Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
konnten, und Kraig fällte eine weitere, indem er ihr eine klaffende Wunde in die Brust hackte.
Auf der anderen Seite des Kreises schlug das funkelnde, mit Runen verzierte Schwert, das Tor gehört hatte, eine Schneise durch die Kobolde. Ungläubigkeit befiel Alek, als binnen eines Lidschlags vier der Kreaturen Michaels Zorn zum Opfer fielen. Der Einsiedler wehrte mit ausdruckslosen, kalten Augen gekonnt Speere und auf ihn zuschnellende Messer mit der Klinge ab.
Die Kobolde wandten sich von Alek, Sarah und Lorn ab, um sich ihren unerwarteten Angreifern zu stellen. Alle, außer dem Häuptling, der sich nicht von seiner Beute ablenken ließ. Er stapfte auf Alek zu und überließ seine Untertanen ihrem Schicksal. Alek bückte sich und hob ein Messer auf, fürchtete jedoch, dem Koboldoberhaupt nicht gewachsen zu sein. Rasch sah er sich um und erkannte, dass er von Michael oder Kraig keine Hilfe erwarten konnte, da die beiden von weiteren Kobolden bedrängt wurden, deren schiere Überzahl sie zu überwältigen drohte.
»Na, dann komm«, sagte Alek. »Kampflos werde ich nicht untergehen.«
Doch Sarah musste gewusst haben, dass ihr Gefährte diese Auseinandersetzung nicht gewinnen konnte. Sie rannte zu Lorn und begann, ihre zierlichen Fäuste auf ihn eintrommeln zu lassen. »Steh auf! Bei Grok, dieses Ding wird uns alle töten. Verflucht sollst du sein, du Feigling! Kraig hatte Recht, was dich betrifft. Kraig hatte
Recht!
«
Alek sah, wie Lorn mit vor Tränen geröteten Augen aufschaute. Dann jedoch war er gezwungen, sich abzuwenden, denn der Koboldhäuptling hatte ihn erreicht. Die Kreatur lachte, als sie die Keule auf Aleks Schädel herabsausen ließ. Der Bäcker sprang zur Seite; der mächtige Knüppel schlug nur wenige Zoll zu seiner Linken in den Boden ein. Ungeschickt stieß er mit dem Messer zu, aber der Kobold wich dem Streich mühelos aus und brachte die Keule schier unmöglich schnell wieder in Anschlag. Alek taumelte zurück, doch die Waffe des Kobolds wirbelte zu flink heran und traf seinen ausgestreckten Arm. Schmerzen durchzuckten ihn, und das Messer flog ihm aus der Hand. Die Wucht des Hiebs schleuderte ihn zu Boden. Neben seinem Arm pochte auch seine Seite, wo die alte Wunde um ein Haar wieder aufgebrochen wäre.
Mit vor Tränen verschwommenem Blick sah Alek sein Ende nahen. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als der nagelbewehrte Kopf der Keule auf ihn zusank. Ein Lachen hallte in seinen Ohren wider, die dunkle Gestalt des Kobolds samt dessen Keule füllte sein gesamtes Blickfeld aus. Dann erspähte er aus dem Augenwinkel eine weitere dunkle Gestalt, größer als der Kobold. Sie stieß den Kobold beiseite; dessen Keule sauste nie herab.
Alek rieb sich die Tränen aus den Augen, um wieder klar zu sehen. Lorn stand über ihm, der Blick trüb vor Kummer und Wut. Seine Brust hob und senkte sich vor Anstrengung und Zorn heftig. »Steh auf, Kobold«, stieß er mit harter, kalter Stimme hervor. »Ich habe etwas zu beweisen.«
»Willst du beweisen, dass dein Blut rot ist?«, gab der Koboldhäuptling zurück und sprang auf die Beine. »Dann lass uns tanzen!«
Und Alek erschien es tatsächlich, als bestritten die beiden einen Tanz, denn in den Bewegungen des Kobolds lag eine ungeschliffene Schönheit, in jenen Lorns Anmut. Die schwere Keule wirbelte durch die Luft, bald von rechts nach links, bald von oben nach unten. Ein einziger Treffer wäre für einen ungepanzerten Menschen tödlich, doch kein Streich fand sein Ziel. Lorn duckte sich und sprang beiseite, bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, wie Alek sie noch nie zuvor gesehen hatte. Immer wieder zuckte sein Schwert vor, wurde manchmal von der Rüstung des Kobolds abgelenkt, verfehlte manchmal ob der Geschwindigkeit der Kreatur ihr Ziel, landete aber auch vereinzelte Treffer.
Der Tanz währte eine Weile, bis Lorn über einen tiefen Streich hinwegsprang und die Klinge vorstieß, während der Kobold noch mitten im Schwingen war. Das Schwert durchdrang mühelos den weichen Hals der Kreatur. Die schwere Keule fiel zu Boden, und der Kobold glitt von der langen Klinge, bevor er tot neben seiner Waffe landete.
Sarah hatte sich an Alek geschmiegt. »Schau!«, rief sie und deutete nach links. Der Bäcker löste die erstaunten Augen von Lorn und sah, dass Kraig immer noch mit mehreren der kleinen Ungetüme kämpfte. Rings um ihn türmte sich ein Stapel toter Kobolde auf, doch mittlerweile war augenscheinlich, dass seine Hiebe schwächer und langsamer wurden.
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