Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Entfernungen. Früher hielten die Addins regelmäßig Zwiesprache mit den Elben, um Auskünfte über die Welt auszutauschen. Diese Fähigkeit erhielten wir durch bestimmte Willformungen der Elben. Ich glaube, sie haben sie uns genommen, weil sie wütend wurden, als wir ihnen nicht gaben, was sie selbst uns zum Bewachen überlassen haben.«
»Aber was bewacht ihr?«, meldete sich Sarah zu Wort. »Irgendwie scheinst du dem auszuweichen.«
»Nicht so ungeduldig«, schalt Michael sie. »Vielleicht ist es am besten, wenn die Geschichte jetzt endet. Solches Wissen ist nicht für eure Ohren bestimmt. Selbst ich kenne nur einen Teil des Geheimnisses der Addins.«
Horren lachte und klopfte sich auf ein Knie. »Du warst schon immer einer, der weiß, wie man eine gemütliche Runde auflöst, mein Freund. ›Solches Wissen ist nicht für eure Ohren bestimmt.‹ Von wegen! Ich kann vielleicht nicht all meine Geheimnisse preisgeben, aber so viel kann ich sagen: Vor Hunderten, nein Tausenden Jahren, nur wenige Jahrhunderte, nachdem die Menschen auf der Welt auftauchten, rief der große Elbenkönig jener Zeit die ersten Addins aus der Verlorenen Heimat. Natürlich hießen sie damals noch nicht Addins, und auch die Heimat war noch nicht verloren. Die ersten Addins besaßen keine Körper, also erschufen die Willformer der Elben grobe Gestalten aus Erde, Wurzeln und Laub. Die heutigen Addins sehen Menschen deutlich ähnlicher als unsere Ahnen, weil wir uns mit der Zeit verbessert haben. Jedenfalls erklärte der Elbenkönig den ersten Addins, sein Volk habe unlängst herausgefunden, dass ein alter Freund und Lehrmeister in Wahrheit ein Seth war, also ein Wesen reinen Übels, stärker als zwanzig Elben zusammen. Anscheinend hatte es zu Beginn der Geschichte der Welt zahlreiche Seths gegeben, allerdings wurden alle bis auf einen in Kriegen getötet, die sie untereinander austrugen. Dieser besondere Seth war ebenso gerissen wie mächtig; er schaute zu, während die anderen einander gegenseitig zerstörten. Er ging sogar so weit, sich mit den minderen Elben anzufreunden und ihnen beizubringen, sich ihre natürliche Gabe des Willformens zunutze zu machen. Er nahm den Namen Vorik an, was so viel wie ›weise‹ oder ›am weisesten‹ bedeutet. Letztlich wurde kurz nach der Ankunft der Menschheit sein wahres Wesen enthüllt, und gerade noch rechtzeitig. Denn wisst ihr, er hatte den Talisman der Einheit als Geschenk für den Elbenkönig angefertigt. Zumindest behauptete er das. In Wirklichkeit hatte er vor, ihn zu benutzen, um das Volk der Elben zu beherrschen und die gesamte Rasse seinem Willen zu unterwerfen. Auf der ganzen Welt wuchsen menschliche Staatengemeinschaften, und mit einer Armee von Elbenwillformern hätte er sie mühelos unterwerfen können. Aber die Elben waren ihm auf die Schliche gekommen. Indem sie sich den Talisman aneigneten, gelang es ihnen, ihn aus ihrem Land zu vertreiben.
Bald danach riefen sie die Addins. Offenbar hatte ein Elbe eine Art Vision erfahren. Vorik Seth würde wiederkommen, besagte sie. Er würde letztlich nahezu die gesamte Menschheit unterjochen, wenngleich es ohne die Elben wesentlich länger dauern würde. Dann würde er über genug Macht verfügen, um das Land der Elben einzunehmen. Die Vision offenbarte zudem eine größere Bestimmung für Vorik Seth, allerdings vermochte niemand zu sagen, was genau seine Bestimmung sei, nur, dass er alles, was auf dieser und sämtlichen anderen Welten gut ist, restlos ausrotten würde, indem er sie erfüllte. Eine recht bedrückende Vision, finde ich. Der Elbenkönig teilte den ersten Addins mit, dass es ihre Aufgabe sei, bestimmte Relikte der Menschen zu sammeln und zusammen mit dem Wissen, wie man sie benutzte, zu verwahren. Anscheinend glaubten die Elben, dass ihre eigenen Fähigkeiten des Willformens gegen den Feind nicht mehr wirken würden, dass jedoch die Menschen Dinge besaßen, die es vermochten. Warum mussten die Addins den Menschen diese Gegenstände abnehmen? Nun, zum einen, um zu verhindern, dass sie in die Hände des Seth gelangten. Zum anderen neigen die Menschen dazu, viel von ihren Überlieferungen zu vergessen, beispielsweise das Wissen um ihre eigenen Relikte und wie man diese benutzte. Nur die Addins konnten diese Kenntnisse bewahren, auf dass man sie verwenden könne, wenn die Zeit dafür käme.
Die Addins zogen hinaus in die Welt und erfüllten ihre Aufgabe. Da sie aus den Stoffen des Waldes bestanden, liebten sie diesen. Sie ließen sich
Weitere Kostenlose Bücher