unter seiner grauen Haut spannten sich mächtige Muskeln. Er setzte ein undeutbares Grinsen auf, bei dem scharfe, aber krumme Zähne zum Vorschein kamen, die schon bessere Tage erlebt hatten.
    »
Batchen Grod nel scan gu
.«
    »Der Häuptling empfängt uns«, übersetzte Lorn.
    Sie wurden zu der großen Hütte auf dem Felsvorsprung geführt. Die Oger, die sie bewachten, blieben erdrückend nahe, und Alek fühlte sich, als wäre er in einem engen Kreis von Bäumen gefangen. Er schaute zu Sarah, die unter einer Maske der Tapferkeit leicht zitterte. Dann wanderte sein Blick zu Kraig, dessen Hand sich unablässig ballte und öffnete, als sehnte er sich danach, zu seiner Axt zu greifen. Neben dem Friedenswächter ging Michael. Der Einsiedler wirkte wie üblich ungerührt.
    Als sie die Hütte erreichten, wurden sie gezwungen, sich in einem Halbkreis in der Nähe der Steinsitze aufzustellen. Je ein Oger bezog bei jedem der Gefährten Stellung, die riesigen Brauen bedrohlich zusammengezogen.
    Die Holztür der großen Hütte wurde aufgestoßen, und heraus trat ein Oger, der deutlich größer und muskelbepackter als die anderen war. Eine Krone aus Blättern zierte seinen dichten Schopf schwarzer Haare. Über die Schultern geschlungen trug er einen Umhang aus Bärenfell, das einzige Kleidungsstück der Kreatur, abgesehen von einer kurzen Hose aus braunem Fell. In der rechten Hand hielt der mächtige Oger ein schweres Breitschwert. Seine Stimme ertönte tief und kehlig, aber er redete in der Sprache der Menschen.
    »Du behauptest, Lorn zu sein, der Sohn desjenigen, der uns bekannt ist. Woher sollen wir wissen, dass dem wirklich so ist?«
    »Nur wenige wissen, was mein Vater für dein Volk getan hat. Durch seine Verhandlungen mit den Elben habt ihr euer
Krydchenclek
zurückerhalten. Es wurde ein Krieg vermieden, der euch zerstört hätte.«
    Grod wog die Worte eine Weile ab, ließ dabei den Blick seiner grauen Augen über sie alle wandern. Am längsten verharrte dieser auf Alek, der sich darob äußerst unbehaglich fühlte. Dann widmete der Häuptling die Aufmerksamkeit wieder Lorn.
    »Nur wenige Menschen wissen vom
Krydchenclek
. Falls du nicht bist, wer du zu sein behauptest, hast du dich kundig gemacht. Ich unterbreite dir ein Angebot: Ihr dürft über die Brücke, aber ihr müsst uns mit etwas von großem Wert bezahlen. Was habt ihr den Schätzen Grods hinzuzufügen?«
    »Wir haben wenig von Wert dabei, großer
Batchen
. Etwas Silber, ein paar Goldmünzen. Ich biete dir alles, was wir haben.«
    Der Oger schüttelte den Kopf. »Das ist zu wenig. Was ist mit der Waffe, die der Menschenjunge trägt? Sie sieht wertvoll aus. Vielleicht ist sie sogar magisch, falls diese Runen etwas bedeuten.«
    »Sie war ein Geschenk an ihn, o Starker, und birgt für ihn mehr als ihren weltlichen Wert. Nimm unser Silber, und ich gelobe, dass wir dir auf dem Rückweg große Reichtümer bringen. Als Sohn meines Vaters gebe ich dir mein Wort darauf.«
    Der Häuptling beugte sich herab, bis seine Nase in selber Höhe wie die des Kriegers schwebte. »Wenn du lügst, werden wir euch jagen und töten. Oger sind die besten Jäger überhaupt, das weißt du. Wir versagen nie.«
    »Und ich lüge nicht«, gab Lorn leise und in ernstem Tonfall zurück. »Mein Wort ist mein Eid.«
    »So ist es auch bei mir, Kleinwüchsiger. Na schön, ich nehme dein Angebot an. All euer Silber und Gold sowie später einen großen Schatz für das Überqueren unserer Brücke.«
    Lorn fasste in sein Bündel und zog einen kleinen Beutel mit Gold- und Silbermünzen heraus. Er leerte sie auf den Boden und forderte die anderen auf, an Münzen hinzuzufügen, was immer sie bei sich hatten.
    Nachdem sie einen spärlichen Haufen gebildeten hatten, verneigte sich Lorn vor dem Häuptling und wandte sich zum Gehen.
    Die anderen folgen ihm, und die Wächter der Oger ließen sie ziehen. Alek atmete erleichtert aus, als er sich anschickte, zu den anderen aufzuschließen. Er hätte nie vermutet, dass es möglich sein könnte, mit Ogern zu handeln.
    Bevor er zwei Schritte zurückgelegt hatte, spürte er eine große Hand auf der Schulter, die ihn zurückzog. Er schrie auf, als er weitere Hände spürte, die seine Arme an die Seiten pressten. Lorn drehte sich um. Verwirrung und Zorn traten in die Augen des Kriegers.
    »Was soll das?«,