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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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Taylor, Smith und Washington.«
    Ich sagte: »Carsons Mine schürft unser tägliches silbernes Wohl. Das ist raffiniert. Welche Straße ist da vor uns?«
    »Das ist die Mill Street«, erklärte Belle. »In die biegen wir ein & gehen dann in die gleiche Richtung zurück zu meinem Haus in der D Street. Auf direktem Weg wäre es eigentlich ein Katzensprung, aber du siehst ja: Da ist Chinatown und der steile Felsvorsprung und der Holzladeplatz und der aufgeschüttete Minenstaub und so, aber keine Querstraßen.«
    Sie hatte recht. Ich konnte über uns die nächste Straße sehen, aber keinen Weg, um zu ihr zu gelangen.
    »Was machst du hier in Virginia, P. K.?«, fragte Belle Donne, während wir weitergingen.
    Mir war schwindlig, also atmete ich tief ein & sagte: »Einige als Indianer verkleidete Desperados haben gerade meine Pflegeeltern umgebracht und sind hinter mir her. Ich konnte nur entkommen, weil ich auch wie ein Indianer angezogen bin. Ich glaube nicht, dass sie damit gerechnet haben.«
    »Oh.« Sie fuhr sich mit den Fingern an ihren Hals & blieb stehen. »Warum haben sie deine Pflegeeltern umgebracht? Und warum sind sie hinter dir her?«
    Wir waren vor einer Wäscherei stehen geblieben. Auf dem Schild standen einige chinesische Schriftzeichen &darunter: HONG WO, WÄSCHER. Ein Junge, der etwa in meinem Alter war oder etwas älter, befand sich im Hof davor. Er kehrte uns den Rücken zu & hängte mit Wäscheklammern Laken auf. Er trug ein ausgeblichenes blaues, kragenloses Hemd & lose blaue Hosen & eine staubige schwarze Kappe. Außerdem hatte er einen langen schwarzen Zopf.
    Belle schaute mich an & ich sie.
    Ich sagte: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen vertrauen kann. Die Postkutsche hat uns an der C Street abgesetzt, und Sie wohnen in der D Street. Warum sind Sie dann hier unten in der F Street? Ich vermute, Sie sind mir gefolgt.«
    Belle lachte. »Ich bin hier runtergekommen, weil ich Wäsche von Mr Yup abholen wollte, aber sie war noch nicht fertig. Dann sah ich, wie du drauf und dran warst, das giftige Wasser zu trinken, und dachte, es sei meine christliche Pflicht zu helfen.« Sie lächelte und fächerte sich Luft zu. »Also erzähl mir, warum diese Männer hinter dir her sind.«
    Ihr Lächeln war so hübsch, dass ich vermutete, es müsse sich um Lächeln Nr. 1 handeln: das echte Lächeln.
    »Ich glaube, sie wollen das hier«, sagte ich. Ich zog meinen Medizinbeutel hervor, holte den Brief heraus & reichte ihn ihr.
    Sie nahm & öffnete ihn, runzelte aber die Stirn, als sie ihn sah. »Seh ich aus wie ’ne Schullehrerin?«
    Ich dachte an Miss Marlowe in Dayton, die immer dunkle Farben, lange Ärmel und zugeknöpfte Stehkragen trug. »Nein, Ma’am«, sagte ich. »Sie sehen nicht aus wie eine Schullehrerin.«
    Sie seufzte tief und verdrehte die Augen. »So hochgestochenes Zeug kann ich nicht lesen. Lies es mir bitte vor.«
    Ich las es ihr vor.
    »Also, P. K.«, sagte Belle Donne, als ich fertig war. »Ich glaube, dieser Brief ist eine Art Testament. Ich habe nie von Pleasant Town oder Sun Peak gehört. Aber es könnte sich um Land hier in der Gegend handeln, weil die große Grenze darin vorkommt.«
    »Was ist die große Grenze?«, fragte ich.
    »Es ist die Erhebung am Berghang, über die wir hierhergekommen sind und die es unseren Pferden so schwergemacht hat. Sie liegt zwischen Virginia und Gold Hill.«
    Ich sagte: »Meinen Sie, ich könnte Geld für diesen Brief bekommen?« Mir fiel auf, dass der chinesische Junge mit dem Aufhängen der Laken aufgehört hatte & uns beobachtete.
    »Da bin ich mir sicher«, sagte sie. Ihre Augen strahlten hell. »Wenn Desperados ihn so dringend haben wollen, dass sie dafür Leute umbringen, nun, dann ist er vermutlich mindestens 1000 Dollar wert. Du solltest den Brief zum Recorder’s Office bringen und dort vorzeigen. Oder vielleicht zu einem Anwalt.«
    Ich sagte: »Anwälte sind die Gefolgschaft des Teufels. Mit denen will ich nichts zu tun haben.« Ich faltete den Brief zusammen & steckte ihn in meinen Medizinbeutel zurück. »Wo ist das Recorder’s Office?«
    »Es gibt eins oben auf der A Street, in der Nähe der Sutton Street, gegenüber von der Zeitung. Ich glaube, es gibt auch eines in Gold Hill auf der anderen Seite der großen Grenze.«
    Ich sagte: »A Street, Nähe Sutton.« Dann wiederholte ich: »Carsons Mine schürft unser tägliches silbernes Wohl.«
    Belle Donne blickte die F Street hinunter, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ihre Augen waren

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