Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
Kritoulkas«, sagte Jason, als er sich nach links wandte und der still wartenden Sandy bedeutete, den Weg fortzusetzen, »mag so gut wie niemanden. Du bist offenbar akzeptiert worden, mein Freund. Immerhin hat sie dich am Leben gelassen.«
Val Con hatte sich verändert, dachte Shan und setzte sich neben ihn an den hastig zusammengezimmerten Konferenztisch des Sub-Commanders.
So hatte er empfunden, als sie beide sich gedanklich unterhalten hatten und Val Con die Befehle erteilt hatte, in deren Folge vier Mitglieder der Linie nach oder in die Nähe von Lytaxin gekommen waren und sich in Lebensgefahr befanden. Das Gedankengespräch hatte seine Aufmerksamkeit länger als erwartet beansprucht. Das größere Muster hatte dem Val Con entsprochen, wie er ihn kannte, und er damals hatte nicht die Zeit gehabt, dessen Feinheiten zu ergründen.
Jetzt, da Commander Carmody sich mit Sub-Commander Kritoulkas unterhielt, während sie auf die Ankunft von Val Cons Lebenspartnerin warteten, hatte er aber Zeit dafür.
Schäden. Mit seinen Heileraugen entdeckte er einen Pfad der Verwüstung durch Erinnerung, Herz und Gedanken. Dass nach dem Sturm der Vernichtung genug von Val Con yos'Peliums Essenz übrig geblieben war, um eine Heilung in Gang zu setzen, war schlicht ein Wunder.
Denn Heilung hatte es gegeben. Shan verfolgte auch deren Spur entlang dem brutalen Pfad der Vernichtung. Komplette Segmente waren nachgewachsen, andere waren damit noch zugange. Wieder andere Segmente waren nur geflickt, gestärkt und in das Ganze reintegriert worden – ein Ganzes, das erkennbar und unbestreitbar Val Con war.
Nur – anders.
Und jetzt zeigten sich die Anzeichen von Anspannung und Stress.
Shan blinzelte, konzentrierte sich auf das Gesicht seines Bruders und berührte dessen Hand.
»Val Con. Was ist dir zugestoßen?«
Der bewegliche Mund presste sich zusammen und Shan hörte Schmerz und etwas, das wie Scham(?) schmeckte, ganz am Rande der Reichweite seines Inneren Gehörs, doch die grünen Augen wandten sich nicht ab.
»Die Abteilung für Innere Angelegenheiten ist mir zugestoßen.« Er holte tief Luft. »Es tut mir leid, Shan!«
Leid? Shan schüttelte den Kopf, streckte seine Heilersinne aus und berührte erneut die Narben, die Schäden, so viele Schäden.
»Wie?«
Val Con lächelte humorlos. »Das willst du nicht wissen.«
»Dann sag mir wenigstens – mit Vorsatz?« Doch gerade, als er die Frage äußerte, fand er das Muster bereits unter den Schichten von Heilung und Narben. Nicht das Werk eines Heilers, nein. Aber das Werk von jemandem, der sich dessen Auswirkungen äußerst gewiss war, der die Folterung mit vorausschauender Gründlichkeit durchgeführt hatte.
Er blinzelte und sah wieder in die Augen seines Bruders.
»Ausgleich zu erreichen wird schwierig sein.«
»Ausgleich gemäß dem Kodex«, sagte Val Con, »ist keine Option.«
Shan nickte, sah, wie dies durch die Dunkelheit des Mannes schwang, der nun sein Bruder war. Früher hatte Val Cons Muster gefunkelt, aufgeleuchtet voller Energie und Leidenschaft. Diese veränderte Person zeigte keinen solchen Überschwang, doch die Leidenschaft war keinesfalls erloschen. Sie war eher konsolidiert, ein heißes, helles Glühen, tief in seinem Zentrum, aus dem Ort, den man seine Seele nennen mochte.
Aus jenem Zentrum, aus Val Cons Seele, entsprang das Konstrukt einer lebendigen, opalisierenden Flamme, die sich kräftig und vollständig aus dem Teil wölbte, der Val Con ausmachte, und einen gleichwertigen und passenden Ursprung fand – in der glitzernden, dickköpfigen Essenz, die Miri Robertson war.
»Hi Boss.« Ihre Stimme riss ihn aus der Betrachtung dieser erstaunlichen Struktur und zurück in die reale Welt. Sie glitt in den leeren Stuhl zu Val Cons Linken und nickte Shan freundlich zu. Ihr Yxtrang stellte sich beschützend hinter sie – nein, korrigierte sich Shan, hinter sie beide.
»Du hast deinen Bruder gefunden, wie ich sehe.«
»Cha'trez!« Val Cons Lächeln war so sanft, dass Shan einen Knoten in seinem Magen fühlte, selbst als er die Flammen der Partnerverbindung zwischen ihnen funkeln und knistern sah, von Seele zu Seele.
»Nelirikk.« Val Con hatte sich in seinem Stuhl umgedreht und wandte sich an den Yxtrang. »Ihnen geht es gut?«
»Sehr gut, Scout. Wir haben auf dem Feld Ruhm für die Truppe erworben und zwei Flaggen erobert, die nun unter der unseren hängen.«
Val Con hob eine Augenbraue und sah seine Lady fragend an. »Haben wir jetzt eine
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