Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
»Mit all den Yxtrang da draußen?«
»Nun«, sagte Shan mit einer Gelassenheit, von der Priscilla sofort gefühlt hätte, dass sie nur vorgetäuscht war, »ich glaube nicht, dass sie so bald abreisen werden, oder?«
»Du wirst da nicht herausgehen und den Waffenträger reparieren!«
Shan hielt inne, das Weinglas auf halbem Weg zu seinen Lippen, das Gesicht voller Unglauben. »Bitte, Priscilla? Ich glaube nicht, dass ich dich richtig gehört habe!«
Schwarze Augen blitzten auf und ihr Mund verkniff sich unheilvoll. »Du hast mich gehört.«
»Nun, wenn du es so willst, habe ich es.« Er ging rüber zur Bar und stellte das volle Glas neben die Karaffe, eher sich mit einem Stirnrunzeln ihr wieder zuwandte. »Muss ich dich daran erinnern, dass ich der Kommandant dieses Schiffes bin?«
»Ein Grund mehr, hier zu bleiben und jemand anderen die Arbeit tun zu lassen!«, schrie sie, den Körper angespannt wie eine Harfensaite, mit einer Ausstrahlung von Emotionen, die bei Shan Zahnschmerzen verursachte.
Er holte tief Luft. »Ich vermute, du hast auch schon jemanden vorgesehen?« Er sorgte dafür, dass keine Ironie hörbar wurde.
Priscilla starrte. »Ja, habe ich. Mich.«
»Oh, viel besser!«, stimmte er zu und diesmal war die Ironie nicht zu überhören.
Er wurde von dem Aufflammen der Hitze an seinen Wangen gewarnt, hatte Zeit, noch einen Gedanken zu denken und nach etwas zu greifen, ehe der Wein aus dem Kelch schoss und durch Priscillas Wut gelenkt in einem Sturm blutroter Tropfen nur eine Haaresbreite von seinem Gesicht entfernt zerplatzte.
»Oh Schatz«, sagte Shan sanft und schaute auf den Teppich. »Wir haben ganz schön was angestellt, Priscilla!«
»Was …« Sie sah reichlich verdattert aus, wie es auch sein sollte. Die Energie, die man benötigte, um eine kohärente Menge Wein zielgerichtet so weit zu dirigieren, ohne den Kelch dabei zu zerbrechen, war erheblich. Sie schloss ihre Augen und murmelte etwas, das in Shans Ohren klang wie »Mutter, gib mir Geduld!«, ehe sie sie wieder öffnete.
»Shan«, sagte sie vorsichtig. »Was ist das?«
»Das?« Er erhaschte einen Schimmer von dem, was sein Konstrukt in ihren Inneren Augen darstellen mochte und lächelte.
»Oh, das! Nun, ich weiß nicht, wie es passiert ist, Priscilla, aber ich hatte plötzlich Sorge, dass du vielleicht ein Glas Wein in mein Gesicht schütten möchtest. Daher hielt es für angebracht, eine Art Schild zu besorgen. Halte ich für ziemlich clever, vor allem bei so einer überraschenden Handlung. Aber ich hätte vielleicht etwas anderes nehmen sollen, denn wenn ich mir den Teppich so ansehe, und alles voller Flecken …«
»Vergiss den Teppich! Shan!« Emotionen einer anderen Art kamen zum Vorschein und er merkte, wie sich seine eigenen Augen zu füllen begannen, als sie bereits mit Tränen auf ihn zukam und sein Gesicht in die Hände nahm.
»Shan, um unserer Liebe willen, geh da nicht raus! Etwas … etwas Schreckliches wird passieren. Ich …«
Sanft hob er seine eigenen Hände, ließ seine Finger durch ihre schwarzen Locken gleiten und schaute ihr direkt in die Augen. »Eine Vorahnung, Priscilla? Etwas, von dem du weißt, dass es passiert?«
Seine Handflächen waren feucht von ihren Tränen. Er sah die Unsicherheit in ihren Augen, bevor sie den Kopf schüttelte. »Ich … bin mir nicht sicher.« Wieder kochten die Emotionen hoch. »Lass mich es tun! Die Tests …«
»Die Test zeigen, dass du exzellent im Bereich manuelle Arbeit und sehr gut im Bereich Reaktionsschnelligkeit bist, in beidem zusammen sehr gut. Die gleichen Tests zeigen, dass der Captain in beiden Bereichen durchgehend exzellent abschneidet. Wir haben zwei Meisterpiloten auf diesem Schiff – den Captain und den Ersten Maat. Es ist vernünftig, dass einer davon immer im Schiff bleibt. Da ich bessere Testergebnisse im Reparaturbereich habe – gerade so, ich gebe es zu – und da Geschwindigkeit und Fingerfertigkeit bei der Reparatur wohl besonders gefragt sind, bin ich die beste Wahl.« Er seufzte und ließ alle Schilde fallen, damit sie die Wahrheit in ihm sehen konnte.
»Dies ist keine Heldentat, ich schwöre es dir. Wenn Ren Zel, Seth oder Thrina es besser könnten, wäre die Aufgabe die ihre.«
Priscilla sah besorgt drein. »Aber nicht meine«, murmelte sie.
Wahrheit war Wahrheit, und sie schuldeten sich als Lebenspartner diese Wahrheit. »Nur«, gab er zu, »wenn man mich dazu zwingt.«
Sie machte einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Du
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