Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
Ende.« Der Schalter wurde erneut umgelegt und schnelle, goldene Finger tanzten über das Pult, grüne Kontrollleuchten erwachten unter der magischen Berührung zum Leben. Liz hörte das zahnschmerzerregende Kreischen, als die Magnetfelder sich aufbauten; fühlte den Andruck einsetzen – und wurde plötzlich in den Sitz gepresst, die Sicherheitsgurte saßen stramm.
»Uuuuuuff!«
Violette Augen flackerten kurz in ihre Richtung und die Beschleunigung ließ etwas nach. Liz holte tief Luft und versuchte, ihr pochendes Herz zu beruhigen.
»Ihr Bruder wirkt gegen Sie wie ein Sonnenschein!«, schnarrte sie und sah wieder die Flüchtende fallen, in den Rücken geschossen, und die Frau neben ihr die Waffe ruhig einstecken und sich umdrehen, um die Hülle des Schiffes auf Schäden zu untersuchen.
Nova lächelte schwach. »Warten Sie, bis Sie meinen älteren Bruder treffen«, sagte sie, während ihre Hände weiter über die Kontrollen blitzten. Es gab nur ein leichtes Zittern, als sie auf volle Triebwerkskraft schaltete. »Er braucht eine Stunde, um Ja zu sagen – und zwei für ein Nein.«
»Wahnsinn«, murmelte Liz und versuchte, irgendwie ordentlich in dem viel zu kleinen Sessel zu sitzen. Sie gab es auf, als sie den Orbit erreichten und der Antrieb runtergeschaltet wurde; dann schaute sie zur Pilotin und holte tief und vorsichtig Luft.
Nova yos'Galan saß steif in ihrem Sessel, die Fäuste um die Lehnen geklammert, die Augen zugedrückt, die Lippen zu einem schmalen, bleichen Streifen zusammengepresst. Sie zitterte. Stark.
Liz räusperte sich. »Sind Sie getroffen worden?«, fragte sie, obgleich sie wusste, absolut wusste, dass das nicht sein konnte.
Nova bewegte sich, öffnete die Augen und schloss sie sofort wieder, als könne sie den Anblick des Kontrollpultes nicht ertragen. Sie holte stoßweise Luft und lehnte sich dann mit einer hölzernen Bewegung zurück.
»Ich habe nie zuvor jemanden … getötet«, sagte sie, ehe sie erneut zu atmen versuchte.
»Ah, verdammt …« Liz dachte darüber nach, sah den Tod des Rennenden nun in einem ganz anderen Licht. Sie machte ihre Gurte los und holte den Flachmann aus ihrer Tasche, öffnete ihn und goss einen großzügigen Schluck ein.
»Bitte!«
Violette Augen verengten sich zu Schlitzen. Liz reichte ihr den kleinen Becher, ermunterte sie. Nova schloss ihre Augen.
Liz seufzte. »Als Rotkopf – Miri – ihre erste Action hatte«, sagte sie, als ob sie Konversation betriebe, »hat sie einen Schluck hieraus genommen.«
Die Augen öffneten sich wieder, schauten auf den Becher. »Hat es geholfen?«
»Das Zittern«, sagte Liz leichthin. »Es hilft gegen das Zittern, Mädchen. Gegen das andere hilft nur Erfahrung.«
Eine kleine Hand auf der Armlehne entspannte sich, nahm den Becher. Liz nickte.
»Auf einen Schluck runterstürzen«, riet sie. »Nicht dran nippen wie an hundertjährigem Brandy. Es ist nur Kynak. Los!«
Gehorsam hob Nova den Becher und schluckte den Inhalt herunter wie Medizin.
»Ah!« Tränen standen in ihren Augen und rannten die Wangen hinunter, sie hustete und Liz schlug ihr auf den Rücken und nahm ihr dann den Becher ab.
»Getrunken wie ein Söldner!«, sagte sie fröhlich und schüttelte dann, plötzlich wieder ernst, den Kopf.
»Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass man nicht jeden auf dem Schlachtfeld töten muss«, sagte sie in leichtem Tonfall, ohne Urteil oder Verdammung darin. »Es gab keinen echten Grund, die Letzte zu töten. Sie lief einfach nur fort.«
Nova schüttelte den Kopf, öffnete die Gurte und seufzte. »Sie verstehen nicht.«
»Erklären Sie es«, bat Liz, immer noch mit leichtem Tonfall.
Nova seufzte. »Es gibt Gefahr«, sagte sie. »Ich sagte Ihnen, dass es Gefahr gibt. Mein Bruder … es gibt … Personen … die ihn jagen. Diese hier – sie feuerten auf die Erste Sprecherin. Es ist die Pflicht der Ersten Sprecherin zu überleben, um dem Clan zu dienen.«
Liz starrte sie an. »Erste Sprecherin? Mädchen, ich bin keine Erste Sprecherin – das war nur, was der Liadenfreund von Rotkopf …«
» Ich bin Erste Sprecherin«, sagte Nova mit flacher Stimme. »Erste Sprecherin von Clan Korval. Ich darf kein Risiko eingehen.«
Liz dachte darüber nach, als sie die Flasche erneut öffnete und sich selbst einen Schluck genehmigte, und schüttelte schließlich den Kopf.
»Ich kann verstehen, warum Sie das so sehen. Aber Sie sagten, dieser Bruder hat seinen eigenen Ärger – zusätzlich zu den Problemen, die er und
Weitere Kostenlose Bücher