Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
aber zu Aleks Erleichterung zumindest flach. Rechts verlief ein steiler Hang, den sie jedoch umgehen konnten. Von der Anhöhe blickte der Wald dunkel auf sie herab. Unwillkürlich fragte sich Alek, ob sie von den Schatten zwischen den Bäumen aus beobachtet wurden. Zur Linken hatte sich die Schlucht etwas verengt, doch die lotrechten Felswände, die sich in die Tiefe erstreckten, blieben unerklimmbar.
Das Dorf lag zwischen dem steilen Hang und der Schlucht. Hütten aus Stein und Holz verteilten sich willkürlich über den felsigen Boden, als wären sie hastig und ohne Sorgfalt errichtet worden. Ein Haus, das größer als die anderen war, stand etwas abseits auf einem Felsvorsprung, der über die Schlucht ragte. Davor lag eine gekrümmte Reihe von Felsbrocken der Tür zugewandt.
»Dieses Dorf«, erklärte Lorn, »ist unter den Behausungen der Oger, die ich kenne, einzigartig, weil so viel Stein verwendet wurde. Weil sie hier leben, wo es mehr Stein als Holz gibt, haben sie gelernt, damit zu bauen. An anderen Orten verwenden sie ausschließlich das Holz, das ihnen Bäume liefern. Der Anführer lebt in der großen Hütte. Auf den Steinen davor nehmen die Dorfbewohner Platz, wenn der Häuptling sie zur Versammlung ruft. Gleich hinter dem Dorf befindet sich die Brücke, von der ich euch erzählt habe.«
Alek ließ den Blick weiterwandern und erspähte sie. Jegliche Hoffnung darauf, sie einfach zu überqueren, entschwand aus seinem Herzen. Es handelte sich um ein schlichtes Gebilde aus Seil und Holz, das knarrend im Wind hin- und herwogte. Stützen gab es nicht, weshalb die Brücke in der Mitte tief durchhing.
»Grok«, stieß Alek hervor. »
Darauf
sollen wir die Schlucht überqueren?«
Bevor jemand etwas erwidern konnte, traten zwei Oger aus einer Hütte und hefteten die Blicke auf die Gefährten. Einer brüllte etwas in einer kehligen Sprache, woraufhin sechs weitere der Riesen aus dem nahen Wald kamen und zugleich neugierig und argwöhnisch den Hang herab zu den Menschen schauten.
»Da kommt die Begrüßungsgesandtschaft«, murmelte Kraig.
»Was immer geschieht«, warnte Lorn, »greift nicht nach euren Waffen. Das Reden übernehme ich.« Jegliche Angst, die der Krieger ob der bevorstehenden Begegnung mit den Ogern verspüren mochte, verbarg er gekonnt unter einer stählernen Maske.
Die beiden ersten Oger näherten sich, jeder mit einem großen Knüppel. Die anderen kamen den Hügel herab und bauten sich hinter den Menschen auf. Dabei grunzten und johlten sie und redeten in der Sprache der Oger miteinander. Der Größte, einer der ersten beiden, trat bedrohlich einen Schritt auf die Gefährten zu und streckte den Knüppel in die Luft.
Lorn hob die Hand zu einer ruhigen Geste des Grußes. »
Achnag, jech lyhben Lorn, schun do den Chen do Eglacha. Nuse vachog crux den Hyche
.«
Der Oger zögerte und verengte die Augen. Offensichtlich war er ebenso überrascht wie Alek, dass Lorn die Ogersprache beherrschte. Der Riese senkte den Knüppel, doch der Ausdruck in seinen Augen machte deutlich, dass er nicht bereit war, die Gefährten mit offenen Armen zu begrüßen.
»
Achnag, Lorn. Jech lyben Grazog, sug-batchen do Farch. Jech vachog getch Grod, nu batchen. Gus hak nu slugie
.«
Damit drehte sich der große Oger um und ging zur Hütte des Häuptlings, während die anderen näher an die Gefährten heranrückten, die Waffen im Anschlag. Alek wandte sich an Lorn und sprach die Frage aus, die wohl allen durch den Kopf ging.
»Was hat er gesagt? Was geschieht jetzt?«
Lorn überlegte kurz, bevor er antwortete, und beobachtete, wie der Oger in der Hütte verschwand. »In der Hoffnung, dass es ihm etwas sagt, habe ich mich vorgestellt und ihm erklärt, dass wir ihre Brücke benutzen müssen. Er meinte, sein Name sei Grazog, Stellvertreter des Häuptlings des Dorfes Farch. Er beratschlagt jetzt mit Grod, dem Häuptling. Und er hat mir zu verstehen gegeben, dass wir bis auf Weiteres ihre Gefangenen sind.«
»Das erscheint mir nicht sehr ermutigend«, befand Sarah.
»Auf mehr hatte ich nicht gehofft«, gab Lorn zurück.
»Zumindest erhalten wir die Gelegenheit, beim Häuptling des Stammes vorzusprechen. Die meisten Menschen, die ein Ogerdorf betreten, können das bestenfalls aus dem Kochtopf heraus.«
»Warum hast du uns das nicht gesagt, bevor wir eingewilligt haben, hierher zu kommen?«, wollte Alek wissen.
»Weil ihr euch dann davor gefürchtet hättet, und das hier ist unsere einzige Hoffnung.«
Eine lange Weile
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