Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
nicht zu wissen. Wenn ihr mich immer noch als Führer haben wollt, müssen wir aufbrechen, sobald ihr bereit seid. Wenn ich es richtig verstehe, möchte dieser Salin euch unbedingt in die Hände bekommen, und einer seiner Diener weiß, wo ihr seid. Wir müssen rasch fliehen, und zwar in eine Richtung, die er wahrscheinlich nicht vermuten wird.«
»Ja«, pflichtete Michael ihm bei. »Salin wird davon ausgehen, dass die Absicht darin besteht, nach Faerie zu gelangen, das nördlich jenseits der Wildnis liegt. Er wird nicht damit rechnen, dass ihr es wagen würdet, nach Westen zu reisen, in Gebiete, in denen der Einfluss von Vorik Seth stärker ist.«
Alek meldete sich zu Wort. »Gut. Wir packen unsere Sachen und brechen nach Westen auf. Ich kann nicht behaupten, dass ich Kraigs Meinung gänzlich widerspreche, aber ich fürchte, andere Möglichkeiten gibt es für uns nicht.«
Shad atmete erleichtert auf. »Ich glaube, mit deiner Entscheidung könntest du das eigene Leben, Lorns Seele und möglicherweise das ganze Land gerettet haben. Ich fürchte, dir ist immer noch nicht die Bedeutung dessen klar, was du bei dir trägst.«
»Und möge er sie nie erfahren«, fügte Michael hinzu. »Und jetzt, da alles entschieden ist, begebe ich mich zur Ruhe. Ich habe eine anstrengende Nacht hinter mir.«
Michael und Shad entschuldigten sich und verließen den Tisch. Auch Lorn stand auf, wandte sich zum Gehen und teilte Alek und Sarah mit, dass er in einer Stunde wieder hier sein würde, vorbereitet für die Reise. Alek schaute zu seiner Gefährtin, die seinem Blick traurig begegnete.
»Ich mache mir Sorgen«, verriet sie. »Shad scheint mir nett zu sein, und er klingt aufrichtig, aber was, wenn Kraig Recht hat? Was, wenn Lorn wie dieser schreckliche Tor ist und dieses
Charin-ta
gegen uns einsetzt? Was, wenn auch er für Salin arbeitet?«
Alek schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Shad kennt ihn schon eine ganze Weile. Er und Michael sind alte Freunde. Michael hat uns bislang keinen Grund gegeben, ihm nicht zu vertrauen, und wenn er sich für Shad Flynt verbürgt, dann denke ich, dass wir seinem Urteil vertrauen können. Ich muss einfach glauben, dass Lorn uns nicht verraten wird.«
»Wenn es uns nur gelingt, Kraig davon zu überzeugen.«
Alek legte die Hand auf jene Sarahs. Sie ergriff sie fest und lächelte den Bäcker herzlich an. Er konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. Gemeinsam standen sie auf und gingen Hand in Hand nach oben in ihr Zimmer, um sich auf die Reise vorzubereiten.
Seit fast einer halben Stunde brütete Kraig vor sich hin und lief durch die Straßen rings um die Herberge namens
Heim
. Er rang mit seiner Entscheidung. Nach einigem Nachdenken war ihm klar geworden, dass Alek keine andere Wahl hatte. Er musste auf Lorn setzen. Kraig verfluchte sich für seinen Entschluss, Alek und Sarah zu verlassen, doch was konnte er sonst tun? Seit dem Beginn dieser entsetzlichen Geschichte waren sie gezwungen gewesen, Menschen fragwürdiger Tugendhaftigkeit zu vertrauen. Zuerst der geheimnisumwitterte Einsiedler, der ihn mit seiner Verschlossenheit zur Raserei trieb, dann der beeindruckende Horren. Danach begingen sie den Fehler, dem so genannten Wächter namens Tor zu vertrauen; und nun verlangte man von ihnen, Lorn zu vertrauen. Es schien durchaus möglich, dass er sie geradewegs zu Salin führen würde. Und wenn nicht, selbst wenn er aufrichtig sein sollte, war er ein schwacher Narr. Mit größter Wahrscheinlichkeit würde er in einer Notlage versagen.
Doch es gab eine andere Möglichkeit. Kraig musste seine Freunde nicht verlassen, und er musste Lorn nicht vertrauen. Diese neue Möglichkeit gefiel ihm zwar nicht, aber sie schien den einzigen Ausweg zu bieten.
Ich kann nicht glauben, dass ich das denke.
Mit forschen Schritten und frischer Entschlossenheit kehrte er zur Herberge zurück. Dort lief er die Treppe hinauf zu dem Zimmer, das er sich mit Michael teilte, und riss die Tür mit einem kraftvollen Ruck auf.
Der Einsiedler, der bereits geschlafen hatte, setzte sich rasch auf, die Augen vor für ihn ungewöhnlicher Überraschung geweitet. Allerdings dauerte es nur einen Lidschlag, bis er wieder seine verbindliche Miene aufsetzte.
Kraigs Züge waren hart. Beherrschter Zorn sprach aus ihnen. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Vermutlich konnte ihm Michael seine Gefühle ablesen. Kraig hoffte es.
»Michael. Keine Geheimnisse mehr, keine Spiele. Lass uns reden.«
Eine Stunde verging. Alek
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