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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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ausgeblichener schwarzer Spitze besetzt & hatte meiner Einschätzung nach wohl auch schon bessere Tage gesehen. Ihr Fransen-Sonnenschirm passte zum Kleid. Sie trug außerdem einen perlmuttfarbenen Fächer und eine schöne, mit Perlen besetzte Handtasche bei sich.
    Sie legte ihren Kopf zur Seite und sagte: »War das nicht nett von dem Kutscher, dass du dein Zwanzig-Dollar-Goldstück behalten durftest?«
    Ich fragte: »Sind Sie eine gefallene Taube?«
    Die Augen der Frau öffneten sich weit. Sie waren so blau wie der Himmel über uns.
    »Ich frage nur, ob Sie eine gefallene Taube sind, weil mein verstorbener Pa immer gesagt hat, dass Frauen, die rote und schwarze Spitze tragen, normalerweise gefallene Tauben sind. Aber wie ich sehe, haben Sie ein Korsett an, also bin ich mir nicht sicher.«
    »Nun – ja«, sagte sie und fächerte sich Luft zu. »Ich nehme an, du könntest mich eine gefallene Taube nennen – allerdings ist es nicht gerade höflich, jemandem so was direkt ins Gesicht zu sagen. Ich bevorzuge die Bezeichnung Schauspielerin.«
    »Tut mir leid, Ma’am«, sagte ich. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Nun, dann nichts für ungut.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Kannst du mir mal sagen, warum du angezogen bist wie ein Indianer, aber wie ein Amerikaner sprichst?«
    »Ich bin zur Hälfte weiß, Ma’am. Mein Name ist P. K. Pinkerton.«
    »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, P. K. Ich heiße Belle Donne.«
    Sie streckte ihre Hand aus. Ich schüttelte sie. Die Frau trug staubige schwarze Handschuhe und roch nach Rosenöl & Whiskey.
    »Ich habe gerade einen befreundeten Gentleman drüben in Como besucht«, sagte sie, »aber ich lebe hier in Virginia, in einem Schuppen oben auf der D Street.«
    »Wie können Sie denn in einem Schuppen leben?«, fragte ich.
    Sie antwortete: »Ach, hier in Virginia nennt man ein Ein-Zimmer-Holzhaus so. Du musst zum ersten Mal hier oben sein.«
    »Ja, Ma’am. Wir sind erst vor vier Monaten nach Dayton gezogen.«
    Sie lächelte noch immer. »Würde es dir gefallen, wenn ich dich herumführe?«
    Ich nickte und war froh, dass mir ein Einheimischer die Stadt zeigte, selbst wenn es sich um eine Frau aus einfachen Verhältnissen handelte, die sich manchmal gegen Geld mit Männern verlustierte.
    Belle deutete mit ihrem Fächer auf die staubige Straße. »Das ist die F Street. Die Leute hier nennen die Gegend Chinatown. Viele verachten die Celestials und dulden sie nur, weil sie die besten Wäscher sind. Wie auch immer, ich mag die Chinesen hier. Ich finde, sie haben ein ausgeglichenes Gemüt & sind angenehm ruhig. Ich wohne oben auf der D Street, aber ich will in die A Street ziehen, sobald ich mir einen reichen Bankdirektor oder Spekulanten geangelt habe. Siehst du sie da oben?« Sie benutzte ihrengeschlossenen Fächer, um den Berg hinauf zu deuten. »Die begehrenswertesten Häuser sind ganz oben. Da gibt’s fast keine Schießereien.«
    »Schießereien?«, wiederholte ich.
    »Es kommt oft vor, dass Männer auf freier Straße aufeinander schießen. Aber die denken sich nichts dabei. Es ist bloß so, dass die Leute hier in Virginia viel Schnaps trinken und jeder eine Waffe trägt.«
    »Tragen Sie eine Waffe?«
    »Natürlich.« Sie griff ins Dekolleté ihres tief ausgeschnittenen Kleides & zog eine kleine Deringer-Handpistole mit graviertem Lauf und einem Griff aus Walnussholz hervor.
    Ich musste schlucken. Mein Pa hatte mich vor Virginia City gewarnt. Ich war noch keine zwei Minuten hier & hatte bereits eine Pistolen schwingende, gefallene Taube getroffen & von betrunkenen Mördern auf der Straße gehört.
    Sie sagte: »Das Ding sieht vielleicht klein aus, aber es hat ein paar Überraschungen in petto.« Sie verstaute die Deringer wieder & sagte: »Carsons Mine schürft unser tägliches silbernes Wohl.«
    »Wie bitte?«
    Wir hielten uns jetzt nördlich, und der Berg lag zu unserer Linken. Belle Donne sagte: »Als ich vor drei Monaten hierhergezogen bin, habe ich mir eine gute Methode ausgedacht, um die Namen der Straßen auswendig zu lernen. Die Straßen mit den Buchstaben verlaufen von Norden nach Süden und sind so flach wie Pfannkuchen. Doch es sind die Seitenstraßen, die es in sich haben. Sie sindwirklich steil und ihre Namen sind nicht so leicht zu merken wie das ABC. Also habe ich mir einen Satz ausgedacht, der alle Anfangsbuchstaben enthält: Carsons Mine schürft unser tägliches silbernes Wohl. Das steht für Carson Street, Mill Street, Sutton, Union,

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