Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
…«
»Euer Cousin …«
Miri verlor den Überblick, vergaß wahrscheinlich einige der Namen, etwa nach dem ersten Dutzend oder so. Ihr Kopf begann zu schmerzen aufgrund all dieser kühlen, höflichen Gesichter und sie wollte dringend einen Schluck Kynak. Sie biss die Zähne zusammen und verbeugte sich als Verwandte vor dem verdammten tel'Vosti: »Euer Onkel, Win Den tel'Vosti, Sohn von Randa Tiazan und Pel Jim tel'Vosti.«
Dann kam noch ein Haufen Namen und Gesichter, die ihm folgten, bis sie merkte, dass sie vor der letzten Person stand.
»Eure Kusine Alys, Tochter Eurer Kusine Makina Tiazan, die sich derzeit fern des Clans aufhält.«
Alys, die »geeignet« sein würde, aber niemals eine Kea Tiazan. Alys, die man Val Con als Vertragsehefrau anbieten würde, sobald sie volljährig war.
Sie machte ihre Verbeugung, sehr ernsthaft, und stand aufgereckt da, vielleicht einen Meter vor ihr, mit lockigem, orangefarbenem Haar, zusammengehalten von der brutalen Macht dreier mächtiger Kämme. Die braunen Augen zeigten mehr als nur Neugierde oder Freundlichkeit und Miri hielt ihren Atem an. Sie hatte diesen Gesichtsausdruck manchmal bei Rekruten gesehen, jene, die meinten, sie seien in ihren Commander verliebt.
»Kusine Miri«, piepte ihre Stimme. »Ich bin froh, dich zu sehen.«
Oh verdammt. Als ob sie nicht schon genug Ärger hätte, jetzt war da auch noch eine Elfe, die sich an sie ranhängte. Miri erwiderte die Verbeugung mit angemessener Würde.
»Kusine Alys, ich bin froh, dich zu sehen.« Sie verwies sie an Val Con und wiederholte die ermüdende Vorstellung ein letztes Mal. Sie wollte ganz dringend etwas trinken, dachte sie, und sah auf, um Emrith Tiazan zu erblicken, die sie beobachtete und so etwas wie Anerkennung in ihrem Gesicht zeigte.
»Angemessen getan«, sagte die alte Lady. »Wir werden nun essen. Win Den, bitte begleitet mich, wenn Ihr so gnädig sein wollt.«
Der kam nach vorne; sie ergriff den angebotenen Arm und erlaubte tel'Vosti, sie zur Tür am anderen Ende des Raumes zu geleiten. Die Menge der Rotköpfe machte ihnen Platz, aber niemand folgte.
»Jetzt wir, Cha'trez.« Val Cons Stimme war sanft in ihrem Ohr, als er ihren Arm nahm. »Das hast du bewundernswert gemacht.«
»Du hast leicht reden«, murmelte sie. »Ich würde es jederzeit vorziehen, für mein Abendessen ein Ständchen geben zu müssen. Jederzeit.«
»Ich muss etwas trinken.«
Miri lehnte sich gegen die Wand ihres privaten Wohnzimmers, die Augen vor der einbrechenden Dunkelheit geschlossen. Das Dinner war furchtbar gewesen. Ihr Platz war bestückt gewesen mit einem Arsenal von Gabeln, Zangen, Löffeln, Messern und anderen Instrumenten, die alle, wie ihr das Schlaftraining mitteilte, einem speziellen Zweck dienten. Während sie auf den ersten Gang gewartet hatte, hatte sich förmlich den Kopf zerbrochen und an die lange Liste von Speisen zu erinnern versucht, bei dem das jeweilige Werkzeug eingesetzt werden konnte und sollte.
Dann war der erste Gang serviert worden und sie war in kalten Schweiß ausgebrochen, als eine unidentifizierbare Speise nach der anderen an ihr vorbeigetragen worden war. Sie hatte sich umgeschaut, um zu sehen, was Val Con tat, hatte etwas davon genommen und etwas geknabbert, während sie pflichtschuldigst Konversation mit der Dame zu ihrer Rechten betrieben hatte. Sie hatte den Wein unangetastet gelassen aus lauter Angst, auch nur ein klein wenig beschwipst zu werden, jetzt, da ihre neue Familie sie beobachtete und beurteilte.
»Einen Drink«, sagte sie. »Einen großen Drink.«
»Sicher«, murmelte Val Con in ihr Ohr. Er legte eine Hand unter ihren Ellbogen. »Komm, wir setzen uns auf die Couch, Cha'trez … Rotwein? Weißwein? Jade? Canary? Ich glaube, ja, da ist auch Misravot, wenn du den vorziehst …«
Miri seufzte, lehnte sich in die Kissen und öffnete ihre Augen. Val Con hatte das Licht gedimmt – an der Decke funkelten leuchtende Nadellampen, der Teppich glitzerte wie neuer Schnee.
»Was weiß ich über Wein? Such du etwas aus.«
»Gut«, sagte er und goss blassen, grünen Wein in zwei Kristallgläser. Er brachte sie zur Couch und gab ihr eines, hob das seine zum Gruße.
»Auf Lady yos'Phelium, meine Liebe!«
Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Warum nicht auf Lord yos'Phelium?«
»Lord yos'Phelium war nicht mutig und begnügte sich mit Mittelmäßigkeit.« Er berührte ihre Wange. »Miri, du bist ein Schatz.«
»Wenn du meinst«, sagte sie und nippte am Wein. »Ich glaube, es ist
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