Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)

reckte die Schultern und drehte sich um, schaute über die Menge und sah herzlich wenig Freude – wenn man einen orangehaarigen Acht- oder Zehnjährigen nicht mitzählte, sie war nicht übermäßig gut darin, das Alter zu schätzen. Der grinste, als ob es sein Gesicht in zwei Teile schneiden könnte.
    »Seht auch Val Con yos'Phelium«, setzte Emrith Tiazan hinter ihr fort. »Thodelm und Zweiter Sprecher von Clan Korval, unserem ältesten und geehrtesten Verbündeten. Es ist durch Korval, dass wir unsere Verwandte wiederentdeckt haben.« Da war nun etwas Bewegung in der Menge, und eine noch größere, als sich Val umdrehte und ihnen sein Gesicht zeigte.
    »Es soll darüber hinaus bekannt gegeben werden, dass Miri Robertson Tiazan und Val Con yos'Phelium das Gesicht des Anderen in ihren Herzen erblickt und sodann ihre Hände, Herzen und Leben miteinander verbunden haben.«
    Das Schlaftraining bewahrte Miri vor einer Reaktion; Jahre des Kartenspiels um Kynak und Geld bewahrten ihr Pokerface. Verdammt, dachte sie, so gesehen klingt es wirklich mystisch und geheimnisvoll, während es doch eigentlich nur so ist, dass er und ich zusammenhalten und tun, was zu tun ist …
    Der Karottenkopf, der mit Emrith Tiazan und tel'Vosti gesprochen hatte, trat vor und verbeugte sich mit ernstem Gesicht.
    »Die Linie Tiazan erkennt Miri Robertson Tiazan an und heißt sie mit Freude willkommen.«
    Miri erwiderte die Verbeugung, ihre Hand zeichnete automatisch die Anerkennung von Verwandtschaft in die Luft. »Lady Tiazan, ich fühle mich geehrt.«
    Tel'Vosti machte als nächster einen Schritt nach vorne und verbeugte sich über seinem Gehstock. »Die Linie tel'Vosti erblickt Miri Robertson mit Freude, heißt sie ehrlich willkommen und erkennt sie voller Erwartung an.«
    Sie grinste ihn beinahe an, aber das Schlaftraining machte sich bemerkbar und Mustererkennung gleich dazu, die alles ergänzte, was der Kodex nicht sagte, wie etwa, dass die Liaden-Gesellschaft sehr kontrolliert war, gut, und formal, sicher, und es gab all diese schönen Worte und Gesten, die als Waffen benutzt wurden, die man brauchte, um in einem endlosen, halsabschneiderischen Krieg zu überleben. Melant'i und Balance. Gesicht oder kein Gesicht. Und hier war tel'Vosti, der ein Leben in diesem wohlerzogenen Kampf verbracht hat, und er gab ihr nicht die Standardbegrüßung, und das vor der Delm und allen anderen. Er stellte sie auf die Probe, um zu sehen, was sie tun würde.
    Sie verbeugte sich, exakt auf den Zentimeter und die Millisekunde. »Mein Lord tel'Vosti«. Hochliaden für Gleichrangige, das war der Tonfall, es bezog sich auf Val Cons Melant'i, aber das war in Ordnung, denn er war genauso wie tel'Vosti Thodelm, und der ganze Raum hatte gerade gehört, dass sie die Lebenspartnerin des Thodelms war. »Ich sehe Euch mit Anerkennung, höre Euch mit Verständnis und akzeptierte Euch ohne Vorbehalte.«
    Die braunen Augen glänzten, der Rest des Gesichts blieb höflich. Es war nicht zu erkennen, ob sie Punkte gemacht hatte. Sie glaubte es nicht. Aber sie würde auch keine verloren haben. Auch das war in Ordnung, tel'Vosti hatte es selbst gesagt, als er über Val Cons Onkel gesprochen hatte. In ihrem Kopf blieb Val Cons Muster stabil, undurchschaubar wie ein Mandala.
    Die Delm machte einen Schritt nach vorne, wies mit einer Handbewegung auf Thodelm Tiazan. »Eure Kusine Bendara, Tochter Eures verstorbenen Cousins Cel Met Tiazan.«
    Der Karottenkopf verbeugte sich leicht, kaum mehr als ein verstärktes Kopfnicken. »Kusine Miri.«
    Miri gab die Verbeugung zurück. »Kusine Bendara.« Sie richtete sich wieder auf und fühlte, wie Val Con sich ganz sacht neben sie stellte. Sie dirigierte Bendaras Aufmerksamkeit in seine Richtung. »Mein Lebenspartner, Val Con yos'Phelium.«
    Bendara verbeugte sich erneut, etwas tiefer als es Gleichrangigkeit erforderte, als ob Val Con etwas mehr Zeit in seinem Rang verbracht habe. »Mein Lord yos'Phelium.«
    »Meine Lady Tiazan.« Seine Stimme war so sanft wie immer. Miri konnte seine Verbeugung nicht sehen.
    Die Delm winkte wieder um ihre Aufmerksamkeit, diesmal für einen Mann mittleren Alters, das Haar von aggressivem Rot, mit gesenkten, haselnussbraunen Augen.
    »Euer Cousin Dil Nem, Sohn Eures verstorbenen Onkels Kern Tiazan.«
    Wieder das verstärkte Kopfnicken, der Austausch von Namen, die Weitergabe an Val Con.
    »Eure Kusine Ilvin, Tochter Eures Cousins Jen Sar Tiazan, der zurzeit nicht beim Clan ist.«
    »Euer Cousin Kol Vus