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Flucht übers Watt

Titel: Flucht übers Watt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er wohl.«
    »Waren andere Drogen im Spiel?« Der Kommissar drückte die Zunge auf die Zähne und ließ kurz etwas Luft hindurchzischen.
    »Andere Drogen? Nein«, log Harry.
    »Eins müssen wir noch mal festhalten.« Kommissar Seehase hielt kurz inne. »Wann sind Sie von Sylt losgefahren? Und wann sind Sie auf Amrum angekommen?«
    »Ich weiß es gar nicht so genau. Nach Mitternacht muss es wohl gewesen sein, dass wir los sind.«
    Harry zündete sich eine Camel an. Seine Chesterfields hatte er hier in Nebel nicht bekommen.
    |194| Seehase guckte in seinen Ordner. »Das deckt sich mit den Aussagen, die der Sylter Kollege von einer Frau – äh – Konerding hat, bei der diese – äh – Party wohl stattgefunden hat.« Er nahm die Brille ab, sah Harry kurz an und setzte sie wieder auf.
    »Eine Sache ist merkwürdig, Herr Heide.«
    Der Kaffee roch nach kaltem Schweiß. Harry nahm einen Schluck.
    »Ich hab hier eine Aussage von Frau Scheuermann-Heinrich.«
    Harry zuckte innerlich zusammen.
    Der Beamte sah von seiner Akte auf. »Sie will grade diese Zeit, so gegen Mitternacht, mit Ihnen verbracht haben.«
    Harry wusste ja von Silva Scheuermanns Aussage. Aber damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Der Kaffee brannte in seinem entzündeten Hals.
    »Mit mir?«, brachte er heiser heraus.
    Der Gesichtsausdruck des Kommissars blieb unverändert regungslos. Er zuzelte mit der Zunge an den Zähnen. »Angeblich haben Sie gestern Nacht zusammen Tee mit Rum auf dem Zimmer von Frau Scheuermann-äh-Heinrich, getrunken, sagt sie.«
    » T-Tee mit Rum?« Harry brachte das »T« kaum heraus.
    »Dabei sind Sie sich dann wohl, wie soll ich sagen, nähergekommen. Frau Scheuermann-Heinrich hat da nur Andeutungen gemacht.« Der kleine Kommissar guckte verschwörerisch. »So genau will ich das gar nicht wissen. Ich bin ja nicht von der Sittenpolizei.« Er gab ein kurzes meckerndes Lachen von sich.
    |195| Harry sah ihn entgeistert an. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt sagen sollte. Offensichtlich wollte Silva Scheuermann ihm ein Alibi geben. Aber warum? Wollte sie sich an ihn ranmachen? Wohl eher an seine Bilder. Auf jeden Fall brachte sie ihn mit diesem falschen Alibi in eine unangenehme Lage. Er konnte nicht gegen Mitternacht mit ihr auf dem Zimmer gewesen sein. Er war zu dieser Zeit auf einer Party auf Sylt. Das konnten zig Leute bezeugen. Und außerdem: Wenn er irgendetwas nicht mochte, dann war das Tee mit Rum.
    Der Kommissar nahm einen bedächtigen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Dann setzte er sie sorgfältig ab.
    »Ich glaube, diese Sache mit Frau Scheuermann-Heinrich müssen Sie mir erklären, Herr Heide.«
    Harry überlegte fieberhaft. Aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er starrte auf die Kacheln mit den Walfängern und dann wieder hoch in das unbewegte Gesicht des Kommissars, das ohne Hals direkt auf dem gelben Hemdkragen saß. Er musste jetzt irgendetwas sagen.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie sie darauf kommt. Es stimmt schon – wir sind uns auf dem Flur begegnet, als ich nach Hause kam. Aber das war natürlich viel später.« Ihm fiel nichts anderes ein, als einfach die Wahrheit zu sagen.
    »Kein Tee mit Rum?«
    » N-Nein .«
    »Wie kommt Frau Scheuermann-Heinrich dann bloß zu ihrer Aussage?«
    |196| »Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht   ... « Harry zögerte.
    »Ja?«
    »Vielleicht geht da ihre F-Fantasie mit ihr durch.«
    »Sie meinen   ... Sie hätte das gern. Tee mit Ihnen auf ihrem Zimmer?« Diesmal lachte Seehase nicht.
    »Ich weiß es nicht. Aber es könnte sein. Sie guckt immer so.«
    »Sie guckt also, soso.«
    Harry hatte den Eindruck, dass Seehase ihm kein Wort glaubte. Diesmal drückte der Kommissar die großen elfenbeinfarbenen Zähne einfach mit seinem Daumen an den Gaumen. Anschließend zutschte er ausgiebig mehrmals hintereinander.
    »Na ja, lassen wir das.« Er zog ein Foto aus seinem Ordner.
    »Ist Ihnen ein Heinz Störjohann bekannt?«
    »Heinz – wie bitte?«
    »Störjohann.« Seehase schob ihm das Foto herüber. Dabei sah Harry, dass dem Kommissar an seiner rechten Hand der Ringfinger fehlte. Das war ihm vorher gar nicht aufgefallen.
    Den Mann auf dem Bild erkannte er natürlich sofort. Es was der Fährmann von der »Wyker Dampfschiffs-Reederei«. Auch auf dem Foto, das aussah wie aus den offiziellen Arbeitspapieren, guckte der Typ aggressiv, obwohl er lächelte. Er trug seine Schiffermütze. Harry betrachtete das Bild und tat, als ob er überlegte.
    »Ich weiß nicht recht. Kann

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